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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Staubsauger bald mit weniger Watt
 
Energiefresser machen sich aus dem Stau
Zwischenüberschrift:
Ab 1. September gibt es nur noch deutlich schwächere Bodenreiniger im Handel
Artikel:
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Originaltext:
Brüssel. Der Kampf gegen den Alltagsschmutz wird ab dem 1. September mit deutlich schwächeren Staubsaugern geführt dank einer Verordnung der EU. Wir erklären, was hinter der nachlassenden Kraft der Staubsauger steckt.

Brüssel. Der Kampf gegen den Alltagsschmutz wird ab 1. September mit deutlich schwächeren Staubsaugern geführt dank einer Verordnung der EU. Was bringt das? Was sollen solche Vorschriften? Wir erklären, was hinter der nachlassenden Kraft der Staubsauger steckt.

Warum beschäftigt sich die EU-Kommission mit Staubsaugern, Kaffeeautomaten und Glühbirnen? Die EU-Mitgliedstaaten haben sich 2007 übrigens unter dem Vorsitz der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf verständigt, Energie 20 Prozent effizienter zu nutzen. Dieses Ziel fasste man in einer Grundsatz-Richtlinie (Ökodesign-Richtlinie) zusammen und arbeitet es nun ab. Das große Ziel besteht darin, alle Anstrengungen zu unternehmen, um stromsparende Geräte zu entwickeln.

Was gilt denn genau für neue Staubsauger? Selbstverständlich kann jeder seinen alten Bodenreiniger benutzen, bis der seinen Geist aufgibt. Im Handel bekommt er, wenn die vorhandenen Geräte mit starker Leistung abverkauft wurden, nur noch Sauger mit einer Leistung von höchstens 1600 Watt, ab 2017 sinkt diese Schwelle auf 900 Watt. Um dem Käufer seine Wahl zu erleichtern, bekommen die Geräte ein Label verpasst, das alle wichtigen Daten offenlegen muss.

Weniger Leistung heißt aber doch auch weniger gründliche Reinigung.

Das ist, so die Hersteller, ein Irrtum. Mehr Watt bedeutet nicht unbedingt, dass das Produkt auch besser säubert. Wichtig ist nämlich, wie effizient der Strom in Leistung übertragen wird. Deshalb hat man bei den Mindeststandards, die die EU mit den Hausgeräte-Bauern vereinbart hat, auch die Qualitäts-Richtwerte für die Staubaufnahme festgelegt.

Und wie geht das weniger Stromverbrauch, aber genauso gute Saugleistung? Da wurden beispielsweise die Düsen verändert. Die Hersteller beschreiben das so: Wenn die Saugluft nicht komplett durch den Staubsaugerbeutel muss, sondern ein zusätzlicher Kanal nur zum Ansaugen eingebaut wird, spart das erheblichen Kraftaufwand, ohne die Leistung zu schmälern.

Und was bringt das am Ende? Ist die Stromersparnis denn wirklich so gravierend? Die Brüsseler Kommission geht davon aus, dass ab 2020 19 Terawattstunden an Elektrizität eingespart werden könnten, wenn alle Hausgeräte auf dem neuesten technischen Stand sind. Das wäre immerhin die Leistung von vier Atomkraftwerken. Und der Kunde spart auch, weil sein Energieverbrauch zurückgeht.

Geht die Rechnung denn wirklich auf? In Brüssel verweist man gerne auf das Beispiel der Waschmaschine. Für die gibt es seit 1995 bereits Energieeffizienz-Klassen und Labels. Ein Haushalt mit einer Waschmaschine der Energieeffizienzklasse A hat über die Jahre hinweg mehr als 1000 Euro Stromkosten sparen können. Heute stehen in 90 Prozent aller Haushalte Geräte der A-Klasse, 1995 waren es nur zwei Prozent.

Warum spüre ich als Verbraucher davon aber nichts in meinem Geldbeutel? Das ist tatsächlich das größte Problem. Weil die Bürgerinnen und Bürger die Einspareffekte kaum spüren, sind sie auch nicht motiviert, in neue Geräte zu investieren. Der Grund liegt im steigenden Strompreis. Denn der frisst die Einsparungen weitgehend wieder auf. Die eigene Energierechnung würde zweifellos um einiges höher ausfallen, wenn man heute noch mit den Geräten auf dem technischen Stand von 1995 arbeiten würde.
Bildtext:
Mehr Watt bedeutet nicht unbedingt, dass der Staubsauger auch besser säubert.
Foto:
dpa

Kommentar
Richtig

Es ist schon überraschend: Als die EU-Mitgliedstaaten 2007 ehrgeizige Ziele vereinbart hatten, waren alle voll des Lobes. Heute sorgen sich die Menschen um die Saugleistung ihres Bodenreinigers. Dabei ist der Weg, den Brüssel seither eingeschlagen hat, konsequent: Gemeinsam mit den Herstellern erarbeitet man neue technische Standards, um die kostbare Energie effizienter zu nutzen. Dass es bei dem Aus für die Glühbirne, die in Wirklichkeit ein Wärmekolben war, zum Krach kam, hat einen anderen Grund: Man bot dem Verbraucher Alternativen an, die Giftstoffe enthielten.

Natürlich kann man sehr zu Recht die Frage stellen, ob es Aufgabe der Europäischen Union ist, technische Vorgaben für Hersteller zu erlassen, anstatt sich um die großen Linien der Politik zu kümmern. Auf einem gemeinsamen Binnenmarkt braucht man aber mehr als nur nationale Regelungen. Unternehmen wollen nicht nur für den eigenen Markt produzieren, sondern auch in andere Länder verkaufen. Deshalb ist der Weg durchaus richtig und muss weitergegangen werden.
Autor:
Detlef Drewes


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