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1.
Erscheinungsdatum:
28.07.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Einblicke
Überschrift:
Höfe enden, wo Naturschutz beginnt
Die Bauern und das Moor
Landwirtschaft 2023: Große Gewinner, große Probleme
Zwischenüberschrift:
Naturschutz kontra Landwirtschaft: Ein Beispiel aus dem Emsland
Studie sieht Einkommenszuwächse bei Milchvieh und Veredelung – Ammoniak-Ausstoß nimmt weiter zu
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Seit
fast
50
Jahren
haben
die
Rolfers
am
Rande
der
Gemeinde
Herzlake
einen
landwirtschaftlichen
Betrieb.
Seit
drei
Generationen
arbeitet
die
Familie
hier.
Doch
wie
lange
noch?
Eine
Frage,
die
auf
vielen
Bauernhöfen
der
Region
gerade
gestellt
wird.
Osnabrück.
Irgendwo
zwischen
den
Landkreisen
Osnabrück
und
Emsland
liegt
der
Bauernhof
der
Familie
Rolfers.
Navigationsgeräte
haben
Probleme
mit
der
Adresse,
so
abgelegen
ist
er.
Seit
fast
50
Jahren
haben
die
Rolfers
hier
einen
landwirtschaftlichen
Betrieb.
Seit
drei
Generationen.
Doch
wie
lange
noch?
Eine
Frage,
die
auf
vielen
Bauernhöfen
der
Region
gerade
gestellt
wird.
Seit
Monaten
diskutiert
die
Familie
am
Küchentisch.
Mit
Florian
stünde
die
nächste
Generation
in
den
Startlöchern.
Seine
landwirtschaftliche
Lehre
hat
der
21-
Jährige
hinter
sich.
Jetzt
könnte
er
voll
ins
Geschäft
einsteigen.
Könnte.
Mit
vielen
Ideen
sei
der
Junior
aus
seiner
Ausbildung
zurückgekehrt,
erzählt
Vater
Günter
Rolfers.
"
Hier
muss
etwas
passieren"
,
sei
die
Ansage
gewesen.
Und
im
Prinzip
stimmt
der
Vater
mit
seinem
Sohn
überein.
Die
Gebäude,
die
Technik
seien
in
die
Jahre
gekommen.
1965
war
der
mittlerweile
verstorbene
Großvater
von
Neuenlande,
heute
Teil
der
Gemeinde
Herzlake,
ins
Moor
gezogen.
Mit
acht
Kühen,
zwei
Bullen
und
20
Schweinen
ging
es
los.
Ein
halbes
Jahrhundert
später
sind
es
85
Kühe
und
40
Bullen.
Die
Familie
hat
sich
auf
Milchviehhaltung
spezialisiert.
"
Wir
sind
hier
am
Standort
langsam
und
Stück
für
Stück
gewachsen"
,
sagt
Günter
Rolfers.
"
Immer,
wenn
Geld
da
war,
haben
wir
erweitert."
Mittlerweile
hat
der
Betrieb
eine
Größe
erreicht,
die
über
dem
Durchschnitt
der
Milchvieh
haltenden
Betriebe
in
Niedersachsen
liegt.
Laut
Agrarstatistik
sind
es
76
Kühe
pro
Betrieb.
Doch
die
Größen
unterscheiden
sich
stark:
Denn
jede
zweite
Kuh
steht
in
einem
Bestand
mit
insgesamt
mehr
als
100
Tieren.
Die
Zahl
der
großen
Betriebe
nimmt
zu.
Innerhalb
eines
halben
Jahres
sank
die
Zahl
der
Höfe
im
Land
um
1,
3
Prozent
auf
11
186.
Im
gleichen
Zeitraum
stieg
die
Zahl
der
Milchkühe
aber
um
1,
3
Prozent
auf
850
000.
Ein
Trend
der
vergangenen
Jahre
setzt
sich
fort:
Große
Betriebe
werden
immer
größer,
kleinere
Haltungen
geben
auf.
Umso
erleichterter
sei
er
gewesen,
als
sein
Sohn
Florian
"
aus
freien
Stücken"
die
Entscheidung
fällte,
ebenfalls
Landwirt
zu
werden,
sagt
Günter
Rolfers.
