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1.
Erscheinungsdatum:
24.01.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Leben auf der Straße
Zwischenüberschrift:
Frank, 42, ist obdachlos in Osnabrück – Er hofft auf eine neue Chance
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Wer
einmal
auf
der
Straße
lebt,
findet
oft
nicht
so
schnell
wieder
eine
Wohnung.
Der
Osnabrücker
Obdachlose
Frank
versucht
es
seit
fünf
Jahren.
Dass
er
im
Freien
schlafen
muss,
ist
für
ihn
nicht
das
Schlimmste
an
der
Obdachlosigkeit.
Frank
friert
nicht.
Und
das,
obwohl
er
schon
wieder
eine
Stunde
auf
der
Straße
sitzt,
vor
einem
Geschäft
am
Osnabrücker
Neumarkt,
unbewegt.
Der
Himmel
ist
grau,
der
Wind
pfeift
vorbei,
die
10
Grad
fühlen
sich
heute
deutlich
kälter
an.
Die
Leute
hasten
vorbei
bei
diesem
Wetter,
kaum
jemand
legt
Frank
ein
paar
Münzen
in
seinen
Pappbecher,
denn
jeder
will
schnell
wieder
heim
in
die
warme
Wohnung.
Frank
hat
keine
Wohnung.
Aber
Frank
friert
auch
nicht.
„
Wenn
du
den
ganzen
Tag
draußen
bist,
gewöhnst
du
dich
daran″,
sagt
der
42-
Jährige
mit
den
stahlblauen
Augen.
Frank
ist
eigentlich
immer
draußen,
seit
fünf
Jahren
„
wohnt″
er
dort.
Seitdem
die
Mitbewohnerin
die
Miete
nicht
mehr
zahlte
und
die
Räumungsklage
kam.
Seitdem
schläft
er
auf
Parkbänken
oder
sitzt
im
Winter
nachts
im
Bahnhofsgebäude.
Werktags
sitzt
er
vorm
Geschäft,
sonntags
vor
der
Johanniskirche.
Wie
viele
Obdachlose
genau
auf
Osnabrücks
Straßen
leben,
weiß
niemand.
Bundesweit
könnten
nach
Schätzungen
der
Bundesarbeitsgemeinschaft
Wohnungslosenhilfe
(BAG
W)
24
000
Menschen
im
Jahr
2012
obdachlos
gewesen
sein
–
also
ohne
feste
Unterkunft
auf
der
Straße
gelebt
haben.
Neuere
Zahlen
hat
auch
die
BAG
W
nicht.
Wie
Frank
da
auf
seiner
Sporttasche
sitzt,
sieht
man
ihm
an,
dass
er
kein
Zuhause
hat:
Er
trägt
eine
alte,
schmuddelige
Daunenjacke
über
einem
ehemals
weißen
Kapuzenpulli,
ein
graues
Stirnband.
Die
schwarzen
Jeans
sind
abgetragen,
seine
Hände
gerötet,
die
Fingernägel
zu
lang
und
mit
schwarzen
Rändern.
Franks
Blick
geht
ins
Leere.
Er
spricht
die
Leute
nicht
an,
die
an
ihm
vorbeilaufen:
Aufdringliches
Betteln
wird
als
Ordnungswidrigkeit
geahndet.
Frank
hatte
es
bisher
im
Leben
nicht
leicht.
Aufgewachsen
ist
er
als
einer
von
sieben
Geschwistern,
und
als
Einziger
davon
hat
er
eine
Lehre
abgeschlossen.
Aber
in
seinem
Beruf
als
Maschinenbauer
hat
er
nie
gearbeitet.
Bis
vor
Kurzem
war
er
als
Hilfsarbeiter
in
einem
Industriebetrieb
tätig
und
verdiente
900
Euro
pro
Monat.
„
Davon
konnte
ich
nie
die
Kaution
für
eine
neue
Wohnung
bezahlen″,
erklärt
Frank.
Eine
Schwester
habe
er,
die
in
Osnabrück
lebe:
„
Die
hat
mir
gesagt:
Du
bist
obdachlos,
lass
dich
bei
mir
nicht
mehr
blicken.″
Einer
von
Franks
regelmäßigen
Anlaufpunkten
ist
die
Bahnhofsmission
am
Hauptbahnhof.
Hier
geht
er
regelmäßig
frühstücken.
Leiterin
Heike
Becker
erklärt:
„
Wir
sind
keine
Essensausgabestelle.
