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1.
Erscheinungsdatum:
29.01.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Vor
100
Jahren
Überschrift:
"Schält die Kartoffeln dünn!"
Zwischenüberschrift:
Januar 1915: Sorge um Getreidevorräte, fremdländische Namen und Steuererklärungen
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Mit
staatstragendem
Pathos
blickt
das
"
Osnabrücker
Tageblatt"
auf
den
Jahreswechsel
zurück:
"
Stiller
und
ernster
als
sonst
sind
wir
in
das
neue
Jahr
hinübergezogen,
mit
dem
der
Krieg
1914
zum
Krieg
1914/
15
geworden
ist;
stiller,
aber
nicht
weniger
hoffnungsvoll
und
zuversichtlich
und
erfüllt
von
der
Siegesgewissheit,
welcher
der
Kaiser
in
seiner
Ansprache
Ausdruck
gab."
Im
Großen
Hauptquartier
zu
Charleville-
Mézières
hatte
Wilhelm
II.
am
Neujahrstag
erklärt,
dass
das
deutsche
Volk
"
in
beispielloser
Eintracht"
bereit
sei,
sein
bestes
herzugeben
für
den
heiligen
heimischen
Herd,
"
den
wir
gegen
frevelhaften
Überfall
verteidigen"
.
Indessen
sieht
die
Ernährungslage
rund
um
den
heimischen
Herd
zunehmend
kritisch
aus.
Gekappte
Importwege
und
unzulängliche
Bevorratung
wirken
sich
aus,
wie
man
aus
heutiger
Sicht
ergänzen
könnte.
Das
Weizenmehl
wird
nach
amtlichen
Schätzungen
nur
noch
bis
April
1915
reichen.
Kriegsbrot
Als
Maßnahme
zur
Streckung
der
Vorräte
wird
das
"
Kriegsbrot"
,
abgekürzt
"
K-
Brot"
,
propagiert,
das
bis
zu
20
Prozent
Kartoffelmehl
oder
Kartoffelflocken
enthält.
Leider
werde
es
noch
viel
zu
wenig
verlangt,
klagt
das
"
Tageblatt"
,
besonders
in
den
wohlhabenderen
Gegenden,
und
sieht
darin
ein
"
Zeichen
dafür,
dass
der
Bevölkerung
der
Ernst
der
Nahrungsmittelversorgung
im
Kriege
noch
nicht
genügend
einleuchtet.
Jedermann
sollte
das
K-
Brot
als
dasjenige
ansehen,
welches
ihm
die
patriotische
Ehre
als
Nahrungsmittel
vorschreibt,
und
jede
Anschauung,
als
ob
dieses
Brot
etwa
eine
Proletarisierung
des
Speisezettels
für
ihn
bedeute,
sollte
er
als
unpatriotisch
zurückweisen."
Schweinefutter
In
der
Rubrik
"
Kriegshilfe
für
die
Hausfrau"
wird
daran
erinnert,
dass
bei
dem
großen
Mangel
an
Schweinefutter
("
Wer
Brotgetreide
verfüttert,
versündigt
sich
am
Vaterlande
und
macht
sich
strafbar!
")
mehr
als
bislang
die
Küchenabfälle
dafür
Verwendung
finden
müssen.
"
Wir
bitten
unsere
Hausfrauen,
die
als
Schweinefutter
geeigneten
festen
Küchenabfälle
(Fleisch,
Fisch,
Brot,
Gemüse,
Kartoffelschalen
usw.)
getrennt
von
dem
Hausmüll
in
geeigneten
Behältern
aufzubewahren.
Die
Abholung
erfolgt
von
der
städtischen
Müllabfuhr
mit
besonderen
Wagen."
Die
Abfälle
sollen
zunächst
in
der
städtischen
Schweinemästerei
auf
dem
Grundstück
der
Armen-
Arbeitsanstalt
verwertet
werden.
Wenn
mehr
anfällt,
als
dort
verfüttert
werden
kann,
ist
an
eine
Abgabe
auch
an
private
Haushalte
mit
Schweinehaltung
gedacht.
Weitere
Ratschläge:
"
Schält
die
Kartoffeln
dünn,
oder
besser
noch,
kocht
sie
mit
der
Schale!
Kauft
kein
Weißbrot,
sondern
K-
Brot!
Jede
alte
Brotrinde
ist
heute
kostbar.
Halten
wir
auch
die
Kinder
an,
das
Brot
zu
schätzen.
Bringen
wir
ihnen
bei,
dass
es
Sünde
ist,
wenn
auch
nur
das
kleinste
Stück
verkommt."
Besonders
am
Weizenmehl
soll
gespart
werden:
"
Voll
Scham
muss
uns
Hausfrauen
der
Gedanke
erfüllen,
dass
auch
hier
in
Osnabrück
in
der
Kriegszeit
der
Kuchenverbrauch
gestiegen
ist.
