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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wie viele Erdkabel sind realistisch?
Zwischenüberschrift:
Warten auf Gesetzesänderung
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Belm/ Bissendorf. Viele Erwartungen sind bei den 380-Kilovolt-(kV)- Freileitungsgegnern von Bissendorf bis Wellingholzhausen geweckt worden, als vor drei Wochen bekannt wurde, dass der Bund womöglich zwei weitere Erdkabel-Pilotstrecken plant eine davon im Bereich der Umspannanlage Lüstringen. Doch die Bürgerinitiativen fordern mehr, nämlich die Deklarierung nicht nur eines kleinen Abschnittes, sondern der gesamten Trasse von Wehrendorf über Lüstringen bis nach Güterloh als Pilotprojekt.

" Zur Einführung in die Umspannanlage Lüstringen" diese Formulierung sehen die örtlichen Bürgerinitiativen im Landkreis und in der Stadt Osnabrück daher kritisch. Sie steht in dem Referentenentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums zur Änderung des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG). Die Mitglieder des Zusammenschlusses " Keine 380-kV-Freileitung am Teuto" fürchten vor allem gesundheitliche Risiken durch neue 380-kV-Freileitungen, denn höhere Spannung heißt auch: stärkere elektromagnetische Strahlung.

Bislang hängen in der Region nur 110- und 220-kV-Leitungen. Doch deren Kapazität reicht für die geplante Energiewende nicht aus, bei der Windenergie aus Norddeutschland in den Süden transportiert werden soll. Das ist der Grund für die Ausbaupläne.

Wo genau die 380-kV-Trasse (Projekt Nummer 16 von bundesweit 23) verlaufen wird, steht noch nicht fest. Im Abschnitt von Lüstringen bis zur Landesgrenze läuft zurzeit ein Raumordnungsverfahren, von Lüstringen bis Wehrendorf ist man noch lange nicht so weit. Zusammen mit den Kommunen Belm und Bissendorf hat der Übertragungsnetzbetreiber Amprion eine Trassensuche mit Bürgerbeteiligung gestartet, 13 verschiedene Varianten werden diskutiert.

Vier Pilotstrecken

Vier Pilotstrecken, auf denen Erdverkabelung ausprobiert werden soll, gibt es derzeit bundesweit festgeschrieben im EnLAG. Stets ist darin aber von konkreten Abschnitten die Rede. Die Formulierung " Einführung in die Umspannanlage Lüstringen" als weiteres Pilotprojekt passe daher nicht in die Systematik des Gesetzes, kritisiert Frank Vornholt, Sprecher der Freileitungsgegner. Außerdem verweist er auf die " besonders hohen Raumwiderstände auf dieser Strecke".

Er hat sich im Namen der Initiative deshalb sowohl an die niedersächsische Landesregierung als auch an Peter Ramsauer (CSU) als Vorsitzenden des Ausschusses für Wirtschaft und Energie in Berlin gewandt mit der Forderung, die gesamte Trasse als Pilotstrecke zu deklarieren.

Abgeordnete bleiben dran

Vor Ort sind in der Hauptstadt die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Mathias Middelberg aus Osnabrück und André Berghegger aus Melle. Sie hatten vor drei Wochen die " positiven Ansätze" der möglichen Gesetzesänderung gelobt. Doch geht es bei der " Einführung in die Umspannanlage Lüstringen" nur um einige Hundert Meter oder einen längeren Abschnitt? Was ist realistisch? Die gemeinsame Antwort der beiden Christdemokraten fällt allgemein aus: " Mit dem vorgelegten Referentenentwurf stehen wir erst am Anfang eines Gesetzgebungsverfahrens, dessen Ausgang bisher noch offen ist. [...] Die konkreten Formulierungen und ihre Bedeutung für den Netzausbau vor Ort müssen nun geklärt werden." Das Verfahren gebe den Abgeordneten aber die Möglichkeit, " im weiteren parlamentarischen Verfahren Einfluss zu nehmen [...]." Auf Nachfrage meinte Middelberg: " Ich würde nicht sagen, dass die Formulierung das letzte Wort in der Debatte ist." Wichtig sei aus seiner Sicht: " Eigentlich war der Sack zu und jetzt ist er wieder auf."

" Es scheint ein Umdenken zu geben", sagt Initiativen-Sprecher Vornholt. Er kritisiert aber auch die Firma Amprion, die mit dem Ausbau des Stromnetzes beauftragt ist. Deren Sprecher Jörg Weber hatte angesichts des Gesetzesvorstoßes zu bedenken gegeben, dass bei einer Erdverkabelung die bestehende 110-kV-Leitung in Osnabrück-Voxtrup eventuell nicht wie im Falle eine Freileitung mit der neuen 380-kV-Leitung zusammengelegt werden könne, das heißt, sie würde weiterhin quer durch den Stadtteil führen. Außerdem könnte eine Erdkabeltrasse in dem dicht besiedelten Stadtbereich sehr breit werden.

Vornholt warnt davor, dass durch solche Bemerkungen einzelne Gruppen entlang der Trasse gegeneinander ausgespielt werden sollen. " Dieses Zündeln in der Gesellschaft finde ich nicht gut", sagt er. " Es geht hier um den sozialen Frieden. Wir wollen mit allen Gruppen im Dialog bleiben."

Hier finden Sie alle Berichte zur geplanten Stromtrasse: www.noz.de/ 380kv
Bildtext:
Solche 380-kv-Leitungen sollen auch im Landkreis Osnabrück gebaut werden - doch wann und wo genau auf der Strecke von Wehrendorf über Lüstringen bis nach Gütersloh, ist weiterhin offen.
Foto:
dpa
Autor:
Sandra Dorn


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