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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Höhlen-Gutachten: Die Stadt soll zahlen
Zwischenüberschrift:
Landesregierung nimmt Stellung zum Gertrudenberger Loch – Streit über Gefährdung durch Giftstoffe
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Landesregierung legt der Stadt Osnabrück nahe, ein Gutachten über die Standsicherheit der Gertrudenberger Höhlen in Auftrag zu geben. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Filiz Polat (Die Grünen) hervor. Hintergrund der Anfrage ist die Absicht der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die unterirdischen Hohlräume mit einer Zementschlämme dauerhaft zu verfüllen.

Das Gertrudenberger Loch, ein unterirdischer Kalksteinbruch aus dem späten Mittelalter, gilt als Kulturdenkmal überregionaler Bedeutung. In Osnabrück will ein Verein die Höhlen für die Öffentlichkeit zugänglich machen ein Anliegen, das von der Stadt unterstützt wird.

Weil das Gangsystem im Zweiten Weltkrieg als Schutzraum bei Bombenangriffen genutzt wurde, ist noch immer der Bund Eigentümer. Die Bima in Erfurt als zuständige Behörde will nun flüssigen Zement in die Höhlen pumpen, um die Gefahr eines Einsturzes dauerhaft zu bannen.

Gestritten wird über die Frage, ob überhaupt Einsturzgefahr besteht. Die Bima beruft sich auf ein Gutachten, das ein bergtechnischer Sachverständiger aus der Oberfinanzdirektion Münster erstellt hat. Der Verein Gertrudenberger Höhlen zweifelt das Gutachten an und verweist darauf, dass es in mehr als 700 Jahren nicht zu nennenswerten Schäden gekommen sei.

In dieser Situation schlägt die Landesdenkmalpflege vor, die strittige Frage in einer weiteren Untersuchung zu klären. Das ergibt sich aus der Antwort auf die Landtagsanfrage der Grünen-Abgeordneten Filiz Polat. Um den irreversiblen Schritt″ einer Verfüllung in jeder Hinsicht sorgfältig zu analysieren″, empfehle es sich, ein Gutachten beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Auftrag zu geben, schreibt ein Mitarbeiter des Finanzministeriums. Ein solches Gutachten werde nach hiesigen Erkenntnissen″ für die Stadt Osnabrück kostenpflichtig sein, wie es weiter heißt.

Über ein entsprechendes Gutachten hatte auch schon der Betriebsausschuss für Immobilien und Gebäudemanagement beraten, allerdings mit dem Tenor, dass die Bima dafür aufkommen müsse. Die Bundesbehörde weigert sich jedoch, eine weitere Untersuchung zu veranlassen. Nach dem dezenten Hinweis aus der Landesregierung wird das Thema demnächst erneut auf die Tagesordnung städtischer Gremien kommen.

Mit der Landtagsanfrage von Filiz Polat sind jetzt Details über die Teilverfüllungen der Gertrudenberger Höhlen aus den 70er- und 80er-Jahren offenkundig geworden. Damals waren mehrfach unterirdische Stollen auf Veranlassung der Bundesbehörden verfüllt worden, weil die Statiker von Bauvorhaben wie dem Haus am Bürgerpark nicht dem Untergrund trauten.

Nach Auskunft des Finanzministeriums handelte es sich bei dem damaligen Material um ein Zement-Wasser-Steinkohleflugasche-Gemisch. Die eingesetzte Flugasche stamme aus dem Kraftwerk Scholven der Veba-Kraftwerke Ruhr AG. Aus baufachlicher Sicht sei Flugasche ein Bindemittel, das als genormter Betonzusatzstoff seit Jahrzehnten zugelassen und angewendet werde. Eine Gefahr für das Grundwasser sei deshalb nicht zu erwarten, heißt es in der Antwort der Landesregierung.

Das sieht der Verein Gertrudenberger Höhlen anders. Er hat Proben der damals verwendeten Masse von der Hochschule Osnabrück auf Schadstoffe untersuchen lassen. Dabei wurden erhebliche Konzentrationen an Arsen, Strontium und Schwermetallen festgestellt.

Obwohl die Landesbehörden keine Gefahr für das Grundwasser sehen, bleibt der Vereinsvorsitzende Wilfried Kley skeptisch: Man müsse nur einen Brocken von dem Verfüllmaterial in ein Wasserglas geben und schütteln, dann habe man sofort eine graue Brühe. Weil es in der Höhle an vielen Stellen von der Decke tropft, ist Kley überzeugt, dass die Zementschlämme doch eine Gefahr für das Grundwasser darstellt.
Bildtext:
Es tropft von der Decke: In den 70er- und 80er-Jahren wurden Teile der Gertrudenberger Höhlen mit einer Zementschlämme verfüllt. Können Schadstoffe aus dieser Mischung ins Grundwasser gespült werden?
Foto:
Andreas Stoltenberg
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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