Jetzt,
wo
das
Weihnachtsfest
vorüber
und
leider
eine
gewaltige
Menge
Weizenmehl
zum
Kuchenbacken
verwendet
ist,
müssen
wir
uns
die
Entbehrung
an
Kuchen
auferlegen."
Am
15.
Januar
tritt
eine
Bundesratsverordnung
in
Kraft,
die
ebenfalls
darauf
abzielt,
die
Weizenvorräte
zu
schonen.
Danach
darf
zwischen
7
Uhr
abends
und
7
Uhr
morgens
nicht
gebacken
werden.
Bislang
begann
das
Brötchenbacken
um
3
Uhr
oder
4
Uhr
in
der
Früh,
um
frische
Brötchen
für
den
Morgenkaffee
herzustellen.
"
Wer
solche
will,
wird
sie
‚
altbacken′
genießen
müssen.
Richtiger
wäre
es,
das
Brötchenessen
in
der
Kriegszeit
ganz
aufzugeben,
und
zwar
im
vaterländischen
Interesse"
,
schreibt
das
"
Tageblatt"
.
Eingedeutschte
Namen
Das
"
Kaffeehaus
Bellevue
vor
dem
Martinitore"
und
das
"
Café
Monopol
am
Johannistore"
haben
ihre
Namen
mehr
oder
weniger
freiwillig
verdeutscht.
Sie
heißen
jetzt
"
Zur
schönen
Aussicht"
und
"
Kaffee
Deutsches
Haus"
.
Die
Zeitung
kommentiert:
"
Beides
sind
gut
deutsche
Bezeichnungen,
die
angenehm
berühren
und
ein
weiterer
Beweis
dafür
sind,
dass
unsere
Sprache
reich
genug
ist,
um
allen
Anforderungen
zu
genügen."
Der
Krieg
habe
nicht
nur
etliche
Familien
in
tiefe
Trauer
gestürzt,
da
viele
Söhne
der
Stadt
"
ihren
Heldenmut
mit
dem
Tod
besiegelt"
haben,
betont
Oberbürgermeister
Julius
Rißmüller
in
seiner
Rede
zum
Handgiftentag.
Er
habe
auch
der
Stadtverwaltung
unerwartete
Aufgaben
beschert
wie
die
Regelung
von
Einquartierungen,
die
Fürsorge
für
Familien
ohne
Vater,
die
Errichtung
von
Speisehallen,
die
Sorge
für
die
Arbeitslosen,
die
Beschaffung
von
Lebensmitteln
und
die
Festsetzung
von
Höchstpreisen.
Bau
der
Backhausschule
Dennoch
sei
eine
ganze
Reihe
von
im
Frieden
begonnenen
Maßnahmen
fertiggestellt
oder
entscheidend
befördert
worden.
Rißmüller
nannte
Brücken
im
Zuge
der
Höherlegung
der
Eisenbahn,
Kleinwohnungen
an
Oststraße
und
Blücherstraße,
die
evangelische
Knabenbürgerschule
(Backhausschule)
,
die
städtische
Sparkasse
am
Neumarkt,
das
Eichamtsgebäude,
die
Stadtgärtnerei
am
Westerberg,
die
katholische
Bürgerschule
am
Herrenteichswall.
Der
Stadthafen
sei
leider
noch
nicht
fertig,
damit
dürfe
man
aber
wohl
in
der
ersten
Jahreshälfte
1915
rechnen.
Die
Fiskalverwaltung
hat
verfügt,
dass
auch
im
Feld
stehende
Soldaten
die
Steuererklärung
für
1914
pünktlich
abzugeben
haben.
Das
wird
vielfach
als
unsensibel
und
unverständlich
kritisiert.
Ein
gewisser
Gottlieb
verfasst
ein
Spottgedicht,
das
die
Zeitung
abdruckt:
"
Und
als
er
nach
Polen
gezogen,
das
blitzende
Schwert
in
der
Hand,
ward
ihm
der
Steuerbogen
feldpostlich
nachgesandt.
Was
galt
ihm
jetzt
Schlaf
und
Ernährung,
seine
einzige
Sorge
war:
Abgabe
der
Steuererklärung,
bis
20.
Januar.
Weit
mehr
als
des
Todes
Grinsen
interessierte
es
ihn,
die
Hypothekenzinsen
vom
Einkommen
abzuzieh′n."
Bildtext:
Kriegsbrot
statt
Nuckelflasche
und
Plätzchen:
So
fordert
es
eine
zeitgenössische
Propagandakarte
(aus
der
Sammlung
des
Kulturgeschichtlichem
Museum
Osnabrück)
.
Autor:
Joachim Dierks