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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Auch der Papst bewunderte den Turm
Zwischenüberschrift:
Bonnuskirche auf der Illoshöhe feiert 50-jähriges Bestehen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Reformator Hermann Bonnus kam vor 510 Jahren auf die Welt. Die nach ihm benannte Bonnuskirche ist noch längst nicht so alt, aber sie bringt es nun immerhin auch schon auf ein halbes Jahrhundert. Die Gemeinde feiert den runden Geburtstag mit einer Ausstellungseröffnung nach dem Gottesdienst am kommenden Sonntag und mit einem Kirchweih-Festwochenende vom 3. bis zum 5. Oktober.

" Wir haben für die Feier bewusst das Erntedank-Wochenende ausgewählt, weil wir Anlass haben zu danken", sagt Pastorin Doris Jäger, " es waren 50 gute Jahre, in denen eine lebendige Gemeinde erwachsen ist, die sehr vielen Menschen Orientierung und Ziel mit auf den Lebensweg gegeben hat." Genauso wichtig wie der Rückblick ist ihr aber, nach vorne zu schauen und mit den Gemeindegliedern zu beraten, wie das Gemeindeleben und der Verkündigungsauftrag in Zeiten von Spar-Diktaten und Stellen-Ausdünnungen fortbestehen können. " Zu meinen Zeiten zählte ich 3333 Schäfchen", sagt Günther Detering, der von 1973 bis 1990 Bonnus-Pastor war, " unter meinem Nachfolger Jürgen Schulz-Wackerbarth waren es irgendwann 2222, und heute stehen wir bei knapp unter 2000 Gemeindemitgliedern." Das ist in den Rechengrößen der Landeskirche zu wenig für eine eigenständige Gemeinde mit einem Vollzeit-Pastor. Kooperationen mit den Nachbargemeinden in Hellern und Hasbergen und der früheren " Mutterkirche" St. Katharinen sind angelaufen. Wie es einmal weitergeht, steht noch in den Sternen.

Schönster Nachkriegsbau

" Unser Kirchenbau zählt anerkanntermaßen zu den schönsten Nachkriegs-Neubauten in Norddeutschland, schon deshalb sind wir guten Mutes, dass er uns als Kirchenraum erhalten bleibt", sagt Pastorin Jäger und berichtet, dass das Verfahren zur Unterschutzstellung als Denkmal laufe. Dem Architekten Otto Andersen habe bei der zeltförmigen Gestaltung des Kirchenraumes das wandernde Gottesvolk vor Augen gestanden, das in der Wüste unter dem Zeltdach Schutz suchte. " Die Zeltform erinnert uns ganz aktuell wieder daran, dass auch wir unterwegs sind", ergänzt die Pastorin.

Und dann der einzigartige Kirchturm, Grundfläche fünf mal fünf Meter, 50 Meter hoch. Beim Rundgang durch die Ausstellung, die er selbst konzipiert und ausgestaltet hat, weist Günther Detering auf eine Skizze mit einem Größenvergleich hin. " Wir haben ja immer behauptet, dass unsere Kirchturmspitze höher liegt als die Spitze unserer Muttergemeinde St. Katharinen, weil wir hier auf der Illoshöhe höher ansetzen", erläutert Detering. Aber er habe noch einmal nachgerechnet und müsse nun einräumen, dass das so nicht stimme. Die Bonnus-Fußplatte liege um 24 Meter höher als der Platz an der Katharinenkirche, aber der Katharinenkirchturm überrage mit seinen 103 Metern den Bonnus-Turm um satte 53 Meter und bleibe daher " spitze".

