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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Experte: Nussbaum hatte Unterstützer
 
Hatte Felix Nussbaum in Auschwitz Unterstützer?
Zwischenüberschrift:
Kunstexperte Jürgen Kaumkötter: Vielleicht noch unentdeckte Werke – Künstler Manfred Blieffert: "Es ging noch weiter"
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Osnabrück. Felix Nussbaum hat in Auschwitz länger gelebt, als bislang bekannt. Das löst Fragen aus. Kunstexperte Jürgen Kaumkötter vermutet, dass der Osnabrücker Maler im Lager Unterstützer hatte. Er hält es für wahrscheinlich, dass Nussbaum weiter gemalt hat.

Osnabrück. Hat der Maler Felix Nussbaum auch nach seiner Ankunft im Vernichtungslager Auschwitz noch Bilder gemalt? " Das ist im Bereich des Möglichen", sagte Kunstexperte Jürgen Kaumkötter auf Anfrage. Nach seiner Kenntnis hat Nussbaum täglich künstlerisch gearbeitet. Es sei kaum vorstellbar, dass Nussbaum das im Lager aufgegeben haben soll, sagte Kaumkötter. Der Kunsthistoriker bereitet derzeit im Auftrag des Deutschen Bundestages eine Ausstellung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor, die am 27. Januar 2015 im Berliner Paul-Löbe-Haus eröffnet werden soll.
Nach Recherchen unserer Zeitung gibt es einen deutlichen Hinweis darauf, dass der jüdische Künstler Nussbaum mindestens bis zum 20. September 1944 noch gelebt haben muss. Sein Name ist mit entsprechendem Datum in einer Akte des Krankenlagers von Auschwitz verzeichnet. Die neue Sachlage widerlegt die bislang angenommenen Todesdaten vom 2. beziehungsweise 9. August 1944.
" Wer hat Felix Nussbaum geholfen?", fragt jetzt Kaumkötter. Der Künstler habe die Selektion an der Rampe von Auschwitz-Birkenau überlebt und sei dann in das Stammlager gelangt. Allein das sei " höchst ungewöhnlich", kommentiert Kaumkötter die neue Faktenlage. Der Experte hält es nicht für ausgeschlossen, dass Nussbaum im Lager Unterstützer hatte. Dies decke sich mit der Kenntnislage zum Schicksal polnischer Künstler in Auschwitz. So sei der Bildhauer Xawery Dunikowski (1875–1964) rund zwei Jahre im Lagerhospital gewesen. Polnische Mithäftlinge hätten ihn mit dieser Unterbringung geschützt.
Nach Kaumkötters Einschätzung ist es vorstellbar, dass Nussbaum im Lager weiter künstlerisch gearbeitet hat. " Kunst war ein Tauschmittel. Künstlerische Aktivität bot somit eine bessere Möglichkeit, im Lager zu überleben", sagte Kaumkötter weiter. Nach seinen Angaben haben sich viele künstlerische Arbeiten von Auschwitz-Häftlingen in der Umgebung des Lagers erhalten. Gibt es womöglich noch unentdeckte Arbeiten des Osnabrückers Nussbaum? Kaumkötter will das nicht ausschließen.
Seiner Einschätzung nach führen die neuen Informationen zur letzten Lebensphase Nussbaums schon jetzt zu einer Neubewertung von Künstler und Werk. " Nussbaum wurde bislang zu stark von seinem Ende her interpretiert", sagte Kaumkötter. Das bislang letzte bekannte Gemälde " Triumph des Todes" (1944) sei als Abschied Nussbaums vom Leben gedeutet worden. Die Tatsache, dass Nussbaum im Lager aber noch weitergelebt habe, zeuge von einem " starken Überlebenswillen", so Kaumkötter.
Anders als bislang bekannt sei die Biografie Nussbaums nicht als abgeschlossen zu bewerten, sagte auf Anfrage der Osnabrücker Künstler Manfred Blieffert , der mehrere Werke nach Motiven Nussbaums geschaffen hat. " Es ging also noch weiter", meinte der Künstler und forderte: " Man muss jetzt noch stärker nachhaken." Nussbaum habe mit der Einlieferung in die Krankenstation von Auschwitz vielleicht " nach dem letzten Strohhalm gegriffen, um sich ein wenig Erholung zu verschaffen", sagte Manfred Blieffert.
Bildtext:
Abschluss mit dem Leben? Felix Nussbaums Gemälde " Triumph des Todes" (1944).
Repro:
Felix Nussbaum, Rasch-Verlag
Autor:
Stefan Lüddemann


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