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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Zinsmanagement bringt 20 Millionen Euro
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Wie riskant sind die Finanzgeschäfte? – Franken-Kredite sind nicht abgesichert
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Originaltext:
Osnabrück. Das städtische Schuldenmanagement hat sich trotz des Schweizer-Franken-Schocks offenbar gelohnt: Rund 20 Millionen Euro haben die Finanzverwalter nach eigenen Angaben seit dem Jahr 2000 erwirtschaftet.

Die Schuldenmanager setzen seit 15 Jahren verschiedene Methoden ein, um die Zinslasten zu verringern. Unter anderem durch Kontenpooling, Franken-Kredite, Derivate oder Steuerung der Fälligkeiten und Risiken sei es gelungen, seit dem Jahr 2000 rund 20 Millionen Euro zu erwirtschaften beziehungsweise einzusparen, teilte Finanzchef Thomas Fillep auf Anfrage unserer Redaktion mit. Dagegen steht aktuell ein Verlustrisiko von 16 Millionen Euro durch die Aufwertung des Schweizer Franken.

Ist es Spekulation und Zockerei, was die Zinsjongleure im Stadthaus mit den kommunalen Schulden anstellen? Im Finanzausschuss mahnte Grünen-Fraktionschef Michael Hagedorn vor allem die FDP, die Worte sorgfältiger zu wählen. Das Team unter der Leitung von Fachbereichsleiter Volker Hänsler spekuliere oder zocke nicht mit kommunalem Vermögen, sondern versuche, die Zinslast der Stadt durch sinnvolle Steuerung der Kredite und Marktbeobachtung zu minimieren. Unterm Strich sei das in den vergangenen 15 Jahren auch gelungen, so Hagedorn.

Lehren ziehen

FDP-Fraktionschef Thomas Thiele kritisiert dagegen seit Jahren die kommunalen Aktivitäten auf dem Finanzmarkt. Er fordert nach dem aktuellen Franken-Schock, in Zukunft vollständig auf Fremdwährungskredite und risikobehaftete Finanzprodukte wie Derivate zu verzichten.

Bei den Derivaten sind jene zur Zinssicherung und jene zur Zinsoptimierung zu unterscheiden. 23 Derivate zur Zinssicherung stehen im städtischen Portfolio. Dabei handelt es sich nach Angaben von Fachbereichsleiter Hänsler um sogenannte Festzinszahlerswaps oder Caps. Beim Festzinszahlerswap wird der zum Zeitpunkt einer Kreditaufnahme marktübliche Festzins für eine bestimmte Laufzeit vereinbart. Es sei im Kern also ein Festzinskredit. Die sogenannten Caps wirken dagegen wie eine Versicherung gegen zu hohe Zinsen. Sie werden bei Krediten mit variablen Zinsen eingesetzt. Die Stadt als Kreditnehmer zahlt eine Prämie (wie bei einer Versicherung). Übersteigt der Zinssatz eine bestimmte Höhe, tritt die Versicherung ein. Mit diesen Instrumenten werde das Zinsänderungsrisiko ausgeschlossen, sagt Hänsler.

Ohne Versicherung

Daneben verfügt die Stadt über ein Derivat zur Zinsoptimierung. Es beruht auf der Idee, ein wie Hänsler sagt – " begrenztes Risiko" einzugehen, um Zinseinsparungen zu erreichen. Die Stadt habe im Gegensatz zu anderen Kommunen immer besonderen Wert auf die Begrenzung des Risikos gelegt. Diese Zinsoptimierungsgeschäfte brachten mal Gewinne, mal Verluste. Unter Strich bleibt nach Angaben der Finanzverwaltung ein Plus von 1, 66 Millionen Euro. Mit Einführung der neuen Haushaltsführung, der Doppik, im Jahr 2009 stellte die Finanzabteilung die Zinsoptimierungsgeschäfte ein. " Das einzige noch bestehende Optimierungsgeschäft erwirtschaftet vertraglich gesichert rund 14 000 Euro jährlich bis 2027", so Hänsler.

