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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Glocken läuten zum Gedenken
Zwischenüberschrift:
Am 13. September 1944 erlebte Osnabrück einen verheerenden Bombenangriff
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Bombenhagel dauerte nur 14 Minuten, aber er brachte Osnabrück Tod und Vernichtung. Am 13. September 1944 vernichtete ein Lauftangriff der alliierten Streitkräfte große Teile Osnabrücks. Die Ausstellung " Nur 14 Minuten" im Rathaus und Exponate im Domforum erinnern an diesen Tag. Die Neue OZ widmet im hinteren Teil dieser Ausgabe dem Bombenhagel eine Sonderseite.

Zum Gedenken an die Toten des Zweiten Weltkrieges und die Zerstörung Osnabrücks im Bombenkrieg werden außerdem heute zur Zeit des Angriffs vor 70 Jahren zwischen 18.26 und 18.40 Uhr die Glocken des Doms und der Marienkirche läuten. Beide Osnabrücker Hauptkirchen wurden damals schwer getroffen und zerstört. Der Kirchenvorstand von St. Marien und das Domkapitel wollen mit diesem Trauergeläut auch eine Mahnung zum Frieden in der Welt verbinden.

" 16.19 Uhr Osnabrück Öffentliche Luftwarnung. […] 17.52 Uhr Osnabrück Fliegeralarm. […] 18.26 Uhr Bombenabwurf auf Osnabrück […] 18.50 Uhr Osnabrück Luftgefahr vorbei." So lautet der Text der Tages- und Ringleitungsmeldungen vom 13. September 1944. Der Luftangriff dauert von 18.26 bis 18.40 Uhr nur 14 Minuten. In dieser Zeit bombardieren 300 alliierte Flugzeuge die Stadt unter anderem mit 150 000 bis 200 000 Brandbomben. 179 Großbrände sowie 350 mittlere und 300 kleine Brände zerstören weite Teile Osnabrücks. 145 Todesopfer und 198 Verletzte werden gemeldet. Die Gas-, Wasser-, und Stromversorgung in der Innenstadt bricht zunächst völlig zusammen. Zehntausende Menschen werden obdachlos.

Die Ausstellung " Nur 14 Minuten" im 2. Obergeschoss des historischen Rathauses zeigt ab dem 13. September, der Kulturnacht, anhand von Fotos und Schriftstücken, wie der Angriff verlief und welche Folgen dieser hatte. " Jeder Besucher des Rathauses erhält in dieser kleinen Ausstellung einen intensiven Einblick in diese 14 Minuten und deren Folgen. Eine Verfügung des Oberbürgermeisters als Ortspolizeibehörde vom 15. September belegt zum Beispiel, dass 140 Kräfte, die zur Bergung der Leichen eingesetzt wurden, zusätzlich Zigaretten und Branntwein als besondere Ausgabe erhielten", so Presseamtsleiter und Initiator der Ausstellung, Sven Jürgensen.

" Mit den Auswirkungen der Luftangriffe haben wir heute noch zu tun", erläutert Oberbürgermeister Wolfgang Griesert. " Experten gehen von schätzungsweise 4000 Blindgängern in Osnabrück aus. Über 2000 Verdachtspunkte sind bereits überprüft worden." Die Bilanz der vergangenen Jahre: Fünf Blindgänger mussten vor Ort gesprengt werden, 12 Blindgänger wurden zur Sprengung abtransportiert, 122 Sprengbomben wurden entschärft, 59 Zerscheller oder Brandbombencluster ohne Explosionsgefahr wurden freigelegt und anschließend entsorgt. " Seit Mitte 2000 gab es 64 Evakuierungsmaßnahmen aufgrund des Verdachtes eines Blindgängers. Mit jedem entschärften Blindgänger wird Osnabrück sicherer", so Griesert.

Nina Hoss vom Presseamt hat in verschiedenen Archiven recherchiert und die Materialien zusammengestellt. " Eindrucksvolle Fotos werden um Informationen der meist behördlichen Schriftstücke ergänzt, sodass der Betrachter schnell ein Gefühl für die Situation am 13. September und danach erhält." Die Gestaltung der Ausstellung hat Janin Arntzen, Web-Designerin im Presseamt, übernommen.

" Wir wollen in Zukunft regelmäßig mit Wechselausstellungen im Rathaus auf Ereignisse der Stadtgeschichte aufmerksam machen", so Jürgensen. " Wir haben großartiges Material in den Archiven, und es gibt ein großes Publikum, das interessiert daran ist, sich auf diese Weise mit der Geschichte der Stadt zu beschäftigen."

Die Ausstellung im Dachgeschoss des Rathauses ist zu sehen während der Öffnungszeiten montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr, samstags von 9 bis 16 Uhr und sonntags von 10 bis 16 Uhr.

Auch das Domforum geht mit einigen Exponaten auf die Ereignisse vor 70 Jahren ein. Ein Gemälde des brennenden Doms von Karl Behling aus dem Jahr 1944 stellt das Inferno vor Augen, das nicht nur die Kathedrale, sondern die gesamte Stadt erfasste. Das Bild gelangte vor etwa 40 Jahren in den Besitz des Osnabrücker Künstlers Willi Witte, der es seinem Sohn Johannes vermachte. Von der heutigen Kulturnacht an wird es zusammen mit dem damals vom Turm gefallenen Wetterhahn und einer geborstenen Glocke in der Blickpunkt-Vitrine im Forum am Dom gezeigt. Darüber hinaus hat der Modellbauer Paul Hahn im Maßstab 1: 100 nach Fotovorlagen ein Modell des Domes mit seinen verbrannten Dächern gebaut, das nun in der Dauerausstellung zu sehen sein wird. Museumsdirektor Hermann Queckenstedt verweist darauf, dass die Besucher sich häufig für die Kriegsschäden am Dom interessieren.
Bildtexte:
Museumsleiter Hermann Queckenstedt (M.) präsentiert im Forum am Dom ein Bild des Malers Karl Behling aus dem Besitz von Johannes Witte (l.) und ein Modell des ausgebrannten Doms, das Paul Hahn gebaut hat.
Akribisch genau hat die Verwaltung im September 1944 nach dem verheerenden Luftangriff die durch die Bomben entstandenen Schäden aufgelistet. Dokumente, die in der Ausstellung " Nur 14 Minuten" gezeigt werden, sind beredte Zeugen dieser Zeit.
Foto:
Diözesanmuseum/ Pentermann, Jörn Martens
Autor:
Frank Henrichvark, Hermann Queckenstedt, Dietmar Kröger


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