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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Überschrift:
Piesberg-Team will Rundweg erweitern
Zwischenüberschrift:
Johannissteine sollen zugänglich gemacht werden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Geheimnisumwittert und Jahrmillionen alt sind die Piesberger Johannissteine auf der Grenze zwischen Wallenhorst-Lechtingen und Osnabrück-Pye. Doch wer sie besichtigen will, muss über Ortskenntnis verfügen, kein ausgeschilderter Weg führt dorthin. Das will das Piesberg-Team um den Osnabrücker Ratsvorsitzenden Josef Thöle (CDU), den städtischen Fachbereichsleiter für Umwelt und Klimaschutz Detlef Gerdts und den Archäologen Bodo Zehm ändern.

Seit 1992 gibt es den Rundwanderweg am Piesberg und seine Initiatoren haben ihn stetig erweitert, immer dann, wenn die Gesteinsabbauarbeiten der Firma Cemex es zuließen. Mittlerweile ist der Weg gut zehn Kilometer lang. Mit den Johannis steinen verbinden wollen die Initiatoren jetzt die östliche Aussichtsplattform " Steinbruch" nahe den Wasserhochbehältern der Stadtwerke.

Dieser Weg bietet einen neuen, spektakulären Ausblick auf den Steinbruch, ist aber noch nicht abgesichert und stattdessen gesäumt von Schildern mit dem Hinweis: Lebensgefahr. Unter anderem deshalb sind die Johannissteine auf den aktuellen Übersichtsplänen am Piesberg mit dem Hinweis " Derzeit nicht zugänglich" gekennzeichnet.

Wenige Meter von den Johannissteinen entfernt geht es rund 60 Meter tief steil in den Steinbruch hinab. " Hier muss ein Zaun hin", kommentiert Gerdts. Die Landschaftsarchitekten vom Osnabrücker Servicebetrieb planten derzeit, wie sich das Areal am besten absichern lasse. Doch letzten Endes müsse Cemex grünes Licht für das Projekt geben, es werde verhandelt. Die Kosten für Zäune und neue Infoschilder seien " nicht erheblich", so Gerdts, und könnten von der Stadt aus dem laufenden Budget beglichen werden. " Am schönsten wäre hier oben noch eine Aussichtsplattform", sagt er. " Da müssen wir aber bestimmt noch zehn Jahre warten." An der Klippe zum Steinbruch steht noch eine eiserne, reichlich verrostete Röhre aus der Zeit des früheren Steinabbaus. In der Sprengkammer waren die Arbeiter einigermaßen geschützt vor herumfliegenden Felsbrocken.

300 Millionen Jahre älter als die Sprengkammer sind die Johannissteine die letzten Überbleibsel der ursprünglichen Felsrippe und damit Naturdenkmal. 1789 wurde die Formation erstmals urkundlich erwähnt, erläutert der Stadt- und Kreisarchäologe Bodo Zehm.

Dass sie mehr sind als nur ein Naturdenkmal, haben die Steine den rätselhaften eingemeißelten Fußabdrücken zu verdanken. Bis 1929 war von den denen aber in keinem Schriftstück die Rede, hatte der Piesberg-Anwohner Günter Flake in den 1970er-Jahren einmal in einem Vortrag vor Archäologen zusammengefasst. Der Name " Johannissteine" stamme wohl daher, dass dort einst Johannisfeuer entzündet wurden. Doch die Abdrücke? Waldarbeiter etwa dachten, der heilige Johannes habe von den Steinen aus gepredigt. Erst in den 1970er-Jahren bekannte ein Haster, dass sein Vater und Onkel 50 Jahre zuvor die Steine bearbeitet hätten. Und warum? Sein Onkel, von Beruf Lehrer, habe nach seiner Pensionierung ein Märchenbuch schreiben wollen, und die Spuren sollten als Aufhänger dienen.

" So wird ein Stück Natur vor der Stadt zu einem Stück Kultur", sagt Bodo Zehm. " Der Piesberg ist daher nicht nur Natur-, sondern auch Kulturgeschichte." Die Johannissteine seien dafür " das herausragendste und älteste Beispiel". Ein anderes ist der etwas weiter östlich liegende Knieanbetungsstein. " Man kann an solchen Beispielen sehen: Der Piesberg hat immer eine große Attraktivität besessen", so Zehm. Dann und wann wurde eben nachgeholfen. " Heute würde man sagen: Tourismusmarketing." Wenn nur nicht immer wieder versucht worden wäre, die Natur- und Kulturdenkmäler ideologisch zu missbrauchen. So wollten die Nationalsozialisten den Piesberg als Zentrum einer altgermanischen Kultur darstellen. " Blanker Unsinn", sagt Zehm.

Der Pyer Josef Thöle betont, dass es die " vielen Mosaiksteine" seien etwa die Dampflokfreunde, die alte Steinbrecheranlage, das Arboretum mit dem Mammutbaum und eben auch die Johannissteine –, die den Piesberg als Kultur- und Landschaftspark ausmachten. Manches war über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten. Der Knieanbetungsstein war lange Zeit zugeschüttet und sei erst dank des ehemaligen Cemex-Betriebsleiters Sigmund Nentwig wiederentdeckt worden, so Thöle; das Arboretum am Osthang des Berges wiederum wurde dank eines ehemaligen Lechtinger Lehrers wieder bekannt. " Für uns waren früher Familienausflüge zu den Johannissteinen Standard", erinnert sich Thöle und wünscht sich, dass es bald vielen Erholungssuchenden ähnlich gehe wenn die Steine zugänglich werden.

Weitere Bilder auf www.noz.de
Bildtext:
Ein Zaun muss her, damit die Johannissteine mit ihren geheimnisvollen Abdrücken in den Rundweg integriert werden können.
Fotos:
Jörn Martens
Autor:
Sandra Dorn


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