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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Erinnerung an den Ersten Weltkrieg
Zwischenüberschrift:
Volker-Johannes Trieb stellt 32 Eichenstämme mit Remarque-Zitaten in der Innenstadt aus
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. In der Fußgängerzone, auf der Terrasse des Schlosses, an der Johannisstraße, am Bahnhofsvorplatz und an der Mensa am Westerberg: Hier und an vielen weiteren Orten in Osnabrück stehen seit Montag Baumstämme, die mit martialisch anmutenden Sätzen versehen sind.

Diese lauten beispielsweise " Über seine festhaltenden Hände quillen die Därme" oder " Die spitzen Gesichter haben die entsetzliche Ausdruckslosigkeit gestorbener Kinder". Sie klingen nicht lebensbejahend, stammen jedoch aus einem der erschütterndsten Bücher über den Ersten Weltkrieg " Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque. Genauer gesagt: Alle zitierten Sätze stehen im sechsten Kapitel des Antikriegsromans.

Dass die Baumstämme nun an diversen Stellen in Osnabrück aufgestellt wurden, hat mit der Ausstellung " Damals nicht, jetzt nicht, niemals!" zu tun: Für sie hat der Osnabrücker Künstler Volker-Johannes Trieb 32 Eichenstämme bearbeitet.

Die Zahl 32 ist dabei nicht zufällig gewählt: Sie erinnert zum einen an die 32 Unterzeichnerstaaten des Versailler Friedensvertrags und der Pariser Vorortverträge. Zudem bezieht sich die Zahl auf ein Zitat aus " Im Westen nichts Neues": " Wir waren 150 Mann. Jetzt tappt eine kurze Reihe von 32 Mann in den Morgen hinaus."

Auch die Auswahl der Bäume geschah nicht zufällig: Es handelt sich um Eichenstämme, die vor 100 Jahren bei Hirtzbach, einem Ort im Elsass wuchsen direkt an der Frontlinie. In ihnen stecken immer noch Geschosse aus dem Ersten Weltkrieg.

Der Zeitpunkt der Aufstellung hat jedoch nicht nur zahlreiche Osnabrücker überrascht, die sich verwundert vor den Stämmen über den Hintergrund unterhielten: " Offiziell eröffnet wird die Ausstellung erst am 30. Juli. Dass die Stämme jetzt schon in der Innenstadt stehen, habe ich am Montag erst erfahren", sagt Christine Grewe vom Fachbereich Kultur der Stadt Osnabrück.

" Geplant ist, dass die Installationen an Orten zu sehen sein werden, die etwas mit der Geschichte Osnabrücks im Ersten Weltkrieg zu tun haben, also beispielsweise an den Kasernen an der Caprivistraße."

Unsicher ist Grewe jedoch, ob die zwei in der Einkaufszone der großen Straße aufgestellten Bäume stehen bleiben werden: " Darüber muss das Ordnungsamt entscheiden."

Im Gespräch mit unserer Zeitung ist Trieb jedoch optimistisch, dass die zwei Werke stehen bleiben dürfen: " Aufgestellt haben wir sie dort, weil früher Paraden durch die Große Straße führten." Über die Wahl der drastischen Sätze sagt er: " Wir wollen niemanden provozieren, aber wir wollen Emotionen wecken."

Dass die Werke jetzt schon aufgestellt wurden, hat übrigens einen ganz profanen Grund: " Ich bin in der kommenden Woche in Essen, also haben wir am Montag schon einmal 21 der 32 Bäume aufgestellt, am Dienstag folgen die restlichen."
Bildtexte:
Ob zwei der Werke von Volker-Johannes Trieb in der Großen Straße bleiben werden, muss noch das Ordnungsamt entscheiden.
Baumstamm am Schloss.
Baumstämme am Ledenhof.
" Über seine festhaltenden Hände quillen die Därme", steht auf diesem Stamm in der Großen Straße.
Auch auf der Terrasse des Schlosses steht ein Exponat.
Fotos:
Michael Gründel, Corinna Berghahn
Autor:
Corinna Berghahn


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