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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Erweiterungspläne am Nettebad
 
Siedler kämpfen gegen Lärm und für Natur
Zwischenüberschrift:
Diskussion um Elektro-Kartbahn – Infoveranstaltung zum Bebauungsplan am Nettebad mit 180 Zuhörern
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Stadtwerke wollen ihren Standort am Nettebad unter anderem mit einer Elektro-Kartbahn ausbauen. Nachbarn und Umweltschützer befürchten Lärmzuwachs und Naturzerstörung. Eine Infoveranstaltung sollte nun für Klarheit sorgen.

Osnabrück. Die Stadtwerke wollen das Gelände am Osnabrücker Nettebad als Freizeitstandort ausbauen und unter anderem eine Elektro-Kartbahn errichten. Das Projekt ist umstritten. Die von der Panzerstraße gebeutelten Bürger fürchten den zusätzlichen Lärm, Umweltschützer den Verlust wertvoller ökologischer Flächen. An einer Infoveranstaltung nahmen 180 Gäste teil.

" Die Kartbahn kommt sowieso." Guido Gottwald, Vertreter der Siedlergemeinschaft " In den Heidekämpen" war sich schon Tage vor der Infoveranstaltung zum Bebauungsplan 141 sicher über das Ergebnis der politischen Diskussion. Und wahrscheinlich wird er auch recht behalten. Gleichwohl könnte die Siedlung auf der südlichen Seite der Vehrter Landstraße von den Stadtwerkeplänen profitieren, rückt doch ein neuer Belag für die alte Betonpiste in greifbare Nähe.

Zwei Themen waren es folglich, die die Diskussion in der Herman-Nohl-Schule um die Pläne des Osnabrücker Energieversorgers und Badbetreibers dominierten: die Funktion der derzeit noch unbebauten Flächen als wichtiger Bestandteil erhaltenswerter Natur und die von der sogenannten Panzerstraße ausgehenden Lärmimmissionen.

Die Stadtverwaltung als Gastgeber, vertreten durch Stadtbaurat Frank Otte und Stadtplaner Hans Lange, hatte die am Verfahren beteiligten Gutachter und Vertreter der Stadtwerke eingeladen, die unter der Moderation von Burkhard Bensmann ihre Expertisen erläuterten und den Gästen für Fragen und Diskussion zur Verfügung standen.

Deutlich wurde dabei, dass der Eingriff in die Natur nicht unerheblich ist. Auch die historische Landwehr ist von den Plänen der Stadtwerke berührt. Landschaftsarchitekt Klaus Wiebold kam in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Verlust an schützenswerter Natur durch Ausgleichsflächen unter anderem in Pye wettgemacht werden könne. Die Maßnahmen zur Renaturierung in Zukunft nicht mehr benötigter Flächen wie zum Beispiel des Parkplatzes alleine reichten nicht aus, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.

Einwände der Kritiker, Flächen in Pye nutzten vor allem der Funktion des Bereichs als Bestandteil des für den Klimahaushalt der Stadt wichtigen grünen Fingers nur wenig, beschwichtigte Otte mit dem Hinweis, dass hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. Planungen der Stadt ließen die Möglichkeit zu, in direkter Nachbarschaft Flächen umzuwandeln. Dies sei aber davon abhängig, ob es gelinge, sie ihren derzeitigen Besitzern abzukaufen.

Außerdem habe die Stadt bereits auf Basis der bereits in der frühzeitigen Bürgerbeteiligung eingegangenen Einwände und Anregungen die Pläne geändert, indem Gebäudekanten abgeschrägt und Neubauten in ihren Höhen begrenzt wurden.

Wichtiger noch als die Belange des Naturschutzes schienen den Zuhörern aber die Lärmimmissionen zu sein. Der Lärmgutachter gab zu Protokoll, dass die Untersuchungen seines Büros keine die Grenzwerte überschreitende zusätzliche Lärmbelastung durch die Pläne der Stadtwerke ergeben hätten. Dass die Vehrter Landstraße aber vor allem durch ihre Beschaffenheit als Betonpiste mit Bitumenfugen einen unangenehmen Lärm verursache, wollte auch der Fachmann nicht in Abrede stellen. Erleichterung könnte hier ein neuer Straßenbelag bringen. Otte konnte in diesem Punkte einen ersten Silberstreif am Horizont aufzeigen: Der Rat habe beschlossen, die Mittel für die Planungen in den Haushalt 2015 einzustellen. " Wir wollen die Pläne in der Schublade haben, sodass wir die Straße sofort in Angriff nehmen können, sobald wir die finanziellen Möglichkeiten haben", so Otte. Die Straße stehe auf der Prioritätenliste ganz oben. Allerdings sei mit einer Baumaßnahme wohl frühestens in zwei bis drei Jahren zu rechnen.

Stadtwerkevorstand Manfred Hülsmann und sein Bäderchef Wolfgang Hermle ließen keinen Zweifel daran, dass sie im Bau und auch im Betrieb der Elektro-Kart-Bahn eine profitable Einnahmequelle sehen, die letztendlich der Daseinsvorsorge (vor allem Schul- und Vereinsschwimmen) zugutekomme. Mit ihrem Angebot im Bäder- und Saunabereich seien die Stadtwerke schon länger äußerst erfolgreich im Freizeitbereich unterwegs, konterten sie Vorwürfe, es sei nicht die Aufgabe der städtischen Tochter, in diesem Bereich unternehmerisch aktiv zu sein. Unter anderem dieses Engagement habe dazu geführt, dass die Zuschussquote im Bäderbereich in Osnabrück weit unter dem bundesweiten Durchschnitt liege.

Mit einem jährlichen Gewinn von etwa 300 000 Euro rechnet Hülsmann durch die Kartbahn. Diese Zahl sei durch externe Berater belegt. Auch deshalb habe der Aufsichtsrat grünes Licht für die Pläne gegeben und zugleich beschlossen, dass die Stadtwerke die Bahn in Eigenregie betreiben.

Mehr Informationen zu den Plänen der Stadtwerke auf noz.de
Bildtext:
Die Vehrter Landstraße ist in keinem guten Zustand. Die Bitumenfugen in der Betondecke verursachen Lärm.
Foto:
Michael Gründel

Kommentar
Für alle etwas

Letztendlich wird der Rat entscheiden, was am Nettebad passiert. Nach derzeitigem Stand der Dinge wird er sich die Chance, hier eine Aufwertung des Freizeitbereichs mit Strahlkraft über die Stadtgrenzen hinaus zu schaffen, nicht entgehen lassen. Sollte er auch nicht. Denn im Wettbewerb der Städte untereinander bei gleichzeitigem Bevölkerungsrückgang kann nur punkten, wer ein attraktives Umfeld aufweist. Man nennt das weiche Standortfaktoren, die unter dem Strich aber hartes Geld bringen, dass allen zugutekommt.

Stadt und Stadtwerke sind gefragt, den Eingriff in die Natur so verträglich wie möglich zu gestalten. Hier müssen noch ein paar Hausaufgaben gemacht werden. Da geht noch was. Ebenso beim Thema Lärm: Zwar bringen die Pläne der Stadtwerke laut Gutachter kein Grenzwerte überschreitendes Lärmplus, aber warum die Anwohner nicht trotzdem entlasten. Die Vehrter Landstraße ist lauter, als eine Straße heutzutage sein muss. Ein neuer Belag kann hier Abhilfe schaffen. Immerhin hat die Stadtwerkeinitiative neuen Schwung in den Ausbau der alten Betonpiste gebracht. Das ist doch auch schon mal was.
Autor:
Dietmar Kröger


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