User Online: 2 | Timeout: 19:28Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Polizei beobachtet neue Rockergruppe
 
United Tribuns: Wir sind keine Chorknaben
Zwischenüberschrift:
Neue rockerähnliche Gruppe seit Herbst in Osnabrück – Prügel-Opfer hat Krankenhaus verlassen
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wer sind die United Tribuns? Eine neue Rockergruppe hat sich in der Stadt gegründet, die kürzlich durch eine " Mahnwache" von 70 Motorradfahrern vor dem Marienhospital Aufsehen erregte. Die Tribuns werden bundesweit von der Polizei beobachtet.

Osnabrück. Männer prügeln sich vor einem Fast-Food-Restaurant. Einer verletzt sich dabei schwer. Am Tag darauf stehen fast 70 Männer, Mitglieder der United Tribuns (UT), vor dem Marienhospital. Denn der verprügelte Mustafa G. ist einer von ihnen. Mit so die Bewertung der UT ihrer " Mahnwache" vor dem Krankenhaus ziehen die Tribuns erstmals in Osnabrück Aufmerksamkeit auf sich.

Inzwischen ist das Prügel-Opfer wieder aus dem Marienhospital entlassen und wartet nach eigenen Angaben auf den Beginn einer Reha-Maßnahme. Auf der Facebookseite der UT stehen zahlreiche Genesungswünsche. " Gute Besserung, Mustafa, wir stehen alle hinter dir, Bruder!", heißt es dort etwa. Die Worte Bruder und Familie fallen oft.

Die Polizei nennt die UT rockerähnlich, weil sie sich als " Bruderschaft", wie sie sich selbst nennt, gegründet hatten und nun vermehrt als Motorradklub (MC) auftreten wollen. So materialistisch sich die Mitglieder geben, sie haben eine eigene Form der Außendarstellung gefunden. Gegen Fotos haben die meisten nichts, wohl aber gegen eine volle Namensnennung.

Und ihre Facebook-Seite setzen die UT gezielt zur Außendarstellung ein. Hier findet sich auch das Foto, das die 70 UT-Mitglieder vor dem Marienhospital zeigt und klare Signale an alle Außenwelt sendet: Seid vorsichtig! Legt euch nicht mit uns an.

Der ehemalige bosnische Boxer Almir C., genannt Boki, gründete die UT 2004 in Villingen-Schwenningen. Dem bayerischen Verfassungsschutz zufolge zählt die Gruppe 1700 Mitglieder. Fritz L. aus München ist nach eigenen Angaben weltweiter Sprecher der UT (der vollständige Name ist unserer Redaktion bekannt). Seit Herbst vergangenen Jahres gibt es ein Chapter (Ortsgruppe) der UT in Osnabrück, seit vier Monaten haben sie eigene Klubräume. Rund zwei Dutzend Mitglieder sollen dazugehören. Präsident der UT Osnabrück ist Osman A.

In Osnabrück gibt es Polizeisprecher Georg Linke zufolge zwei Rocker- und zwei rockerähnliche Gruppierungen mit insgesamt rund 120 Mitgliedern. Zu den Rockergruppierungen zählt die Polizei die Bandidos und Gremium MC mit jeweils rund 40 Mitgliedern einschließlich ihrer Unterstützer. Die United Brotherhood mit etwa einem Dutzend Mitglieder registriert die Polizei als rockerähnliche Gruppierung ebenso wie die United Tribuns mit rund zwei Dutzend Mitgliedern. Viele der Osnabrücker Tribuns sind der Polizei bekannt, etwa wegen Körperverletzungen und Eigentumsdelikten. Gegen einige laufen Strafverfahren.

Im Internet finden sich zahlreiche Berichte über Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaften gegen Mitglieder der UT in verschiedenen Städten. Es geht um Messerstechereien, Körperverletzungen, Schutzgelderpressung, Besitz illegaler Arzneimittel. " Diese Berichte gibt es", bestätigt L. " Aber es sind wenige in den zehn Jahren. Vielleicht ein halbes Dutzend, mehr ist das nicht." Zwar seien einige Mitglieder im Rotlichtmilieu aktiv, sagt der vierfache Vater und Unternehmer mit 20 Angestellten. Wenn aber einzelne Mitglieder kriminell würden, so seien das Ausnahmen. " Wir sind zwar keine Chorknaben, aber auch nicht alle Kriminelle", sagt L. Die UT seien eine Bruderschaft, bei denen Werte wie Zuverlässigkeit, Ehre und Stolz zählten. Große Worte gehören zu seinem Sprachschatz: " Freundschaft steht bei uns an erster Stelle. Die Polizei kann man anlügen, aber nicht die Bruderschaft". Wer gegen die Regeln verstoße, müsse seine Kutte abgeben und kriege einen " Anschiss".

Und Gründer Boki? Gegen ihn liegt ein internationaler Haftbefehl wegen Zwangsprostitution, Menschenhandels, Zuhälterei und Steuerhinterziehung vor. Er floh nach Bosnien. Die bosnische Regierung hat einer Auslieferung bislang nicht zugestimmt, berichtet der " Schwarzwälder Bote". " Für mich ist Boki nicht verurteilt und unschuldig", sagt L.

Das Bundesverwaltungsgericht hat am Mittwoch beschlossen, Mitgliedern krimineller Rockerbanden dürfe wegen Unzuverlässigkeit die Waffenerlaubnis entzogen werden, auch wenn sie noch nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten sind. Die Osnabrücker Polizei werde " in enger Kooperation mit den Waffenbehörden" (bei der Stadt und dem Landkreis Osnabrück) alle rechtlichen Möglichkeiten zur Umsetzung dieses Urteils prüfen, sagt Polizeisprecher Georg Linke.
Bildtext:
Mustafa G. (l.) und Fritz L., weltweiter Sprecher der United Tribuns, vor ihrem Klubhaus an der Mindener Straße in Osnabrück. Die United Tribuns gibt es seit Herbst vergangenen Jahres in Osnabrück.
Foto:
Gert Westdörp

Rockergruppen in Osnabrück
In den vergangenen Jahren hat die Polizei Osnabrück bei Einsätzen gegen Rockergruppen unter anderem Schlagwerkzeuge, Messer, Pfefferspray sowie kugelsichere Westen sichergestellt. Einzelne Rocker standen in den vergangenen knapp zehn Jahren auch wegen schwerwiegenderer Straftaten im Fokus der Ermittler.
So hatte 2004 ein Mitglied der Bandidos in Wallenhorst tödliche Schüsse auf ein Mitglied des in Osnabrück mittlerweile aufgelösten Rockerklubs Outlaws abgegeben.
In dem anschließenden Prozess, in dem sich auch der Sohn des Schützen wegen einer Baseballschläger-Attacke verantworten musste, wurden beide Männer freigesprochen.
Letztlich hatte sogar der Bundesgerichtshof bestätigt, dass die tödlichen Schüsse auf den damals 30-jährigen Outlaw durch Notwehr gerechtfertigt gewesen seien.
2009 kam es nach Polizeiangaben an ein und demselben Tag zu einer Beschädigung des Klubhauses der OG (Original Gangster) Brotherhood und zu einem Brandanschlag auf ein Fahrzeug eines Mitglieds dieses Klubs. Von Polizei und Staatsanwaltschaft verdächtigt wurden nach Angaben der Ermittlungsbehörden Bandidos-Mitglieder.
In einem anschließenden Prozess wurden die Angeklagten aber freigesprochen.
Autor:
Jörg Sanders


Anfang der Liste Ende der Liste