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1.
Erscheinungsdatum:
26.01.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Verzockt mit Schweizer Franken
Hat sich Osnabrück grandios verzockt?
Zwischenüberschrift:
16 Millionen Buchverlust durch Franken-Kredite – Warum keiner den Ausstieg wagte
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Mit
ihrer
Geldanlage
in
Schweizer
Franken
hat
sich
die
Stadt
Osnabrück
grandios
verzockt.
Wie
konnte
es
zu
diesem
Fehlgriff
kommen,
wer
hatte
die
Idee,
warum
wurde
nicht
die
Reißleine
gezogen?
Einen
ausführlichen
Bericht
finden
Sie
auf
der
Seite
19
Osnabrück.
Vor
15
Jahren
war
es
eine
tolle
Idee,
heute
gelten
die
Kredite
in
Schweizer
Franken
als
katastrophaler
Fehlgriff.
Der
Stadt
droht
ein
Verlust
von
16
Millionen
Euro,
dem
Landkreis
von
knapp
zehn
Millionen.
Die
FDP
ruft
nach
personellen
Konsequenzen,
der
Kämmerer
mahnt
zur
Ruhe.
Einige
Erläuterungen
zur
Schweiz-
Connection
und
zu
den
Hintergründen:
Wer
ist
auf
die
Idee
mit
den
Franken-
Krediten
gekommen?
Karl-
Josef
Leyendecker,
bis
2008
Finanzchef
der
Stadt
und
inzwischen
im
Ruhestand,
bekennt:
"
Die
Idee
kam
damals
aus
der
Kämmerei,
aus
meinem
Bereich."
Damals,
das
war
um
die
Jahrtausendwende.
In
vielen
Kämmereien
bundesweit
wurde
über
die
günstigen
Franken-
Kredite
gesprochen.
Man
traf
sich,
man
tauschte
sich
aus.
Leyendecker:
"
Warum
sollten
wir
das
nicht
auch
machen?
"
Die
Zinsen
seien
bis
zu
zwei
Prozent
günstiger
gewesen
als
auf
dem
deutschen
Finanzmarkt.
Nach
seinen
Angaben
lag
eine
Langzeitstudie
der
Deutschen
Bank
über
die
Währungsschwankungen
vor.
Demnach
hatte
es
bis
dahin
kaum
Bewegung
zwischen
Mark
und
Schweizer
Franken
gegeben.
Und
die
allgemeingültige
Prognose
hieß:
Das
bleibt
auch
so.
Leyendecker
siedelte
die
Fachkompetenz
im
eigenen
Haus
an.
"
Auftrag
war
und
ist
es,
durch
genaue
Marktbeobachtung,
den
Einsatz
von
Finanzprodukten
und
Verhandlungsgeschick
Zinsen
zu
sparen."
Die
Zinsmanager
zocken
nicht
mit
Geld
(das
die
Stadt
gar
nicht
übrig
hatte)
,
sondern
schichteten
Kredite
um.
Auch
mit
Zinsversicherungen,
den
Derivaten,
handelten
die
Minus-
Manager
und
erzielten
"
beachtliche
Erfolge"
,
wie
Leyendecker
heute
sagt.
Sein
Grundsatz:
"
Kein
Derivat,
das
ich
nicht
verstehe."
Volker
Hänsler,
Leiter
des
Fachbereichs
Finanzen,
sagt,
durch
das
Schuldenmanagement
seien
in
15
Jahren
rund
16
Millionen
Euro
erwirtschaftet
worden.
Wer
hat
eigentlich
die
Schuldenmanager
kontrolliert?
Der
Stadtrat.
Am
4.
April
2000
ermächtigte
der
Rat
in
nicht
öffentlicher
Sitzung
die
Verwaltung
"
zum
Einsatz
derivater
Finanzierungsin
strumente
und
zur
Aufnahme
von
Auslandskrediten"
.
Der
Beschluss
erging
einstimmig
–
auch
mit
der
Stimme
des
damals
noch
frischen
Ratsmitgliedes
Thomas
Thiele
(FDP)
.
