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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Kirche auf dem Kalkhügel wird entwidmet
 
Protestanten geben Melanchthonkirche auf
Zwischenüberschrift:
Entwidmung am Sonntag – Emma-Theater zieht ein
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Nach über 50 Jahren schließt Osnabrücks höchstgelegenes Gotteshaus seine Pforten: In der Melanchthonkirche im Stadtteil Kalkhügel findet am kommenden Sonntag der letzte Gottesdienst statt. Dabei wird die 1962/ 63 errichtete Kirche entwidmet. Entsprechende Informationen unserer Redaktion bestätigte die evangelisch-lutherische Südstadtkirchengemeinde am Montag. Die 9600 Gemeindeglieder sollen per Brief über die unmittelbar bevorstehende Schließung informiert werden.
Der Unterhalt von vier Kirchen sei nicht mehr finanzierbar, heißt es zur Begründung. Die monatlichen Gottesdienste in der Melanchthonkirche seien zuletzt nur schwach besucht gewesen. Übergangsweise will nun das Emma-Theater den Kirchenraum für Aufführungen nutzen.

Osnabrück. Die evangelisch-lutherische Südstadtkirchengemeinde trennt sich von einem ihrer vier Gotteshäuser. Bereits am Sonntag soll die Melanch thonkirche im Stadtteil Kalkhügel entwidmet werden. Übergangsweise wird das Emma-Theater das 1962/ 63 errichtete Gebäude nutzen.

Ulf Jürgens, Geschäftsführer der Südstadtkirchengemeinde, bestätigte am Montag auf Nachfrage entsprechende Informationen unserer Redaktion. Grund für die unmittelbar bevorstehende Schließung von Osnabrücks höchstgelegener Kirche seien verschwindend geringe Besucherzahlen bei den monatlichen Gottesdiensten.

Zuletzt hätten sonntags kaum mehr als ein Dutzend Protestanten den Weg an den Bergerskamp gefunden, sagte Jürgens. Viele ziehe es stattdessen in die nur einen Kilometer entfernte Lutherkirche am Schölerberg. " Es war eine Abstimmung mit den Füßen. Wir können es uns finanziell einfach nicht mehr leisten, vier Kirchen zu betreiben." Neben den beiden genannten gehören auch die Margaretenkirche (Voxtrup) und das Lukas-Familienzentrum (Schölerberg) zu den geistlichen Heimstätten der 2009 gegründeten Südstadtkirchengemeinde.

Die Kosten für den Unterhalt der Melanchthonkirche würden " in keinem vertretbaren Verhältnis zur Nutzung stehen", heißt es auch in einem von Kirchenvorstand und Pastorin Renate Jacob unterzeichneten Brief, der am Montag an die 9600 Gemeindeglieder verschickt wurde. " Von einer Kirche trennt man sich nicht leichten Herzens", stellen sie darin fest. Landeskirche und Landesdenkmalschutz würden jedoch hinter den Plänen stehen. Ein Leerstand des Gebäudes solle möglichst vermieden werden.

" Das ist schmerzhaft"

" Das ist ein schmerzhafter Einschnitt", betonte auch Geschäftsführer Jürgens im Gespräch mit unserer Redaktion. Für viele, die in über 50 Jahren hier getauft, konfirmiert oder verheiratet wurden, komme der Entschluss " sicher überraschend", mutmaßte er. Dagegen hege die Leitung der jüngsten und größten Gemeinde im Kirchenkreis Osnabrück spätestens seit Sommer 2013 die Absicht, die nach Reformator Philipp Melanchthon (1497– 1560) benannte Kirche aufzugeben. Zum plötzlichen Handeln veranlasste sie nun ein Wunsch der Städtischen Bühnen.

Wie aus dem Rundbrief hervorgeht, baten diese darum, den Kirchenraum während des Umbaus des Emma-Theaters für Aufführungen gebrauchen zu dürfen. Aus Sicht der Südstadtkirchengemeinde ein " wünschenswerter kultureller Zweck", der laut Jürgens eine " sinnvolle Nutzung" bis Oktober sicherstellt. Offen sei, wie es weitergeht. Denkbar sei eine Verwendung nach dem Vorbild der zur Kunsthalle umfunktionierten Dominikanerkirche. Auch für Gastronomie und Veranstaltungen würde sich die Melanchthonkirche eignen, so der Geschäftsführer. " Es ist einiges möglich. Es muss nur jemand in die Hand nehmen und finanzieren."

Der Gottesdienst am 1. Februar (9.30 Uhr) soll jedenfalls der letzte in diesem Haus sein. Zur feierlichen Entwidmung wird auch Landessuperintendent Detlef Klahr (Sprengel Ostfriesland-Ems) erwartet.

Mehr zur Geschichte der Melanchthonkirche und Wissenswertes über die Südstadtkirchengemeinde auf www.noz.de/ os
Bildtext:
Anfang der 1960er Jahre erbaut hat die evangelische Melanchthonkirche im Osnabrücker Stadtteil Kalkhügel als Gotteshaus ausgedient.
Foto:
Jörg Martens

Kommentar
Vernünftig

Wenn eine Kirche für immer ihre Pforten schließt, ist das kein Beweis für schwindende Gottesfurcht, wohl aber für eine veränderte Glaubenspraxis. Denn vom sonntäglichen Ritual des gemeinschaftlichen Betens haben sich viele Christen verabschiedet Tendenz steigend. Dass die protestantische Südstadtkirchengemeinde daraus Konsequenzen zieht und die Melanchthonkirche aufgibt, ist deshalb vernünftig. Für ein Dutzend Gottesdienstbesucher im Monat einen Pastor, einen Küster und einen Organisten zu bestellen und ein Riesengebäude tagelang zu heizen, ist reine Geldverschwendung. Die Mittel können woanders besser eingesetzt werden.

Jetzt kommt es darauf an, auch aus der Vermarktung der Kirche Kapital zu schlagen. Welche Attraktivität entwidmete Gotteshäuser plötzlich wieder entfalten können, wenn sich erst die passende Idee und ein Macher finden, zeigen inzwischen viele Beispiele auch und gerade in Osnabrück. Siehe Treffpunkt Atterkirche.
Autor:
Sebastian Stricker


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