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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Kunstkenner, Kirchenhistoriker, Seelsorger
Zwischenüberschrift:
Die Dolfenstraße erinnert an den langjährigen Domarchivar Monsignore Christian Dolfen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Schinkel-Ost. Unweit der katholischen Rosenkranzkirche ist dem Priester und Domarchivar Christian Dolfen mit einer Straßenbenennung ein würdiges Denkmal gesetzt worden. Er befindet sich dort in einer Gesellschaft, die ihm sicherlich angenehm gewesen wäre: Der Zentrumspolitiker Ludwig Windthorst, der Historiker und Gymnasialprofessor am Carolinum Ludwig Schir meyer und Professor Karl Brandi, ebenfalls Historiker, zählen zu seinen Straßen-Nachbarn.
Christian Dolfen kam am 26. Dezember 1877 als Kind einer Arbeiterfamilie in Köln-Ehrenfeld zur Welt. Die Startbedingungen waren für ihn nicht günstig: Die Eltern starben früh, und Christian kam mit seinem jüngeren Bruder in ein Waisenheim. Hier fehlte es an der Geborgenheit und Nestwärme, die man als Kind braucht. Immerhin erkannte aber ein Erzieher die besondere Begabung des Kindes und vermittelte ihm eine höhere Schulbildung auf einem Internat des Redemptoristenordens, dem Collegium Josephinum in Bonn.
Da aber durch die Jesuitengesetze der preußischen Regierung, Stichwort Kulturkampf, die Arbeit des Ordens auf deutschem Reichsgebiet stark behindert wurde, verlegte die Schule ihren Standort ins niederländische Vaals. Dort, nahe der deutschen Grenze zu Aachen, erlangte Dolfen das Abitur.
Hohe Begabung
Anschließend begann er 1899 in Trier das Studium der Theologie und Philosophie und setzte es 1902 in Geistingen (heute Hennef/ Sieg) fort, wo er 1904 auch zum Priester geweiht wurde. Die Oberen des Redemptoristenordens hielten es seiner Begabung für angemessen, ihn zu weiteren Studien, insbesondere der Kirchengeschichte, an die Universität Bonn zu schicken. Daneben hielt er seine eigenen Vorlesungen in der Ordenshochschule. Der Erste Weltkrieg unterbrach die akademische Laufbahn. Dolfen diente als Divisionspfarrer über die gesamte Dauer des Krieges und war " stets in den vordersten Stellungen anzutreffen", wie es in einem Nachruf heißt. Dafür erhielt er das Eiserne Kreuz I. Klasse, " für einen Geistlichen zu jener Zeit eine erstaunliche Ehrung".
1919 trat Dolfen in den Dienst des Bistums Osnabrück. Aufgabenschwerpunkte waren die Finanz- und die Bauverwaltung. Er nahm aber auch die kunsthistorischen Schätze des Bistums in seine besondere Obhut. Er gilt als der eigentliche Gründer des Diözesanmuseums. Der Domschatz und die Bestände des Archivs waren bald über die Bistumsgrenzen hinaus in der Fachwelt gefragt. Im Diözesanmuseum wurde alles aufbewahrt, was im Dom und in den Kirchen des Bistums bei Umbauten oder Renovierungen als " überflüssig" oder " veraltet" aussortiert, aber von Dolfen als kunst- und kirchenhistorisch wertvoll beurteilt wurde. Sonst vielleicht durch Unkenntnis verloren gegangene Paramente, Plastiken, Altargerätschaften, Bildnisse und Kirchengestühl bekamen ihren Platz in den Museumsbeständen.
Seelsorge
Von 1922 bis 1938 bekleidete Dolfen die Stelle eines Domvikars und war somit auch seelsorgerisch tätig. Er war bekannt für " originelle und kraftvolle" Predigten, in denen er seine " knorrige Persönlichkeit" und eine " kernige Frömmigkeit" nicht versteckte. " Nebenher" erlangte er 1933 in Münster den theologischen Doktorgrad mit einer Arbeit über Erasmus von Rotterdam.
Baugeschichte und Ausstattung des Doms wuchsen ihm mehr und mehr ans Herz. Er schrieb Aufsätze über die Glocken, das bronzene Taufbecken, den Hofslegers-Kelch und das perspektivische Barockgitter vor dem Chorumgang. Auch weltliche Kunstschätze wie der Ratskronleuchter und der Kaiserpokal im Rathaus waren Gegenstand seiner Forschungen. Als gegen Ende des letzten Krieges Dächer und Türme des Doms starke Bombenschäden erlitten, war es Dolfen, der durch seine inzwischen weitreichenden Beziehungen für schnelle Abhilfe sorgte und die Wiederherstellung mit kunstgeschichtlichem Sachverstand begleitete.
Zu seinem 75. Geburtstag erhielt Dolfen 1952 die Möser-Medaille der Stadt Osnabrück. Weitere Ehrungen erreichten ihn vonseiten der Universität Göttingen (Ehrendoktor der Philosophie), des Bundespräsidenten (Bundesverdienstkreuz erster Klasse) und der katholischen Kirche (Päpstlicher Geheimkämmerer und Wirklicher Geistlicher Rat). Am 17. Mai 1961 erlag Dolfen im 84. Lebensjahr einer schweren Krankheit.
Bildtexte:
Die Dolfenstraße liegt im Osnabrücker Stadtteil Schinkel-Ost, nur unweit der katholischen Rosenkirche.
Christian Dolfen (1877-1961) war unter anderem Domarchivar in Osnabrück.
Fotos:
Joachim Dierks, Bistumarchiv Osnabrück
Autor:
jod


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