Aber
wenn
jemand
kommt
und
Hunger
hat,
bekommt
er
einen
Kaffee
oder
Tee
und
zwei
Scheiben
Brot.″
Die
Bahnhofsmission
steht
allen
Menschen
offen,
auch
Obdachlosen.
Viele
von
ihnen
kämen
auch,
um
sich
auszusprechen,
erzählt
Heike
Becker.
Dafür
stehen
Mitarbeiter
der
von
Caritas
und
Diakonie
getragenen
Einrichtung
bereit;
auch
einen
Raum
für
ungestörte
Gespräche
gibt
es.
Viele
schauen
weg
Auf
der
Straße
gehen
die
Leute
an
Frank
vorbei.
Die
meisten
schauen
nicht
hin,
wer
dort
sitzt;
sie
weichen
automatisch
aus.
Einige
wenige
blicken
Frank
direkt
an.
Von
denen
sehen
die
meisten
neugierig
aus,
einige
aber
runzeln
auch
die
Stirn.
„
Viele
schauen
hasserfüllt″,
empfindet
es
Frank
immer
wieder.
Doch
dann:
Ein
junges
Mädchen
bleibt
stehen,
blondes
langes
Haar,
vielleicht
15
Jahre
alt.
„
Hi″,
sagt
sie.
Frank
grüßt
zurück.
Sie
nimmt
ihren
Rucksack
ab,
holt
ihr
Portemonnaie
heraus,
sucht
darin.
Einen
Euro
legt
sie
in
Franks
Becher.
„
Schönen
Tag
noch″,
grüßt
sie,
dann
trägt
die
Masse
sie
weiter.
Wenige
Sekunden
später
ist
sie
nicht
mehr
zu
sehen.
„
Es
sind
häufig
die
jungen
Menschen,
die
mir
Geld
geben″,
erzählt
der
Obdachlose.
Und
manchmal
bringt
ihm
auch
jemand
etwas
zu
essen
vorbei.
Lange
Zeit
habe
er
vor
seinem
Arbeitgeber
verbergen
können,
dass
er
auf
der
Straße
wohnt,
erzählt
Frank.
„
Aber
jetzt
hat
er
es
erfahren,
und
ich
habe
meine
Arbeitsstelle
verloren.″
Er
habe
keinen
Ausweis
mehr
und
komme
ohne
seine
Geburtsurkunde
nicht
an
einen
neuen
heran.
„
Deshalb
kriege
ich
auch
keine
Hilfe
vom
Staat.″
Diese
Aussage
relativiert
Heinz
Hermann
Flint
von
der
Fachberatungsstelle
für
Wohnungslose
der
Sozialen
Dienste
SKM
in
der
Bramscher
Straße.
„
Wenn
jemand
keinen
Ausweis
und
keine
Geburtsurkunde
hat,
hilft
ein
Anruf
beim
Einwohnermeldeamt
des
Geburtsorts.″
Innerhalb
von
drei
Tagen
habe
der
Bedürftige
meist
das
notwendige
Dokument,
um
den
neuen
Ausweis
zu
beantragen.
Bei
Bedarf
könne
er
dafür
auch
die
Adresse
der
Fachberatungsstelle
nutzen.
Weniger
einfach
sei
es
allenfalls,
die
Gebühr
von
28,
80
Euro
für
den
Ausweis
aufzubringen,
aber:
„
Dafür
finden
sich
Lösungen.″
Und
wenn
man
einen
Ausweis
hat,
könne
man
auch
Arbeitslosengeld
II
beantragen.
Auch
die
Kaution
für
eine
Wohnung
stelle
das
Jobcenter
in
Form
von
Darlehen
zur
Verfügung.
Die
Schwierigkeit
vieler
Obdachloser
beruht
nach
Ansicht
des
Beraters
eher
auf
einer
Überforderung
der
Betroffenen
mit
ihrer
Situation.
„
Es
ist
dann
einfacher
zu
sagen:
Es
liegt
an
den
anderen″,
erklärt
er.
In
der
Fachberatungsstelle
bietet
Flint
mit
fünf
Kollegen
auch
Beratung
bei
der
Wohnungssuche
an.
Für
die
Klienten
der
Beratungsstelle
sei
es
allerdings
immer
schwierig,
auf
dem
angespannten
Osnabrücker
Wohnungsmarkt
eine
geeignete
Bleibe
zu
finden.
„
Abseits!