Die
Betriebsnachfolge
war
gesichert.
So
schien
es
bis
vor
Kurzem.
Denn
mit
dem
Einstieg
des
Juniors
in
den
Betrieb
stellte
sich
die
Frage,
wie
der
Hof
in
den
kommenden
Jahrzehnten
genug
Geld
abwerfen
kann,
um
drei
Generationen
zu
ernähren:
Großmutter,
Ehepaar
Rolfers
und
Florian
samt
Freundin.
"
Wer
wirtschaftlich
arbeiten
will,
muss
wachsen"
,
sagt
Florian.
Gemeinsam
mit
seinem
Vater
kalkulierte
er
hin
und
her
und
kam
zu
dem
Ergebnis:
Der
Viehbestand
müsste
auf
150
Kühe
aufgestockt,
ein
neuer
Stall
gebaut
und
ein
moderner
Melkroboter
gekauft
werden.
1,
5
Millionen
Euro
sollte
die
Erweiterung
des
Hofes
kosten.
Das
Geld
wäre
nicht
das
Problem.
Banken
geben
Landwirten
gerne
Kredit.
Gerade
Milchbauern
sind
gefragte
Kunden.
Im
Frühjahr
2015
fällt
die
Milchquote.
Dann
darf
wieder
so
viel
produziert
werden,
wie
die
Kühe
hergeben,
ohne
dass
Strafzahlungen
drohen.
Die
Bauern
bereiten
sich
darauf
vor,
indem
sie
expandieren:
Mehrere
Tausend
Stallplätze
für
Milchvieh
sind
derzeit
in
der
Region
im
Genehmigungsverfahren.
Genau
das
hatten
auch
die
Rolfers
vor.
Einen
Bauantrag
stellen,
Geld
in
die
Hand
nehmen
und
dann
den
Hof
zukunftsfähig
aufstellen.
Doch
eine
Voranfrage
beim
Landkreis
Emsland
brachte
ein
ernüchterndes
Ergebnis:
Eine
Erweiterung
am
jetzigen
Standort
sei
nicht
möglich.
Der
Grund
ist
auf
der
anderen
Straßenseite
zu
suchen:
Hier
beginnt
das
Hahnenmoor,
ein
620
Hektar
großes
Naturschutzgebiet,
das
sich
über
die
Grenzen
der
Landkreise
Osnabrück
und
Emsland
erstreckt.
"
Früher"
,
sagt
Vater
Günter,
"
war
das
alles
kein
Problem.
Da
wurde
geguckt,
ob
sich
der
nächste
Nachbar
belästigt
fühlen
könnte.
Und
wenn
das
nicht
der
Fall
war,
dann
wurde
gebaut."
Und
heute?
Heute
stehe
der
Naturschutz
im
Weg.
Ein
Stall,
oder
besser
gesagt
die
Tiere
darin,
produzieren
Emissionen.
Nicht
nur
Geruch,
sondern
auch
Stäube.
Und
die
wiederum
gelangen
durch
die
Luft
in
die
Natur
und
lagern
sich
ab.
Um
das
Naturschutzgebiet
Hahnenmoor
ist
eine
unsichtbare
Grenze
gezogen.
Je
näher
das
Moor
kommt,
desto
geringer
muss
beispielsweise
die
Stickstoffbelastung
sein,
die
von
einem
Stall
ausgeht.
Warum?
Damit
die
Stickstoffeinträge
aus
der
Landwirtschaft
nicht
das
sensible
Moor
in
seiner
Entwicklung
stören.
Günter
Rolfers
hat
dafür
Verständnis.
"
Naturschutz
muss
sein"
,
sagt
er.
Dass
aber
die
Zukunft
seines
Hofes
auf
dem
Spiel
steht,
weil
ein
Moor
Vorrang
hat,
das
geht
ihm
zu
weit.
Was
tun?
Sollte
der
Bauantrag
vom
Landkreis
Emsland
abgelehnt
werden,
könnte
die
Familie
klagen.
"
Das
sind
dann
mehrere
Jahre
vor
dem
Verwaltungsgericht.
