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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Gelber Sack soll verschwinden
 
Im nächsten Jahr kommt die Wertstofftonne
 
Duales System vor dem Kollaps
Zwischenüberschrift:
Osnabrück will den gelben Sack abschaffen – Verhandlungen mit dem Dualen System
 
Kreis gründet Initiative zur Abschaffung
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Osnabrücker Service-Betrieb will mit der Einführung der Wertstofftonne 2015 den gelben Sack abschaffen, die Verhandlungen mit dem Dualen System laufen bereits. Auf diese Weise könnten zwei parallele Sammelsysteme vermieden werden.

Osnabrück. Der Osnabrücker Service-Betrieb (OSB) will mit der Einführung der Wertstofftonne 2015 den gelben Sack abschaffen. " Wir verhandeln mit dem Dualen System darüber", bestätigte der Leiter Abfallwirtschaft, Detlef Schnier. Die Mülltrennung würde einfacher, die Stadt hätte eine zusätzliche Einnahmequelle.

Berlin, Bielefeld, Braunschweig haben sie schon. Auch der OSB steht Tonne bei Fuß. Seit 2011 läuft in Eversburg der Feldversuch mit der Wertstofftonne. 900 Haushalte verfügen über die 240-Liter-Behälter mit dem orangefarbenen Deckel, um darin all das zu entsorgen, was recycelt werden kann aber nicht aus Glas oder Papier besteht und nicht als Verpackungsmaterial mit dem Grünen Punkt gekennzeichnet ist.

Das am 1. Juni 2012 in Kraft getretene Kreislaufwirtschaftsgesetz legt grundsätzlich fest, dass Metall- und Kunststoffabfälle spätestens ab dem 1. Januar 2015 getrennt vom Restmüll zu erfassen sind. Lukrativ und für den Bürger nachvollziehbar wird die Sammlung aber erst, wenn sie den gelben Sack ersetzt zwei parallele Sammelsysteme also vermieden werden.

Noch gibt es beim Wertstoff getrennte Systeme. Die damit verbundene Müllspalterei treibt zuweilen seltsame Blüten. Nicht das Material entscheidet über den Verwertungsweg, sondern die Funktion. Beispiel Kleiderbügel: Wer ein Hemd kauft, das auf einem Kleiderbügel hängt, kann den Bügel als " Verpackung" im gelben Sack entsorgen. Ein isoliert gekaufter Bügel gehört dagegen, wenn er seinen Dienst erfüllt hat, in den Restmüll. Außer in Eversburg. Dort fliegt der Bügel in die Wertstofftonne.

" Ich mache daraus keine Wissenschaft", sagt eine Eversburgerin, die zu den 900 Versuchsteilnehmern gehört. Denn das Material werde ja wiederverwertet, egal, in welcher Tonne es lande. Sie finde die Wertstofftonne prinzipiell gut und würde es begrüßen, wenn darin alles verschwinden könnte, auch der Verpackungsmüll. In ihrem Betrieb für Elektroartikel und Haushaltsgeräte fielen zum Beispiel große Mengen an Styroporverpackungen an, die wunderbar in die Wertstofftonne passten. Nach der reinen Lehre ein Fehlwurf. Stofflich aber in Ordnung und vom OSB bislang auch nicht beanstandet.

Etwa 85 Tonnen Wertstoff sammelt der OSB pro Jahr im Eversburger Feldversuch ein. Das macht etwa 5, 7 Kilo pro Kopf. Eversburg liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von gut sieben Kilo. Detlef Schnier beunruhigt das nicht: " Alles zwischen fünf und sieben Kilo ist in Ordnung." Ein Problem ist eher der hohe Anteil an Fremdstoffen, die nicht in die Wertstofftonne gehören. Sie machen 30 bis 50 Prozent der gesammelten Menge aus.

Die verwertbaren Mengen genügen nicht, die Wertstoffsammlung kostendeckend zu betreiben. Mit dem Material aus dem gelben Sack wäre das vermutlich anders. Deshalb strebt der OSB eine Vereinbarung mit den Betreibern des Dualen Systems an. Die Gespräche laufen, bestätigt Schnier. Details will er noch nicht verraten, um die Verhandlungen nicht zu belasten und der Politik nicht vorzugreifen. In der nächsten Sitzung des Werksausschusses Abfallwirtschaft am Dienstag, 18. September, will er den Ratsfraktionen ein Konzept für die Osnabrücker Wertstofftonne vorlegen.

In Bielefeld ist im Juni die Sammlung von " Leichtverpackungen und stoffgleichen Nichtverpackungen" in einer Wertstofftonne angelaufen. Dort teilen sich der städtische Eigenbetrieb WRB Wertstoffrecycling und das Duale System den Kuchen. Die Braunschweiger werfen schon seit Anfang des Jahres Wertstoff und Verpackungsmüll in eine Tonne, die die Firma Alba abgeholt. Stadt und Region Hannover führten 2012 die " O-Tonne" ein.

