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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Überschrift:
Bohnenkamp-Stiftung bezieht Villa Hecker
Zwischenüberschrift:
Malerschloss am Schölerberg erstrahlt nach 15-monatiger Renovierung im neuen Glanz
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Vom Autobahnzubringer in Atter zum Dornröschenschloss am Zoo: Nach mehr als einem Jahr des Umbaus verlegt die Friedel-&- Gisela-Bohnenkamp-Stiftung ihren Sitz in eine denkmalgeschützte Villa auf dem Schölerberg, die einst dem Osnabrücker Maler Franz Hecker gehörte. Mit dem fast 100 Jahre alten Haus blüht auch dessen Werk wieder auf.

Hinter hohen Hecken und wildem Gestrüpp den Blicken entzogen, so präsentierte sich im Sommer 2013 der neo-barocke Prachtbau ziemlich heruntergekommen dem Besucher. Jetzt erstrahlt das ehrwürdige Gemäuer samt seinem verwunschenen Garten in altem Glanz. " Schön, was draus geworden ist", stellte Stifterin Gisela Bohnenkamp in typischer Unaufgeregtheit fest. " Ich freue mich, dass die Stiftung künftig in einem besonderen Ambiente, in einer besonderen Umgebung arbeiten darf."

Seit ihrer Gründung 2008 hatte sie ihre Geschäfte in Räumen der Bohnenkamp AG verrichtet. Doch das Büro auf dem Gelände des Reifengroßhändlers im Nordwesten der Stadt war nie mehr als ein Provisorium. Und einer Einrichtung, die mit zig Millionen Euro im Rücken Bildungsprojekte in der Region Osnabrück ankurbelt, irgendwie auch nicht würdig. Der Zufall wollte es, dass die lange Suche nach einer festen, standesgemäßen Bleibe nun ausgerechnet in der Künstlervilla Baujahr 1912 ihr Ende fand.

Der entscheidende Impuls kam Anfang 2013 vom Stadtvorstand. Vergeblich hatte die Verwaltungsspitze jahrelang versucht, das zuletzt im öffentlichen Besitz befindliche, aber leer stehende Haus zu verkaufen. Dann bekam sie Wind von Gisela Bohnenkamps Umzugsplänen. Als der damalige Stadtbaurat und heutige Oberbürgermeister Wolfgang Griesert der Stifterin das Objekt anbot, zögerte sie keine Sekunde. " Wir sind hingefahren, haben uns das Haus angeschaut und wussten noch am selben Tag: Das ist es!"

Und kaum war die Tinte unter dem Kaufvertrag trocken, übernahmen die Planer und Handwerker das Kommando am Klaus-Strick-Weg 28 . Für mehr als eine Million Euro verwandelten sie die Bruchbude zurück in ein Schmuckkästchen, in dem historische Ornamente ebenso Platz finden wie eine moderne Netzwerkverkabelung. Wo es nötig war, riss man ab und baute neu: den Wintergarten etwa und den angrenzenden Erker im Erdgeschoss. Beides war nach einem Bombenangriff Ende des Zweiten Weltkriegs zu stark beschädigt, um gerettet werden zu können.

Wieder im Urzustand

Doch wo es ging, versetzte man alles zurück in den Urzustand: Seien es die kräftigen Farben, in die Franz Hecker (1870 bis 1944) damals die Wände tauchte rechteckige Ausschnitte in den Tapeten lassen den Vergleich mit früher zu. Seien es die Dielen aus Fichtenholz, die knarzen und quietschen wie anno tuck, obwohl der Fußboden zu vier Fünfteln neu ist. Seien es die mit Spritzputz versehenen Außenmauern, für die der Fachmann erst lernen musste, gemäß der alten Technik einen Reisigbesen zu schwingen. Selbst für rostige Maueranker hatten die Architekten Verwendung, indem sie daraus die Halterung für das Gartentor schweißten. Und im alten Atelier hängen Bilder des Künstlers, der als der wichtigste Maler des Osnabrücker Landes in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt. " Hecker findet eine neue Heimat in seinem alten Zuhause", brachte Griesert die gelungene Kombination aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bei der Einweihungsfeier am Donnerstag auf den Punkt.

Ab Oktober wird die Bohnenkamp-Stiftung von hier aus ihre Geschäfte verrichten. Übrigens auch die 2004 gegründete Haarmann-Stiftung für Umwelt und Natur. Ihre gemeinsamen Büroräume befinden sich im Obergeschoss der Hecker-Villa. Mit dem Einzug schließt sich darüber hinaus ein weiterer Kreis: Sowohl Gisela Bohnenkamp als auch Franz Hecker sind Träger der Möser-Medaille die höchste Auszeichnung, welche die Stadt Osnabrück zu vergeben hat. Der Maler ist der älteste im Bunde der Geehrten, die Stifterin die jüngste.

Sonntag geöffnet

Die Villa Hecker am Klaus-Strick-Weg 28 in Osnabrück ist zu besichtigen am Sonntag, 14. September, von 12 bis 18 Uhr beim Tag des offenen Denkmals. Führungen nach Bedarf.
Bildtexte:
Für mehr als eine Million Euro verwandelte die Bohnenkamp-Stiftung die zur Bruchbude verkommene Villa Hecker zurück in ein Schmuckkästchen.
Stifterin Gisela Bohnenkamp steckte über eine Million Euro in die Renovierung.
Blick aus dem Wintergarten der Villa Hecker hinaus ins Freie.
Fotos:
Michael Gründel

Vermächtnis eines bedeutenden Heimatmalers

Franz Hecker kam am 15. November 1870 in Bersenbrück zur Welt, besuchte die dortige Dorfschule und dann das Carolinum in Osnabrück. Seine schulischen Leistungen sollen nicht bedeutend gewesen sein. Er verließ die Schule ohne Abitur und begann eine Banklehre. Der künstlerische Drang war jedoch stärker als der Wunsch nach einer gesicherten beruflichen Laufbahn. Nach zwei Jahren brach er auch die Banklehre ab und schrieb sich an der Kunstakademie Düsseldorf ein. Weitere Stationen seines künstlerischen Ausbildungswegs: München und Paris, Studienreisen führten ihn nach Holland und Italien.

Als Dreißigjähriger kehrte Franz Hecker nach Osnabrück zurück. 1903 stellte er erstmals im Osnabrücker Museum aus. Von 1902 bis 1912 wohnte er auf Einladung seines Freundes und Gönners Siegfried Jaffé auf Gut Sandfort in Voxtrup. 1912 bezog er eine Villa am Zoo. Seine Bilder und Radierungen zeigen vor allem die Osnabrücker Landschaft und ihre Menschen. Am 9. Januar 1944 wurde ihm die Justus-Möser-Medaille der Stadt Osnabrück verliehen.

Franz Hecker kam im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff auf Osnabrück ums Leben, als eine Bombe den Schölerberg-Bunker traf. An dieses Ereignis vom 21. November 1944 erinnert eine Gedenktafel am Ort des Unglücks. Sein Grab befindet sich auf dem Johannisfriedhof. Am Riedenbach steht ein Gedenkstein. Nach dem Maler ist auch die 1909 gegründete Franz-Hecker-Schule benannt. Außerdem trägt seit 1950 die Heckerstraße im Stadtteil Schölerberg seinen Namen.
Autor:
Sebastian Stricker


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