Heute
ist
Thiele
der
schärfste
Kritiker
der
Geldgeschäfte.
Die
SPD
wirft
ihm
deshalb
Doppelzüngigkeit
vor.
Thiele
vergesse
offenbar
gerne
Beschlüsse
aus
der
Vergangenheit,
wenn
es
ihm
nütze
und
er
sich
"
als
Retter
der
Stadt
Osnabrück"
medial
wirksam
in
Szene
setzen
könne,
heißt
es
in
einer
Erklärung
von
SPD-
Fraktionschef
Frank
Henning.
Thiele
ficht
das
nicht
an.
Ja,
er
habe
im
Jahr
2000
dafür
gestimmt,
dann
aber
dazugelernt
und
seine
Meinung
korrigiert.
2003
sagte
er
Nein
zu
einem
Ratsbeschluss,
Beratungsleistungen
bei
der
Nord/
LB/
Sparkasse
einzukaufen.
2007
forderten
die
Liberalen
in
einem
Ratsantrag,
die
Zinsoptimierungsgeschäfte
"
deutlich
konservativer"
auszurichten
(aus
dem
Protokoll)
,
was
die
Mehrheit
ablehnte.
Sprecher
aller
anderen
Fraktionen
verteidigten
das
Zinsmanagement.
Der
damalige
Oberbürgermeister
Boris
Pistorius
machte
deutlich,
"
dass
schon
aus
Respekt
vor
dem
Steuerzahler
im
Umgang
mit
öffentlichen
Geldern
die
Stadt
Osnabrück
in
ihrem
Vorgehen
jegliches
Risiko
stets
vermieden
habe"
(Protokollauszug)
.
Der
damalige
Kämmerer
Karl-
Josef
Leyendecker
sagt
heute,
die
Politik
habe
immer
mehr
Vertrauen
zum
Schuldenmanagement
gefasst.
Im
Dezember
2007
verabschiedete
der
Rat
eine
Kredit-
und
Derivatrichtlinie,
die
den
Einsatz
von
Derivaten
zur
Zinsoptimierung
auf
25
Prozent
des
gesamten
Kreditportfolios
deckelte.
Damit
hatten
die
Manager
ausreichend
Gestaltungsfreiheiten.
Dann
kam
die
große
Krise.
Horst
Baier,
von
2008
bis
2012
Finanzchef
der
Stadt,
ließ
2010
das
Wirtschaftsprüfungsunternehmen
PricewaterhouseCoopers
das
Zinsmanagement
der
Stadt
durchleuchten.
Die
Gutachter
kamen
zu
dem
Ergebnis:
Hände
weg
von
Schweizer
Franken
und
mehr
Mut
zu
mehr
Krediten
mit
variablen
Zinsen!
Die
PWC-
Fachleute
empfahlen,
bei
nächster
Gelegenheit
aus
den
Franken-
Krediten
auszusteigen.
Der
Kurs
des
Euro
war
infolge
der
Finanzkrise
von
1,
53
Franken
(als
die
Stadt
einstieg)
auf
1,
20
Euro
gefallen.
Der
Buchverlust
betrug
damals
sieben
Millionen
Euro.
Das
Gutachten
mündete
in
eine
neue
Finanzrichtlinie,
die
die
Aufnahme
von
neuen
Fremdwährungen
verbot
und
den
Bestand
auf
50
Millionen
Euro
begrenzte.
Die
neue
Marschroute
von
Finanzvorstand
Baier
hieß:
"
Im
Zweifel
geht
Sicherheit
vor
Rendite."
So
verzichtete
die
Stadt
fürderhin
auf
Derivate
zur
Zinsoptimierung.
Seit
2004
hatte
die
Stadt
mit
27
Derivaten
laut
damaligem
Finanzbericht
per
Saldo
1,
075
Millionen
Euro
verdient.
Aber
das
Risiko
erschien
inzwischen
zu
groß.
Warum
ist
die
Stadt
nicht
rechtzeitig
aus
den
Schweizer
Franken
ausgestiegen?