Das
zermürbt"
,
sagt
Günter
Rolfers.
Eine
andere
Alternative:
den
Stall
auf
eine
freie
Fläche
fernab
des
Moores
bauen.
Florian
schüttelt
den
Kopf.
"
Kühe
sind
etwas
anderes
als
beispielsweise
Hähnchen.
Da
muss
man
immer
in
der
Nähe
sein."
Eine
dritte
Möglichkeit,
die
gerade
unter
Rinderhaltern
immer
mehr
diskutiert
wird:
geschlossene
Ställe
mit
Filteranlagen.
Dann
würden
die
Stickstoffgrenzwerte
locker
eingehalten.
Wieder
ist
es
Florian,
der
verneint.
"
Dann
könnte
ich
auch
gleich
in
die
Hähnchenmast
einsteigen.
Ich
schätze
den
Kontakt
zu
den
Kühen."
10
bis
15
Jahre
könnte
der
Betrieb
bei
seiner
derzeitigen
Größe
und
den
jetzigen
Milchpreisen
noch
wirtschaftlich
betrieben
werden,
schätzt
die
Familie.
Danach
wäre
Schluss.
"
Was
soll
ich
ansonsten
machen?
Den
Hof
aufgeben,
das
Land
verpachten
und
mich
aufs
Sofa
setzen"
,
sagt
Florian.
Ähnliche
Fragen
stellen
sich
viele
Landwirte
in
Niedersachsen.
Flächenknappheit
hält
neben
neuen
Auflagen
für
Viehhalter
die
Branche
in
Atem.
Angeheizt
wird
die
Debatte
durch
die
Pläne
der
Landesregierung
zum
Moorschutz.
Die
Existenz
"
von
Hunderten
von
Milchviehbetrieben"
sei
gefährdet,
verkündete
das
Landvolk
Niedersachsen,
nachdem
die
Pläne
der
Landesregierung
öffentlich
wurden:
Einst
trockengelegte
und
möglicherweise
mittlerweile
landwirtschaftlich
genutzte
Flächen
sollen
wiedervernässt
werden.
Allein
im
Emsland
und
der
Grafschaft
Bentheim
sind
es
rund
150
Landwirte,
die
nach
Einschätzung
des
Landvolks
derzeit
in
einer
ähnlichen
Situation
sind
wie
Familie
Rolfers.
Geschäftsführer
Lambert
Hurink
warnt:
Der
Strukturwandel
der
Landwirtschaft
werde
künstlich
verschärft.
Besonders
darunter
zu
leiden
hätten
die
Familienbetriebe
mit
kleinen
bis
mittleren
Viehbestandsgrößen.
Am
Ende
blieben
nur
die
großen
Betriebe
über.
"
Wir
gehen
davon
aus,
dass
jährlich
hier
in
unserer
Region
circa
drei
Prozent
der
Betriebe
aufhören
werden"
,
sagt
Hurink.
Das
bedeute:
In
zehn
Jahren
gäbe
es
ein
Drittel
der
bisherigen
Betriebe
nicht
mehr.
Der
Blick
auf
die
Statistiken
zeigt,
dass
die
Warnung
berechtigt
ist:
Nachdem
von
der
EU
die
Haltung
von
Sauen
neu
geregelt
wurde,
gaben
innerhalb
der
vergangenen
zehn
Jahre
in
Deutschland
mehr
als
die
Hälfte
der
Sauen
haltenden
Betriebe
auf.
Gleichzeitig
verdoppelte
sich
die
Zahl
der
gehaltenen
Sauen
pro
Betrieb.
Eine
ähnliche
Entwicklung
zeichnet
sich
bei
den
Milchviehhaltern
in
Deutschland
ab.
Die
Zahl
der
Landwirte
nahm
von
221
000
im
Jahr
1993
auf
mittlerweile
77
000
ab,
gleichzeitig
verdoppelte
sich
die
Zahl
der
Kühe
pro
Halter.
Familie
Rolfers
sitzt
derweil
am
Küchentisch
und
überlegt.
Weitermachen?
Aufgeben?
Noch
ist
das
letzte
Wort
nicht
gesprochen.