Auf einer anderen Bildtafel ist der Besuch des Papstes Johannes Paul II. dargestellt, der im November 1980 mit 140 000 Menschen Gottesdienst im Stadion Illoshöhe unmittelbar neben der Bonnuskirche feierte. Bilder davon gingen millionenfach um die Welt immer war kurioserweise der spitze Turm der evangelischen Bonnuskirche mit drauf. Der Papst bemerkte die Bonnus-Nadel natürlich auch und fragte einen Konzelebranten: " Che bella e grande torre (Welch ein schöner und großer Turm), come di nome? (wie ist der Name?)" – " Bonnus chiesa (Bonnuskirche)", lautete die Antwort. Darauf der Papst: " Ah si, chiesa bona (Ah ja, eine gute Kirche)". Wenn man Pastor Detering genau in die Augen schaut, bemerkt man allerdings den Schalk darin aufblitzen. Er gibt zu, dass die Fantasie bei der Ausgestaltung dieses Dialogs mit im Spiel war. Fakt sei hingegen, dass das Bistum mit einem herzlichen Dankesschreiben die logistische Unterstützung durch die Bonnusgemeinde gewürdigt habe. Wie es auch durch all die Jahre eine gute ökumenische Nachbarschaft mit der katholischen Elisabethkirche gegeben habe.

Alle Aspekte der Entstehungsgeschichte und des Gemeindelebens werden auf den Stellwänden, nach Dekaden unterteilt, dargestellt. Gründungsanlass zu Beginn der 1960er-Jahre waren die vielen neuen Baugebiete im Westen der Stadt. Kaum einer hatte ein Auto, der Weg zur Katharinenkirche war weit. Übergangsweise predigte der vierte Katharinen-Pastor, Rudolf Fischer, sonntags in der Rückertschule oder in der OTB-Turnhalle, bis die neue Kirche schließlich am 16. August 1964 von Landesbischof Hanns Lilje geweiht werden konnte. Die neue Bonnusgemeinde war überwiegend aus dem Gemeindegebiet St. Katharinen und zum kleineren Teil aus St. Marien gebildet worden.

50 Gruppenfotos

Der 86-jährige Detering hat die Bilder möglichst danach ausgewählt, dass viele Personen darauf zu erkennen sind. " Das gibt immer Gesprächsstoff", weiß er aus seiner langen Erfahrung. Alle 50 Konfirmanden-Jahrgänge liegen als Gruppenfotos und als Namenslisten aus Detering freut sich schon auf die vielen Erinnerungen, die das auslösen dürfte. Eine ganze Stellwand ist der Kirchenmusik gewidmet, die unter Pastor Schulz-Wackerbarth und seiner Frau einen besonderen Aufschwung genommen habe. Händels " Messias" wurde zweimal einstudiert und konserviert, einmal noch auf Schallplatte, beim späteren Mal auf CD. Ein ulkiges Exponat ist die alte abgenudelte Musikkassette " KiGo-Lieder III". Sie diente über Jahrzehnte als Playback-Tonspur für Kindergottesdienste, die ohne Orgelbegleitung auskommen mussten.

Genauso detailreich ist das ganze bunte Gemeindeleben abgebildet, von der Partnerschaft mit einer Kirchengemeinde in Südafrika über die Kontakte zur griechischen Gemeinde bis zum Empfang der Tschernobyl-Kinder, von der Gründung des Krankenhaus-Besuchsdienstes über den " Freizeitclub der Lebenshilfe" bis hin zu den engen Kontakten mit dem benachbarten Hermann-Bonnus-Haus des Diakoniewerks. " Wer sich dies alles vor Augen führt, muss zu dem Schluss kommen, dass so ein engagiertes Gemeindeleben erhalten bleiben muss, egal was die Demografie von uns noch fordern wird", sind sich der Alt-Pastor und die amtierende Seelsorgerin einig.
Bildtexte:
Architekt Otto Andersen hatte bei der zeltförmigen Gestaltung des Kirchenraumes das wandernde Gottesvolk vor Augen. Die Bonnuskirche im Jahr 1964 kurz vor der Weihe.
50 Jahre Bonnus in Wort, Bild und Exponat präsentieren Pastor i. R. Günther Detering und Pastorin Doris Jäger. Die Ausstellung in der Kirche wird am kommenden Sonntag eröffnet.
Platz da, der Bonnus-Turm kommt! Das Stahlgerippe des Turms wurde in Segmenten auf Tiefladern von der Kesselschmiede Julius Meyer an der Sutthauser Straße zum Bauplatz an der Oberen Martinistraße befördert. Hier eine schwierige Begegnung mit Bussen in der Kommenderiestraße.
Historische Fotos:
Archiv Bonnuskirche
Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
Themenlisten:


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