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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Keine schnelle Lösung in Sicht
 
Drogenszene: Schnelle Lösung nicht in Sicht
Zwischenüberschrift:
Interview mit Sozialdezernentin Rita Maria Rzyski
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Sozialdezernentin Rita Maria Rzyski will die Drogenszene an der Johannisstraße so nicht hinnehmen. Alle Betroffenen sollen in eine Lösung einbezogen werden. Allerdings, so Rzyski im Interview, werde sich die Situation nicht auf die Schnelle ändern lassen.

Osnabrück. Das Thema Johannisstraße bleibt virulent. Im Interview mit unserer Zeitung erläutert Sozialdezernentin Rita Maria Rzyski, was die Stadt mit Blick auf die Drogen- und Alkoholszene an der Johannisstraße und am Salzmarkt tun kann und was eben auch nicht.
Frau Rzyski, wie kann die Stadt den Sorgen und Nöten der Anwohner und Geschäftsleute an der Johannisstraße gerecht werden?
Die Situation kann so nicht hingenommen werden. Bis jetzt können wir den Sorgen und Nöten der Anwohner noch nicht adäquat gerecht werden. Aber das ist auch leider nicht so einfach. Es handelt sich um eine komplexe Thematik, die eine entsprechende komplexe Herangehensweise erfordert. Anwohner, Geschäftsleute und Besucher der Johannisstraße sind unterschiedlich betroffen. Die Anwohner trifft es sicherlich am stärksten.
Inwiefern?
Gerade in den Abendstunden, nach Geschäftsschluss, spitzt sich die Lage zu. Die Anwohner wohnen eben dort, das heißt, sie sind in sehr hohem Maße mit dem oft nicht sozial adäquaten Verhalten einiger Menschen konfrontiert.
Welche Möglichkeiten hat die Stadt überhaupt, auf die Szene einzuwirken?
Die Menschen haben ein Recht, sich in der Stadt aufzuhalten, letztendlich können sie sich treffen, wo sie wollen. Allerdings muss das Verhalten auch angemessen sein, urinieren in Hauseingänge, Pöbeleien und Vermüllung gehören nicht dazu. Das kann nicht toleriert werden.
Was ist da rechtlich für die Stadt machbar?
Man kann die Situation nicht alleine mit Rechtsmitteln beheben. Neben den rechtlichen Möglichkeiten wie Kontrollen und Platzverweisen müssen alle Beteiligten sich gemeinsam auf Maßnahmen verständigen. Auch auf Maßnehmen, die vielleicht nicht rechtlich begründet sind, sondern eher den Goodwill" der Beteiligten brauchen. Wir bewegen uns da insgesamt auf einem schmalen Grat. Als Partner sind neben Stadt und Polizei die Kassenärztliche Vereinigung, die Arztpraxen, Diakonie, Caritas, die Einzelhändler und nicht zuletzt auch die an Sucht erkrankten Menschen einzubinden.
Sehen Sie eine Möglichkeit, wie in anderen Städten bereits geschehen, einen offiziellen Treffpunkt für die Drogenszene einzurichten?
Es gibt ja bereits Angebote wie das Café Connection oder das Café Oase. Allerdings können diese Angebote, so niederschwellig sie auch sind, mit einem Treffpunkt auf einem Hinterhof, der praktisch ohne gesetzliche Regeln auskommt, nicht mithalten. Denn es sind ja gerade die gesetzlichen Regeln, die diese Menschen oftmals nicht wollen. Es geht hier um Fragen des Bei-Konsums Substituierter, des Drogenhandels, des Dealens.
Für die Ballung der Drogenszene an Johannisstraße und Salzmarkt wird vor allem auch die in der Nähe ansässige Substitutionspraxis verantwortlich gemacht.
Es gibt leider viel zu wenige Ärzte, die substituieren, so kommt es zu diesen Ballungen. Wir müssen froh sein, dass es Praxen gibt, die diese Arbeit übernehmen. Die Substitution Suchtkranker hat eine hohe Relevanz und gesellschaftliche Bedeutung. Das muss man anerkennen. Dennoch wollen wir auch an dieser Stelle gemeinsam ausloten, was seitens der Arztpraxen zur Entspannung der Situation beigetragen werden kann.
Den Ärzten, die substituieren, wird vorgeworfen, sie würden sich mit dieser Tätigkeit eine goldene Nase verdienen.
Das kann ich mir kaum vorstellen. Der Satz, den die Kassen pro Substituierten an die Ärzte überweisen, ist nicht üppig. Wenn man sich mit der Substitution eine goldene Nase verdienen könnte, würde es sicherlich mehr Praxen geben, die diese Arbeit, die ja die Wochenenden einschließt, übernehmen. Wir stehen aber auch mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Kontakt. Die Frage ist, ob man die Konditionen für die Ärzte, die substituieren, verbessern und so die Motivation, diese Arbeit zu übernehmen, steigern kann. Das aber ist eine übergeordnete Frage, die nicht speziell mit der Situation an der Johannisstraße zu tun hat.
Wie geht es jetzt weiter?
Wir sind mit allen Beteiligten im Gespräch. Dazu gehören Polizei, Caritas, Diakonie, die Fachbereiche Soziales und Gesundheit, Bürger und Ordnung sowie der Fachdienst Gesundheit und natürlich auch, wie schon erwähnt, die Kassenärztliche Vereinigung. Gesprochen haben wir auch schon mit den Ärzten. Dazu kommen werden noch Gespräche mit den Anliegern und den Geschäftsleuten. Im September wird es eine nächste Gesprächsrunde geben. Konkret werden wir versuchen, die Präsenz vor Ort zu erhöhen. Mit Caritas und Diakonie stehen wir in engem Kontakt. Die Arbeit mit den Substituierten sollte weiter intensiviert werden. Es wird auf die Bereitschaft aller Beteiligten ankommen, ob wir die Situation im Sinne der Anwohner, Geschäftsleute und Besucher verbessern werden.
Nach einer schnellen Lösung des Problems hört sich das nicht an.
Nein. Das ist kein Thema, das man mit einem Gespräch oder einer Maßnahme beenden kann. Die Situation kann und wird sich nur langsam verändern. Voraussetzung ist und bleibt jedoch die Bereitschaft aller Beteiligten zur Mitwirkung.
Bildtext:
Rita Maria Rzyski
Foto:
Stadt
Autor:
Dietmar Kröger


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