Bildtexte:
Das
Hahnenmoor
erstreckt
sich
über
620
Hektar
in
den
Landkreisen
Osnabrück
und
Emsland.
Wie
geht
es
nun
weiter?
Das
fragen
sich
Tobias
(links)
und
Günter
Rolfers.
Fotos:
Tobias
Böckermann,
Dirk
Fisser
Grafik:
Matthias
Michel
Osnabrück.
Wie
sieht
die
deutsche
Landwirtschaft
im
Jahr
2023
aus?
Milchviehhalter
zählen
zu
den
Gewinnern
der
nächsten
Jahre.
Zugleich
bleiben
die
Umweltprobleme,
verursacht
durch
die
intensive
Landwirtschaft,
bestehen.
Das
ist
das
Ergebnis
einer
Zukunftsstudie
des
Thünen-
Instituts,
einer
Einrichtung
des
Bundes,
die
unter
anderem
zu
ländlichen
Räumen
forscht.
Besonders
die
Investitionen
ins
liebe
Vieh
zahlen
sich
demnach
aus.
Dem
mehr
als
hundert
Seiten
starken
Bericht
"
Deutschlands
Landwirtschaft
2023"
zufolge
steigen
die
Einkommen
bei
Milchviehbetrieben
um
24
Prozent,
bei
Veredlungsbetrieben
mit
Mastschweinen
oder
-
hähnchen
sogar
um
44
Prozent.
Die
Milchproduktion
in
Deutschland,
und
hier
besonders
in
den
Küstenregionen,
werde,
begünstigt
durch
den
Wegfall
der
Milchquote
auf
europäischer
Ebene,
um
18
Prozent
auf
dann
34,
5
Millionen
Tonnen
steigen.
Das
werde
einhergehen
mit
einem
Wachstum
der
Viehbestände:
Seien
diese
in
den
vergangenen
Jahren
von
5,
6
auf
bis
zu
4,
1
Millionen
Tiere
reduziert
worden,
erwarten
die
Forscher
jetzt
eine
"
leichte
Ausdehnung"
.
Dabei
würden
die
Milchbauern
nicht
gleichermaßen
profitieren,
heißt
es
in
dem
Bericht.
"
Ein
Rückzug
der
Milchproduktion
wird
insbesondere
auf
Ackerbaustandorten"
zu
erwarten
sein.
Als
Beispiel
wird
die
Hildesheimer
Börde
genannt.
Sprich:
Überall
dort,
wo
es
sich
lohnt,
Weizen
oder
Mais
anzubauen,
wird
das
Getreide
aus
Sicht
der
Forscher
den
Vorzug
vor
Kühen
erhalten.
Überall
dort,
wo
sich
der
Anbau
bislang
schon
nicht
gelohnt
habe,
werde
eine
weitere
Konzentration
stattfinden.
Als
Beispiel
wird
der
Landkreis
Leer
genannt.
Gleichzeitig
werde
besonders
hier
die
Größe
der
Betriebe
zunehmen.
Für
2023
prognostizieren
die
Wissenschaftler,
dass
90
Prozent
der
norddeutschen
Milch
aus
Betrieben
mit
mehr
als
60
Kühen
stammen
würden.
Die
Forscher
warnen
aber
auch,
dass
sich
Probleme
wie
Luft-
oder
Gewässerbelastung
infolge
der
intensiven
Landwirtschaft
in
den
kommenden
Jahren
"
nicht
im
Zeitablauf
von
selbst
lösen"
.
Damit
dürfte
das
Streitthema
auch
dem
Raum
Weser-
Ems
erhalten
bleiben.
Explizit
warnt
der
Bericht,
dass
die
Stickstoffproblematik
bestehen
bleibe.
Deutschland
laufe
zudem
wieder
verstärkt
Gefahr,
die
gesetzlichen
Obergrenzen
des
Ammoniakausstoßes
durch
den
Ausbau
der
Viehbestände
zu
überschreiten.
Hier
seien
weitere
Maßnahmen
notwendig,
um
den
Trend
zu
stoppen.
Zuletzt
hatte
sich
Deutschland
den
Grenzwerten
ansatzweise
genähert.
Autor:
Dirk Fisser