?″-
Verkäufer
Frank
will
im
Februar
als
Straßenverkäufer
der
Obdachlosenzeitung
„
Abseits″
anfangen.
Schon
oft
hat
er
sich
eine
neue
Chance
erhofft,
diesmal
könne
es
wirklich
etwas
werden.
„
Mit
jeder
verkauften
Zeitung
verdiene
ich
da
80
Cent″,
sagt
er
und
freut
sich
auf
den
neuen
Job.
„
Und
die
haben
da
beim
SKM
auch
Wohnungen.″
Für
ihn
könnte
es
der
erste
Schritt
sein,
um
aus
der
Obdachlosigkeit
herauszukommen.
„
Manche
haben
hierüber
schon
eine
Arbeit
oder
eine
Wohnung
bekommen″,
bestätigt
Thomas
Kater,
verantwortlicher
Redakteur
von
„
Abseits!
?″
und
bei
den
Sozialen
Diensten
SKM
zuständig
für
die
Tageswohnung.
Wenn
ein
Verkäufer
Ausdauer
zeige
und
über
Wochen
hinweg
seine
Zeitung
anbiete,
honorierten
das
manche
Stammkunden
mit
einem
konkreten
Hilfsangebot.
Die
Verkäufer
erwerben
die
Zeitungen
selbst
für
80
Cent
in
der
Redaktion
in
der
Tageswohnung,
für
1,
60
Euro
können
sie
sie
dann
weiterverkaufen.
Dort
erhalten
sie
auch
den
Verkäuferausweis.
In
den
Räumen
der
Tageswohnung
können
sich
Wohnungslose
außerdem
den
Tag
über
aufhalten
und
beschäftigen,
essen,
Wäsche
waschen,
duschen
und
Kleidung
erhalten.
Es
ist
Mittag.
Ein
paar
Schulkinder
kommen
auf
dem
Heimweg
vorbei.
Frank
nimmt
die
Münzen
aus
dem
Kaffeebecher
und
steckt
sie
in
die
Gesäßtasche
seiner
Jeans:
„
Manchmal
benutzen
die
Kinder
den
Becher
als
Fußball.
Dann
muss
ich
alles
wieder
einsammeln,
das
ist
nicht
so
schön.″
Dass
die
Kinder
vor
dem
Obdachlosen
überhaupt
keinen
Respekt
haben,
wundert
ihn
nicht.
Sie
schauen
ab,
was
sie
von
vielen
Erwachsenen
vorgelebt
bekommen.
„
Wir
sind
der
Abschaum″
Am
schlimmsten
sind
für
Frank
nicht
die
Kälte
oder
die
Nächte
auf
der
Straße.
Er
friert
nicht
so
schnell.
Am
schlimmsten
ist
es,
wenn
er
erniedrigt
wird.
„
Wir
sind
der
Abschaum
der
Gesellschaft″,
sagt
Frank
und
schaut
ernst.
„
Das
ist
normal,
das
ist
so.″
Manchmal
werde
er
von
Passanten
beschimpft
oder
mit
Lebensmitteln
beworfen,
wenn
er
auf
seinem
Platz
vor
dem
Geschäft
sitze.
„
Heute
Morgen
hat
einer
gesagt:
Euch
Obdachlose
müsste
man
alle
erschießen.″
Multimedial:
Videos,
Bilder
und
Infografiken
zu
dieser
Reportage
finden
Sie
unter
www.noz.de/
obdachlos
Bildtexte:
Frank
vor
der
Johanniskirche:
Er
lebt
von
dem,
was
ihm
die
Menschen
in
seinen
Becher
legen.
Hier
entsteht
„
Abseits!
?″:
Die
Straßenzeitung
ist
für
manche
der
erste
Schritt
aus
der
Obdachlosigkeit.
Beratungsgespräch
bei
den
Sozialen
Diensten
SKM
in
der
Bramscher
Straße.
Auch
Bruno
lebt
seit
15
Jahren
in
Osnabrück
auf
der
Straße.
Hund
„
N-
U″
ist
sein
Begleiter.
Für
alle
Bedürfnisse
gewappnet:
Kleiderkammer
der
Sozialen
Dienste
SKM.
Bei
der
Bahnhofsmission
ist
Frank
regelmäßig
Gast.
Die
Bahnhofsmission
ist
für
alle
da:
Manfred
Winter
ist
auf
Durchreise.
Fotos:
Cornelia
Klaebe,
Michael
Gründel
Autor:
Cornelia Klaebe