Schuldenmanager,
Mitarbeiter
des
Rechnungsprüfungsamtes
und
der
Sparkasse
sitzen
monatlich
in
einer
Zinskonferenz
zusammen,
um
sich
auf
der
Grundlage
aller
verfügbaren
Wirtschaftsdaten
eine
"
Zinsmeinung"
zu
bilden.
Als
2009/
10
das
Währungsrisiko
beim
Schweizer
Franken
akut
wurde,
hätte
die
Stadt
nur
mit
Verlust
aussteigen
können.
Andererseits:
"
Es
hat
immer
Prognosen
von
Banken
und
Währungsexperten
gegeben,
die
eine
Aufwertung
des
Euro
für
das
nächste
Jahr
voraussagten"
,
sagt
der
Leiter
des
Fachbereichs
Finanzen
Volker
Hänsler.
Die
Alternative
sei
gewesen:
stillhalten
und
auf
Besserung
hoffen
oder
mit
Verlust
aussteigen.
Osnabrück
blieb
bei
den
Franken.
Wie
lange
kann
die
Stadt
die
Verluste
vermeiden?
Die
Franken-
Kredite
haben
Laufzeiten
von
drei
Monaten
bis
zu
einem
Jahr.
Solange
sie
verlängert
werden
können,
werden
die
Verluste
von
16
Millionen
Euro
nicht
real.
Das
setzt
voraus,
dass
die
Banken
ebenfalls
zur
Verlängerung
bereit
sind.
Trotz
aller
Bemühungen
wird
Osnabrück
auf
absehbare
Zeit
seinen
horrenden
Schuldenberg
nicht
abtragen
können;
deshalb
besteht
aus
städtischer
Sicht
auch
keine
Notwendigkeit,
die
derzeit
verlustreichen
Franken-
Kredite
abzulösen.
Im
Grunde
kann
die
Stadt
warten,
bis
sich
das
Blatt
wendet
und
der
Euro
gegenüber
dem
Franken
wieder
zulegt.
Allerdings:
Die
aktuellen
Kursverluste
des
Euro
verteuern
auch
die
Zinsen.
Nach
Angaben
der
Finanzverwaltung
hätte
die
Stadt
in
diesem
Jahr
275
000
Euro
an
Zinsen
in
die
Schweiz
überweisen
müssen,
durch
den
schlechten
Eurokurs
erhöht
sich
die
Summe
um
42
000
Euro
(Stand:
Freitag)
.
Hat
sich
Osnabrück
grandios
verzockt?
Ja
und
nein.
Ja,
weil
die
Zinsmanager
nicht
rechtzeitig
den
Ausstieg
schafften.
Nein,
weil
der
Franken
beim
Einstieg
ein
fast
risikoloses
Geschäft
war.
Mehr
aus
der
Stadt
unter
www.noz.de/
osnabrueck
Bildtext:
Fast
gleichwertig:
Der
Kursverlust
des
Euro
gegenüber
dem
Schweizer
Franken
bringt
die
Stadt
Osnabrück
nicht
nur
in
Erklärungsnot.
Foto:
Colourbox.de
Ein
paar
Zahlen
Schuldenstand
der
Stadt
(ohne
Tochtergesellschaften,
mit
Eigenbetrieben)
:
425
Millionen
Euro,
da
runter
285
Millionen
Euro
langfristige
Schulden
für
Investitionen
und
140
Millionen
Euro
an
Kassenkrediten.
Beim
Einstieg
ins
Schweiz-
Geschäft
lag
der
Franken-
Kurs
bei
1,
53,
am
Freitag
bei
1,
02.
Die
Schweiz-
Kredite
sind
auf
49,
4
Millionen
Franken
eingefroren,
das
entspricht
aktuell
48,
4
Millionen
Euro.
Ändert
sich
der
Kurs
des
Franken
um
einen
Rappen
gegenüber
dem
Euro,
bedeutet
das
für
die
Stadt
eine
Veränderung
um
400
000
Euro
–
nach
unten
oder
oben.
Die
Freigabe
des
Wechselkurses
am
Donnerstag,
15.
Januar,
kostete
die
Stadt
7,
3
Millionen
Euro.
Autor:
Wilfried Hinrichs