User Online: 2 | Timeout: 21:39Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Umweltamt will Fracking stoppen
Zwischenüberschrift:
"Gefahren sind zu groß"
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Berlin. Das Umweltbundesamt (UBA) will die Schiefergas-Förderung (Fracking) in Deutschland praktisch unmöglich machen. " Grundsätzlich halten wir die Gefahren dieser Technik für zu groß", sagte die neue UBA-Präsidentin Maria Krautzberger bei der Vorlage eines Gutachtens.

Zwar sei ein generelles Verbot dieser Form der Rohstoffgewinnung rechtlich schwierig. Mit schnellen, scharfen gesetzlichen " Leitplanken zum Schutz von Umwelt und Gesundheit" könne aber ein verbotsähnlicher Zustand erreicht werden. Eine Sprecherin des Umweltministeriums kündigte an, ein Gesetzentwurf zum Fracking werde dem Kabinett nach der Sommerpause zur Entscheidung vorgelegt und sei in Arbeit.

In den Eckpunkten, die Umweltministerin Barbara Hendricks und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (beide SPD) vereinbart hatten, werde dem Trinkwasserschutz und der menschlichen Gesundheit höchste Priorität eingeräumt. Daher werde der Einsatz von für die Umwelt giftigen Substanzen für diese Fördertechnik abgelehnt. Die Anforderungen an den Trinkwasserschutz sollten so verschärft werden, " dass Fracking auf absehbare Zeit in Deutschland ausgeschlossen ist", sagte eine Sprecherin von Hendricks.

" Fracking ist und bleibt eine Risikotechnologie", urteilte das Umweltbundesamt. Es sei ein unhaltbarer Zustand, dass diese umstrittene Erdgas-Abbaumethode mithilfe chemischer Substanzen gesetzlich in Deutschland möglich sei, auch wenn es dazu ein Moratorium aller Beteiligten gebe. " Diesen äußerst unbefriedigenden Zustand sollte der Gesetzgeber schnell beenden", forderte Krautzberger.

Über ein geändertes Wasserhaushaltsgesetz solle die Gasförderung aus Schiefer- und Kohleflözgestein verboten werden. In Wasserschutzgebieten sollte jede Form von Fracking untersagt werden. Für den verbleibenden engen Rahmen, in dem die Abbaumethode bleiben soll etwa für Probebohrungen fordert das UBA eine scharfe Umweltverträglichkeitsprüfung. Die eingesetzten Chemikalien sollen rechtlich verbindlich in einem Kataster bei einer Bundesbehörde aufgeführt werden.

Für die möglicherweise hochgiftige Spülungsflüssigkeit bei Bohrungen empfiehlt das Amt eine gezielte Aufbereitung. Zudem müssten die Auswirkungen auf das Grundwasser bereits vor Beginn des Fracking-Prozesses analysiert werden. Nach den Eckpunkten der Bundesregierung soll nur das konventionelle Fracking in tiefen Gesteinsschichten möglich bleiben. In Wasserschutzgebieten soll auch dieses Fracking verboten werden.

Beim " Hydraulic Fracturing" kurz Fracking wird Gestein in bis zu 5000 Meter Tiefe mit hohem hydraulischen Druck und unter Einsatz von Chemikalien aufgebrochen.

Kommentar
Warum die Tür schließen?
Mit seinem Gutachten zum Fracking stützt das Umweltbundesamt die Gegner dieser Methode zur Gas-Förderung. Und faktisch kämen die Forderungen der Behörde, würden sie umgesetzt, einem Verbot gleich. Doch es bleibt fraglich, welchen Sinn ein neues Gesetz dazu haben soll. Warum reicht das Moratorium nicht aus warum muss auch die letzte Tür zur Erprobung dieses Verfahrens verschlossen werden?
Anders als in den USA und Großbritannien ist das Herauspressen von Gas aus Gesteinsformationen in Deutschland weder politisch gewollt noch gesellschaftlich akzeptiert. Die Bevölkerung hierzulande steht der umstrittenen Methode mit ungefähr so viel Akzeptanz gegenüber wie der Einführung eines Waffengesetzes nach US-Vorbild. Es gibt angesichts der Risiken Gründe für diese tiefe Skepsis und Angst jedenfalls derzeit. Doch dass muss nicht ewig so bleiben. Gut möglich, dass sich die Technik weiterentwickelt und dank verbesserter Methoden weniger riskant wird. Und dass sich die Frage der Nutzung des Frackings im Zusammenhang mit dem CO 2 - Ausstoß und mit geänderten Bedingungen in der Versorgung mit Erdgas irgendwann neu stellt.
Zu behaupten, die Energiewende und ein verringerter CO 2 - Ausstoß würden in Deutschland ganz sicher ohne Fracking gelingen, ist jedenfalls reichlich kühn. Dafür muss das Umweltbundesamt erst einmal den Beweis erbringen.
Autor:
Reuters, dpa, Christof Haverkamp


Anfang der Liste Ende der Liste