Bei den Fremdwährungskrediten verzichtete die Stadt auf eine Versicherung gegen das Währungsrisiko, weil die Prämien den Zinsvorteil aufgezehrt hätten. Eine Absicherung erschien nach Hänslers Worten auch nicht erforderlich, weil die Prognosen " bankübergreifend" eine Verbesserung oder zumindest ein Gleichbleiben des Wechselkurses von Franken und Euro in Aussicht gestellt hätten.

0, 47 Prozent Zinsen

Neun Franken-Kredite im Umfang von zusammen 49, 4 Millionen Euro stehen in den städtischen Büchern, das entspricht 48, 4 Millionen Euro. Das Minus auf dem Girokonto beträgt aktuell rund 140 Millionen Euro. Knapp ein Drittel der Liquiditätskredite hält die Stadt damit zurzeit in Schweizer Franken. Durch die Aufwertung des Franken seit 2010 und die Freigabe des Wechselkurses droht der Stadt ein Verlust von 16 Millionen Euro. Der würde wirksam, wenn die neun Kredite nicht verlängert würden.

Der nächste Kredit, der zur Verlängerung ansteht, ist einer über fünf Millionen Euro. Er hatte eine Laufzeit von einem Jahr und endet am 13. März. Der Zinssatz: 0, 47 Prozent.

Mehr über die Kreditgeschäfte von Stadt und Landkreis Osnabrück im Netz auf www.noz.de/ os

Weitere Berichte zur Geldpolitik auf www.noz.de/ eurozone

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Bildtext:
Der Euro verliert seit 2010 an Wert gegenüber dem Schweizer Franken. Wenn die Stadt Osnabrück jetzt ihre Franken-Kredite zurückzahlen müsste, entstünde ihr ein Verlust von rund 16 Millionen Euro.
Grafik:
Landwehr
Foto:
Imago/ Quelle: finanzen-net

Damit arbeiten die Zinsmanager

Kontenpooling: Am Ende eines Arbeitstages werden die Girokonten aller städtischen Tochtergesellschaften automatisch überprüft und Guthaben auf ein gemeinsames Konto überwiesen. Über Nacht kann das Geld Gewinn bringend arbeiten.

Derivate zur Zinssicherung funktionieren so: Bank A leiht der Stadt eine Million Euro zu einem variablen Zins. Steigen die Zinsen, wird es teuer für die Stadt. Dagegen kann sie sich mit einem sogenannten Swap (Tausch) absichern. Dazu braucht die Stadt eine Bank B, die bereit ist, den variablen Zins aus dem Kredit bei Bank A zu übernehmen. Sie erhält dafür einen festen Zinssatz von der Stadt. Das funktioniert, wenn Stadt und Bank die Zinsentwicklung unterschiedlich einschätzen. Aber nur einer gewinnt dabei. Swaps sind jederzeit auflösbar und verkäuflich.

Kommentar
Keine Panik

Im Zweifel geht Sicherheit vor Rendite. Das ist der rote Faden in der Finanzrichtlinie, die der Stadtrat 2012 nach dem ersten Franken-Schock verabschiedete. Und so handeln die städtischen Zinsmanager auch. Sie sind mitnichten Zocker und Spekulanten.

Es ist wichtig, sich die Geschäfte genauer anzusehen. 23 der 24 Derivate dienen der Zinssicherung, minimieren also das Risiko. Auch die Franken-Kredite waren in ihrem Ursprung keine Spekulationsgeschäfte, sondern eine Variante, um billiger an Geld zu kommen. Der Fehler war, dass die Zinsmanager nicht rechtzeitig den Absprung schafften.

Deshalb sollte die aktuelle Debatte nicht dazu verleiten, das Zinsmanagement insgesamt infrage zu stellen. Die 20 Millionen Euro sind real erwirtschaftetes Geld anders als die 16 Millionen, die als Verlust aus den Franken-Krediten drohen. Aber wird dieser Verlust jemals realisiert? Dazu käme es nur, wenn die Stadt ihre Schulden im großen Stil abbauen würde oder die Banken auf lukrative Geschäfte verzichteten. Beides ist sehr unwahrscheinlich.
Autor:
Wilfried Hinrichs


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