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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
"Warmer Abbruch" ging schief
Zwischenüberschrift:
Die Straßennamen Vorderhall und Widerhall im Stadtteil Dodesheide erinnern an traditionsreiche Ausflugslokale
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Das offizielle Straßenkataster der Stadt nennt als Erklärung für die eher ungewöhnlichen Straßennamen Vorderhall und Widerhall, dass es sich um alte Flurbezeichnungen handle. Günther Wredes Standard-Verzeichnis der geschichtlichen Ortsnamen ist da etwas zurückhaltend. Unter Vorderhall findet sich gar nichts, während Widerhall nur als " Ortsteil von Bramsche an der Grenze zur Epener Mark" erwähnt wird. In der Tat existiert bis heute in Bramsche in der beschriebenen Lage auch eine Straße " Wiederhall", allerdings mit " ie" geschrieben.

Für das Osnabrücker Straßen-Paar Vorderhall und Widerhall lässt sich feststellen, dass es in etwa die geografische Lage der alten Kaffeehäuser gleichen Namens widerspiegelt, die sich schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreuten. Die Leute aus Schinkel machten gern ihren Sonntagsspaziergang entlang des Grünzuges der alten Landwehr in Richtung Haste und legten dann bei Vorderhall im Bereich der heutigen Kreuzung Knollstraße/ Haster Weg eine Kaffeepause ein. Andere gingen über den Birkenweg durch das Gartlager Gehölz zum Kaffeehaus Widerhall am Haster Weg.

Widerhall rühmte sich seiner ausgedehnten Gartenanlagen mit Kegelbahn, Kegelhaus, vier Schießständen, vier Wippen, zwei Schaukeln, zwei Karussells und einem Rundlauf. Je nach Wetter fanden die Sonntagskonzerte im Garten oder im großen Saal statt. In einer Zeitungsmeldung aus dem Jahr 1923 heißt es: " Ein geräumiges Podium für die Musik ist angelegt worden, das auch Gesangvereinen für Liedervorträge zur Verfügung steht. Die beiden Englischen Trauerbuchen, deren weitausholendes Blätterdach zu behaglicher Rast im kühlen Schatten einladen, stellen eine botanische Sehenswürdigkeit dar." Besitzer und Wirt war von 1908 bis 1930 Gerhard Schulze, danach Josef Langkop.

Am 7. März 1936 wurde gegen 4 Uhr morgens Feueralarm gegeben. Der Dachstuhl des Nordflügels stand in hellen Flammen. Die Feuerwehr war schnell vor Ort und hatte den Brand bald unter Kontrolle. Wie die Kripo später ermittelte, lag eine vorsätzliche Brandstiftung durch die Ehefrau des Besitzers vor. Sie hatte sich davon eine Modernisierung des Lokals auf Kosten der Versicherung versprochen. Daraus wurde nun leider nichts, das alte Gemäuer wurde instand gesetzt. Im Krieg erhielt der Saal einen Bombentreffer und wurde nicht wieder aufgebaut. Im Haupthaus ging der Gastbetrieb noch bis zum Abriss in den 1960er-Jahren weiter.

Das Kaffeehaus Vorderhall war besonders bei Familien mit Kindern beliebt, weil hier in einer Menagerie neben Pfauen und Fasanen auch ein lustiger Affe seine akrobatischen Kunststückchen vollführte. Im Garten konnten Pärchen vor der romantischen Kulisse einer Windmühle tanzen. Besitzer war zu Beginn des 20. Jahrhunderts Fritz Ruppenkamp, in den 1930er-Jahren verkaufte er an A. Laumeier.

Auch das Lokal Vorderhall brannte: Am 9. Januar 1928 bemerkten Kinder, die auf der Eisbahn Gartlage ihre Runden drehten, gegen 16 Uhr dicke Rauchschwaden aus dem Stallgebäude hervorquellen. Zahlreiche Eisläufer waren im Nu zur Stelle und halfen beim Löschen. Aber sie und die herbeigeeilten Feuerwehrleute konnten nicht verhindern, dass das alte Fachwerkgebäude bis auf die Umfassungsmauern herunterbrannte. Ursache war ein schadhafter Schornstein. In der Nachkriegszeit ging der Schankbetrieb bis Anfang der 1960er-Jahre weiter, dann erfolgte der Umbau zu einer Filiale der Oldenburgischen Landesbank. Heute führt eine Pizzeria an der Knollstraße 170 den traditionsreichen Wirtshausnamen Vorderhall fort.
Bildtexte:
Der Sonntagsspaziergang führte viele Bürger aus Osnabrück und Schinkel zum Kaffeehaus Widerhall am Haster Weg.
Das Kaffeehaus Vorderhall bot Pärchen zum Tanzen die romantische Kulisse einer alten Windmühle. Die beiden zeitgenössischen Ansichtskarten entstammen der Sammlung Helmut Riecken.
Der Widerhall gehört zu den ungewöhnlichsten Osnabrücker Straßennamen.
Die Straßen Vorderhall und Widerhall sind Seitenstraßen des Haster Weges und haben eine gemeinsame Kreuzung.
Autor:
Joachim Dierks


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