User Online: 6 | Timeout: 11:33Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Bei Eklöh einkaufen wie in Amerika
Zwischenüberschrift:
Die ersten Supermärkte Europas
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Leuchtend rote Tomaten, exotische Ananas, bunte Paprika, aber auch schon ein Ausblick auf " amerikanische" Konsumgewohnheiten in Gestalt von " Libby′s"- Konserven das war der Supermarkt Eklöh am Jürgensort um 1956. Es ging aufwärts im Wirtschaftswunderland, die Zeiten der Lebensmittelkarten und der einfallslosen Schaufensterauslagen waren vorbei, das Einkaufsbudget der Hausfrauen wurde umworben.

Schon deutet sich eine erste Gesundheitswelle an: Mangelernährung mit der Sorge, ausreichend Fett und Kohlenhydrate zu bekommen, ist passé. " Eßt mehr Obst und Ihr bleibt gesund", heißt es da plakativ. Was die Werbefotografen schon damals vermochten für die Nachwelt festgehalten vom großen Osnabrücker Fotografen Georg Bosselmann –, wird beim Vergleich mit dem Schwarz-Weiß-Foto aus dem Zeitungsarchiv deutlich, das etwa aus der gleichen Zeit stammt. Darauf ist zu erkennen, dass die Kriegsfolgen im Stadtbild noch längst nicht überwunden waren. Der Katharinen-Kirchturm ist noch ein ausgeglühtes Stahlgerippe. Hauswände, denen die Nachbarhäuser fehlen, und eingeschossige Behelfsbauten beherrschen die Szene.

In so einem auf die Schnelle und ohne architektonischen Anspruch errichteten Bau war am Jürgensort 6-8 auch Eklöh untergebracht. Dabei waren die Anfänge der Handelsmarke in Osnabrück durchaus prachtvoller gewesen: Im Februar 1939 hatte Herbert Eklöh an der Großen Straße nach US-Vorbild den ersten SB-Laden Deutschlands und Europas eröffnet.

Das " Osnabrücker Tageblatt" klärte seine staunenden Leser damals auf: " Man nimmt einen der praktischen Drahtkörbe und geht ungeniert an alle Auslagen, an die Regale und Warenstapel heran und wählt nach Herzenslust."

Völlig neu war auch, dass Eingang und Ausgang durch getrennte Türen zu erfolgen hatten. 250 Quadratmeter Verkaufsfläche maß der erste Eklöh-Laden neben dem Universum-Kino. Eklöh hatte mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen: SB-Regale und Einkaufskörbe gab es nur als Sonderanfertigungen, vorverpackte Ware war weithin unbekannt. So verwundert es nicht, dass Eklöh mit diesem Laden kein Geld verdiente. Doch er glaubte an seine Idee. Schon bald kam am Jürgens ort eine weitere Filiale hinzu. Diese kennen ältere Innenstadtbewohner auch deshalb, weil im Untergeschoss ein Luftschutzraum eingerichtet war. Der ehemalige Weinkeller war für 90 Personen zugelassen, aber häufig überfüllt. Auch als das Gebäude darüber bereits in Trümmern lag, bot der Keller noch Schutz.

1956 öffnete der Laden am Jürgens ort in einem eingeschossigen Schlichtbau wieder seine Türen. Herbert Eklöh hatte stets eine besondere Beziehung zu Osnabrück, kam häufig mit seiner zweimotorigen Piper " Aztec" auf der Atterheide angeflogen und sah nach dem Rechten.

Eklöh bezeichnete sich gern selbst als Osnabrücker. Dabei war er gebürtiger Bochumer, Jahrgang 1905. Nach einer Drogistenlehre eröffnete er als 20-Jähriger dort sein erstes Geschäft. 1932 besaß er bereits mehrere Lebensmittelgeschäfte im Rheinland und kam 1933 erstmals mit einem " Großladen" auch nach Osnabrück. Der umtriebige " Pionier mit dem Charme eines Skilehrers", wie eine Gazette ihn beschrieb, hatte in Amerika das SB-Prinzip kennengelernt und probierte es zuerst in Osnabrück aus.

In den 1950er-Jahren wurde Eklöh zu einer schillernden Gestalt der Branche. Neben der Supermarkt-Kette in Deutschland besaß er Geschäfte auf Kuba. Er wurde sogar Honorarkonsul des südamerikanischen Landes. Rechtzeitig vor der Enteignung durch Fidel Castros Kommunisten stieß er seine karibischen Läden wieder ab. 1959 verkaufte Eklöh sein Imperium schließlich an die Warenhauskonzerne Hertie, Horten, Karstadt und Kaufhof. Er blieb aber nicht untätig und wurde Vorstandsvorsitzender der auf Süßwarenhandel spezialisierten Hussel-AG in Hagen und verzehnfachte dort den Umsatz in nur zehn Jahren. Später legte er den Grundstein für die Ladenketten Douglas, Thalia und Christ. Eklöh starb 1978 im Alter von 73 Jahren in Südfrankreich.
Bildtexte:
Die Kriegsfolgen waren noch unübersehbar: der Jürgensort mit Eklöh (im Flachbau hinten rechts) vor dem Hintergrund des ausgebrannten Kirchturms von St. Katharinen.
Die Baulücken sind längst geschlossen. Der Kirchturm dominiert die Szenerie aber auch heute.
An der alten Eklöh-Adresse, Jürgensort 6–8, wird auch heute Handel getrieben. Zwei Bekleidungs-Filialisten teilen sich die Immobilie.
Farbe in den ansonsten noch recht grauen Alltag brachte das Obst-Schaufenster des Selbstbedienungsmarkts Eklöh am Jürgensort um 1956. Gesunde Ernährung war schon damals offenbar ein Thema.
Fotos:
Archiv, Michael Gründel, Georg Bosselmann, aus: Wochenkalender 2013 des Museums Industriekultur.
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste