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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Windrad-Boom in Deutschland
Zwischenüberschrift:
Rekord-Zubau: Zielvorgaben der Bundesregierung 2014 deutlich übertroffen
Artikel:
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Originaltext:
Berlin. Die Windbranche in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen Ausbau-Rekord erzielt. Es wurden deutlich mehr Windräder errichtet als von der Bundesregierung vorgesehen. Ein Grund: die jüngste Reform des Erneuerbare-Energien- Gesetzes (EEG).
Allein an Land wurde eine Leistung von 4750 Megawatt neu installiert, teilte der Bundesverband Windenergie (BWE) am Donnerstag in Berlin mit. Da ältere Wind räder auch abgerissen und durch modernere ersetzt wurden, sei unterm Strich neue Leistung von knapp 4400 Megawatt gebaut worden. " Wir sprechen von außerordentlich guten Zahlen", meinte BWE-Präsident Hermann Albers. Unter der Federführung von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte die schwarz-rote Bundesregierung das EEG erst Mitte 2014 reformiert. Das neue Gesetz sieht eigentlich einen jährlichen Ausbaukorridor für Windenergie an Land von 2400 bis 2600 Megawatt vor.
Der deutlich stärkere Zubau in diesem Jahr ist unter anderem auf Vorzieheffekte zurückzuführen. Anders ausgedrückt: Investoren wollten noch rasch Anlagen zu den alten, besseren Bedingungen bauen. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums erhalten Anlagen, die vor dem 23. Januar 2014 genehmigt wurden und bis Ende 2014 ans Netz gingen, noch die alten, höheren Fördersätze. Wegen solcher Übergangsregelungen hat die EEG-Novelle den Zubau 2014 zunächst sogar befeuert, statt ihn zu dämpfen.
Neben den Vorzieheffekten erkennt Fritz Brickwedde vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) aber noch weitere Gründe für den Rekord-Zubau. " Erstens wurden mehr Flächen ausgewiesen. Zweitens funktioniert das Repowering sehr gut. Im Schnitt sind die neuen Anlagen dreimal so wirksam wie die, die sie ersetzen", so der BEE-Präsident im Gespräch mit unserer Redaktion.
Ein wichtiges Element der jüngsten EEG-Novelle war die sogenannte atmende Degression: Wird der vorgegebene Ausbaukorridor über- oder unterschritten, so sinken die Vergütungssätze für künftige Anlagen schneller oder langsamer. Durch den starken Zubau beim Wind 2014 wird deshalb die Förderung über die garantierten Strom-Abnahmepreise ab 2016 um 4, 8 Prozent gesenkt.
BEE-Präsident Brickwedde rechnet dennoch weiterhin mit einem starken Zubau: " Der Ausbau wird sich 2015 nicht auf diesem Niveau fortsetzen, aber immer noch über dem Zielkorridor der Bundesregierung liegen." Das deckt sich mit den Erwartungen des Bundesverbands Windenergie, der für die kommenden Jahre jeweils Neu-Installationen an Land von rund 3500 Megawatt vorhersagt.
Geringe Auslastung
Inzwischen gibt es an Land 24 867 Windräder mit einer installierten Leistung von 38 115 Megawatt. Allerdings laufen die Anlagen nur selten unter Volllast. Nach Berechnungen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) schwankt die durchschnittliche Auslastung der Windräder zwischen 14 Prozent der Nennleistung (Baden-Württemberg) und 23 Prozent (Schleswig-Holstein). Im vergangenen Jahr hatte die Windenergie nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes einen Anteil von 8, 6 Prozent an der Bruttostromerzeugung .
Die Anlagen werden immer höher: Die Nabenhöhe liegt im Schnitt bei 116 Metern, der Rotordurchmesser bei 99 Metern. In Zukunft sollen verstärkt an bestehenden Windkraft-Standorten alte durch leistungsstärkere Anlagen ersetzt werden (" Repowering").

Energiepolitik: Berichte, Kommentare und Analysen auf noz.de/ energie Märkte im Blick auf noz.de/ wirtschaft
Bildtext:
Farbenprächtig leuchtet der Morgenhimmel über einem Windpark bei Jacobsdorf in Brandenburg.
Foto:
dpa

Kommentar
Fatale Entwicklung

Was gab es 2014 für einen Aufschrei der Windenergie-Lobby, als Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit Einschnitten bei der Ökostrom-Förderung drohte. Selbst so verschwiegene Konzerne wie Enercon warnten plötzlich vor tiefen Einschnitten. Heute zeigt sich: Gabriels Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes hat die Windenergie nicht ausgebremst.

Eigentlich ist das ein positives Signal. Nach wie vor wird die Energiewende in Deutschland massiv voran- getrieben. Aber die Rekordzahl von 1766 neu aufgestellten Windrädern darf nicht über zentrale Probleme hinwegtäuschen.

Einerseits belegt diese hohe Zahl, dass sich mit Windenergie viel Geld verdienen lässt. Die Bundes regierung muss prüfen, ob die Fördersätze schneller sinken können als vorgesehen. Das könnte Verbraucher deutlich entlasten.

Vor allem aber zeugen die Zahlen vom Ungleichgewicht beim Ausbau der Windenergie. Im kleinen Bremen sind fast genauso viele Windräder errichtet worden wie im grün-rot regierten Baden-Württemberg. Eine fatale Entwicklung: Der Norden produziert immer mehr Strom, den er an stürmischen Tagen gar nicht verbrauchen kann. Speichertechnologien müssen jetzt in den Fokus rücken. Und der Süden, der sich weiter gegen Windräder sperrt, ist völlig unvorbereitet auf das Ende der letzten Atommeiler: So kann es nicht weitergehen.
Autor:
Reuters, dpa, Manuel, Glasfort, Alexander Klay


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