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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Inhalt:
Überschrift:
Selbstversorger und Schwarzhändler
Zwischenüberschrift:
Ausstellung: Eine Stadt im Ersten Weltkrieg – Osnabrück im "Hungerwinter" 1916/17
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Schon kurz nach der Mobilmachung im Jahr 1914 stiegen auch in Osnabrück die Lebensmittelpreise. Grund dafür war anfangs aber noch kein Mangel an verfügbaren Grundnahrungsmitteln, sondern das irrationale Einkaufsverhalten der Bevölkerung.

Aus Furcht vor Lebensmittelknappheit füllten sie Keller und Vorratskammern mit allerlei Haltbarem. Schon im Herbst 1914 bestimmte der Bundesrat deshalb eine Verordnung zur Einführung von einheitlichen Höchstpreisen. Deren Einhaltung kontrollierte ab Oktober 1915 in Osnabrück die Preisprüfungsstelle der Stadt, die gegen den Willen des Kleinhandels auch eine Preisauszeichnungspflicht durchsetzte.

Wenig später verschärfte sich die Versorgungssituation tatsächlich: Die Nahrungsmittelimporte gingen drastisch zurück, und der heimischen Landwirtschaft fehlten wegen der Einberufungen die dringend benötigten Arbeitskräfte und zusätzlich die vom Heer remontierten Pferde. Düngemittel und Futter für das Vieh wurden ebenfalls knapp. Regierung, Militär und Behörden erließen daraufhin eine Flut an Verordnungen zur Verwaltung des Mangels. Diese reichten von Vorschriften zur Ackernutzung und Viehhaltung über Fleischverkaufsverbote an bestimmten Tagen bis hin zur Verwertung von Abfallstoffen.

Knappe Lebensmittel wurden aus Gründen der gerechten Verteilung rationiert. Lebensmittelkarten für Brot machten im März 1915 den Anfang, später gab es für alle wichtigen Grundnahrungsmittel und Textilien Berechtigungskarten.

Der Staat betrieb intensive Propaganda, um die Bürger zur Sparsamkeit zu ermuntern. " Tenor all dieser Verlautbarungen war: ' Wer Lebensmittel verschwendet, vergeht sich am Vaterland!'", erklärt Marie Toepper, Volontärin im Museum Industriekultur, die die Ausstellung " Eine Stadt im Ersten Weltkrieg" gemeinsam mit Leiter Rolf Spilker kuratiert hat. Diese Haltung gipfelte im Appell an die deutschen Hausfrauen in einem Merkblatt zur sparsamen Haushaltsführung von 1915: " Deutsche Hausfrauen, tut Eure Pflicht, [...] es liegt in Eurer Hand, den Krieg zu gewinnen." Mit Sparsamkeit war der Not im Hungerwinter 1916/ 17 dann aber nicht mehr beizukommen. Wegen der schlechten Kartoffelernte im Herbst dominierte bald die Steckrübe als allgegenwärtiges Sättigungsmittel den Speiseplan. " Die Steckrübe, die vormals als Futtermittel für die Tiere angebaut wurde, fand plötzlich überall in der Küche Verwendung: Zum Brotbacken, als Streckmittel für Kaffee, als Marmelade eingemacht oder schlicht als Eintopf", so Toepper.

Den Menschen auf dem Land ging es wesentlich besser als denen in der Stadt, denn sie konnten sich selbst versorgen, währen den Städtern nur der teure Schwarzmarkt blieb. In der Stadt Osnabrück betrug das Verhältnis von Selbstversorgern und Erzeugern zu Versorgungsberechtigten 616 zu 75 600, im Landkreis dagegen 17 635 zu 12 700, weshalb es dort kaum gravierende Mangelerscheinungen gab.

Gut hatte es, wer als Städter Verwandtschaft oder enge Freunde auf dem Land hatte, die von ihren Erträgen etwas abgaben.
Bildtext:
Alltag in einer Osnabrücker Küche zur Zeit des Ersten Weltkriegs. An erster Stelle stand die Sparsamkeit mit Lebensmitteln.
Foto:
Niedersächsisches Landesarchiv

Eine Stadt im Ersten Weltkrieg

Bis zum 28. September zeigt das Museum Industriekultur seine Ausstellung " Eine Stadt im Ersten Weltkrieg. Osnabrück 1914–1918". In dieser Serie stellen wir Exponate der Ausstellung vor. Zu sehen sind sie im Magazingebäude am Süberweg 50a in Osnabrück. Die Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags 10 bis 18 Uhr.
Autor:
Regine Bruns


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