Wie die Wertstoffsammlung ab 2015 im Landkreis Osnabrück organisiert sein wird, steht nach Angaben von Sprecher Burkhard Riepenhoff noch nicht fest. " Wir warten auf die Durchführungsbestimmungen zum Kreislaufwirtschaftsgesetz, die der Bund für den Herbst angekündigt hat."
Bildtext:
In Eversburg nutzen testweise 900 Haushalte die Wertstofftonne. 2015 wird sie flächendeckend in Osnabrück eingeführt. Der gelbe Sack für den Verpackungsmüll soll nach den Plänen des OSB abgeschafft werden.
Foto:
Jörn Martens

Kommentar
In die Tonne

Der gelbe Sack gehört in die Tonne. Es wäre ein großer Unfug, nach dem 1. Januar 2015 zwei Sammelsysteme für identische Stoffe zu unterhalten. Wir, die wir brav den Müll trennen, werden die Gefolgschaft verweigern, wenn verlangt wird: den alten Plastikeimer bitte in die Wertstofftonne, die Plastikschale aus der Zahnbürstenpackung aber in den gelben Sack. Versuchen Sie mal, dieses Prinzip einem Kind zu erklären.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises gehört zu den Gründungsmitgliedern einer Initiative, die das Duale System abschaffen will. Der Vorstoß verdient Unterstützung. Auch die Forderung, die Oberhoheit über Entsorgung und Recycling in kommunale Hände zu legen, geht in die richtige Richtung.

Denn es darf nicht sein, dass sich private Anbieter die Rosinen auf dem Müllmarkt herauspicken und die kommunalen Entsorger auf dem Restmüll sitzen bleiben. Die Folge: steigende Müllgebühren. Denn was dem kommunalen Entsorger beim Wertstoffrecycling an Einnahmen entginge, müsste er auf die Gebühren umlegen.

Das gehört in die Wertstofftonne
Kunststoff- und Verbundstoffverpackungen: Unter anderem Milchkartons, Joghurtbecher (ohne Aludeckel), Shampooflaschen, Plastiktüten.
Metallverpackungen: Konservendosen, pfandfreie Getränkedosen, Kronkorken.
Kunststoffe: Folien, Schalen, Putzeimer, Blumentöpfe, Dokumentenhüllen, Frischhalteboxen, Spielzeug.
Metalle: Werkzeuge, Nägel,
Bestecke, Drahtbügel, Alu-Grillschalen, Spielzeug aus Metall, Töpfe.
Nicht für die Wertstofftonne: Elektrogeräte, Leuchtmittel, Batterien, Altkleider, Bau- und Gartenabfälle, Bio-Abfälle, Glas, Holz, Papier.
(Aus der Braunschweiger Sortierhilfe)

Osnabrück. Das Duale System steht massiv in der Kritik. Im Frühjahr haben vier Entsorger, darunter die Awigo des Landkreises Osnabrück, eine " Gemeinschaftsinitiative zur Abschaffung des Dualen Systems" (Gemini) gegründet.
" Unser Ziel ist es, dass die Federführung in der Abfallwirtschaft in kommunaler Hand bleibt", sagt Landkreissprecher Burkhard Riepenhoff. Das Duale System, in dem bundesweit zehn Unternehmen agieren, sei intransparent und ineffektiv. Die Initiative Gemini haben die Entsorgungsunternehmen der Landkreise Warendorf und Osnabrück sowie der Städte Kaiserslautern und Bassum ins Leben gerufen. Sie wird von 20 weiteren Entsorgern unterstützt . Das System des gelben Sacks stand im ersten Halbjahr 2014 vor einem Desaster. Es klaffte eine Deckungslücke von 53 Millionen Euro. Der Handel stützte den Apparat mit 20 Millionen Euro. Um das System zu stabilisieren, versucht die Bundesregierung, Lücken zu schließen. Ein Ergebnis ist etwa die " 7. Verordnung zur Änderung der Verpackungsverordnung". Darin wird dem Einzelhandel die Eigenrücknahme des Verpackungsmülls ab Oktober entzogen.
Kunden können heute den Verpackungsmüll im Laden hinterlassen. Der Handel meldet dem Dualen System die Mengen und erhält dafür Gebühren erstattet. Dabei soll es zu Mogeleien gekommen sein. Wie der " Spiegel" berichtete, hat die Eigenrücknahme, zumindest auf dem Papier, ein unrealistisches Volumen erreicht. Dem Dualen System sind dadurch pro Jahr 300 Millionen Euro entgangen. Ab Oktober gibt es für den Handel keine Rückerstattung mehr. Die Sammelbehälter werden aber wohl in den Geschäften bleiben. " Für uns hat das keine Relevanz", sagt etwa Andre Kallmeyer, Inhaber eines Edeka-Marktes in Lüstringen. Täglich komme nur ein halber Sack Verpackungsmüll zusammen.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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