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1.
Erscheinungsdatum:
22.01.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
"Das i ist leicht, das S ist schwierig"
Zwischenüberschrift:
Jürgen Holzklau beschriftet das Goldene Buch
Artikel:
Originaltext:
OSNABRÜCK.
Eigentlich
hatte
er
mit
Schrift
nichts
am
Hut.
Sagt
er.
Wer
allerdings
sieht,
wie
präzise
Jürgen
Holzklau
wunderschöne
Buchstaben
aufs
Papier
bringt,
kann
das
kaum
glauben.
Der
Osnabrücker
versteht
sein
Handwerk
so
gut,
dass
er
der
Kalligraf
des
Goldenen
Buches
der
Stadt
ist.
Wenn
also
königliche
Majestäten,
Politiker,
Künstler,
bekannte
Sportler
oder
–
wie
jüngst
–
der
international
erfolgreiche
DJ
Robin
Schulz
auf
einer
der
großen
Seiten
unterschreiben,
weil
sie
im
Rathaus
zu
Gast
sind,
wird
später
ihr
Name
und
das
Datum
kunstvoll
von
Jürgen
Holzklau
daruntergesetzt.
Und
das
geht
bei
einem
edlen
Buch,
das
vergoldete
Beschläge
hat,
dessen
Einband
aus
dunkelrotem
Hirschkalbleder
gearbeitet
ist,
das
20
Kilogramm
wiegt,
das
historischen
Wert
besitzt
und
das
normalerweise
im
Tresor
gelagert
wird,
natürlich
nicht
mal
eben
husch,
husch.
Bevor
Holzklau
mit
Feder
und
Tinte
im
Rathaus
anrückt,
schreibt
er
die
Namen
und
Daten
zuerst
zu
Hause
auf
Papier.
Dann
schneidet
er
die
Wörter
aus
und
schiebt
sie
ähnlich
einem
Puzzle
so
lange
hin
und
her,
bis
das
Gesamtbild
passt.
Das
kann
Stunden
dauern.
"
Weil
alles
auf
Mitte
gesetzt
wird,
ist
das
nicht
so
leicht"
,
sagt
er.
Erst
wenn
die
Vorlage
perfekt
ist,
lässt
er
sich
das
Goldene
Buch
in
die
kleine
Ratskammer
bringen,
öffnet
es
vorsichtig
und
träufelt
mit
einer
Pipette
braune
Tinte
auf
seine
Feder.
Weil
das
Buch
so
groß
und
unhandlich
ist,
muss
er
oft
mit
gebeugtem
Rücken
über
den
Seiten
stehen.
"
Die
Arme
liegen
nicht
gut
auf"
,
sagt
er
und
lächelt,
"
es
ist
nicht
angenehm,
da
reinzuschreiben."
Die
Schrift,
die
er
benutzt
und
die
er
aus
dem
Kopf
beherrscht,
ist
die
sogenannte
Humanistische
Kursive.
"
Sie
gefällt
mir
gut,
weil
sie
der
Handschrift
angepasst
ist."
Holzklau,
der
Chemiegraf
und
Lithograf
gelernt
und
als
Mediengestalter
gearbeitet
hat,
beherrscht
auch
viele
andere
Schriften.
Seit
er
in
Rente
ist,
liebt
er
es,
andere
Schriften
und
Schreibmethoden
auszuprobieren.
Im
Künstlerbedarfsladen
ist
der
73-
Jährige
deshalb
Dauergast.
Er
experimentiert
mit
Federn,
mit
Papier,
mit
Farben.
In
einem
Kasten
tummeln
sich
zig
Bandzugfedern,
die
er
deshalb
so
mag,
weil
sie
eine
dicke
und
eine
dünne
Linie
schreiben.
Inzwischen
gibt
Holzklau
sein
Wissen
in
VHS-
Kursen
weiter,
er
gestaltet
Schreibbilder,
in
denen
er
Malerei
mit
der
Schreibkunst
kombiniert.
Auch
die
Klingelknöpfe
in
dem
Mehrfamilienhaus,
in
dem
er
wohnt,
sehen
etwas
hübscher
aus
als
die
der
Nachbarschaft,
denn
dort
legt
er
selbstverständlich
auch
Hand
an.
Und
natürlich
erwarten
Freunde
und
Bekannte,
dass
er
ihnen
jedes
Jahr
eine
handgeschriebene
Weihnachtskarte
schreibt.
"
Meine
Frau
verfasst
den
Text"
,
sagt
er,
den
Rest
erledigt
er.
Seine
Frau
sagt:
"
Mein
Mann
ruht
in
sich.
Ich
könnte
das
nicht
machen,
was
er
macht.
Er
hat
einfach
diese
besondere
Fähigkeit."
Sie
wundere
sich
darüber,
dass
es
ihn
nicht
mal
nervös
mache,
wenn
ihm
jemand
ganz
genau
auf
die
Finger
schaue.
Doch
sich
nervös
machen
zu
lassen,
das
ist
einfach
nicht
Holzklaus
Art.
Er
bleibt
auch
dann
ruhig,
wenn
er
die
Namen
großer
Staatsmänner
oder
-
frauen
in
das
Goldene
Buch
eintragen
muss.
Vor
seiner
Feder
sind
alle
gleich.
Natürlich
sei
es
bei
einer
filigranen
Arbeit
ein
Vorteil,
wenn
man
von
Natur
aus
ein
geduldiger
Mensch
sei.
"
Das
Schreiben
macht
mich
aber
auch
ruhig."
Fast
könnte
man
es
mit
einer
Art
Meditation
vergleichen,
sagt
Holzklau.
"
Außerdem
läuft
im
Fernsehen
doch
nichts
Gutes."
Über
die
Schönheit
der
Schrift
sagt
er:
"
Es
muss
gar
nicht
immer
zu
lesen
sein."
Die
Buchstaben
stünden
für
sich.
Im
Goldenen
Buch
allerdings
muss
natürlich
jeder
lesen
können,
was
dort
geschrieben
steht.
Und
ein
Schreibfehler
darf
ihm
eigentlich
nicht
passieren.
"
Wenn
ich
es
gleich
merke,
dann
geht
es
noch"
,
sagt
er.
Dann
greift
er
zur
Rasierklinge
und
kratzt
den
falschen
Buchstaben
einfach
weg.
Holzklau
grinst,
als
er
sich
an
einen
seiner
Verschreiber
erinnert.
Bevor
er
für
die
Stadt
Osnabrück
schrieb,
hat
er
schon
das
Goldene
Buch
der
hiesigen
IHK
beschriftet.
Aus
Christian
Wulff
war
bei
ihm
ein
"
Christan
Wulff"
geworden.
Am
Ende
hat
er
das
"
i"
wieder
eingeschoben.
"
Das
i"
,
verrät
er,
ist
einer
der
leichten
Buchstaben.
"
Das
S,
das
ist
schwierig.
Es
kippt
einem
schnell
um,
und
man
muss
dreimal
ansetzen,
damit
es
am
Ende
so
geschwungen
und
wie
aus
einem
Guss
aussieht."
Bildtexte:
Kalligraf
Jürgen
Holzklau
bearbeitet
die
Eintragungen
im
Goldenen
Buch
der
Stadt
Osnabrück.
Die
Vorarbeiten
erledigt
er
zu
Hause,
dann
lässt
er
sich
das
Buch
in
die
kleine
Ratskammer
bringen,
wo
er
zur
Tat
schreitet.
Gute
Vorbereitung
ist
alles:
Holzklau
schreibt
alle
Texte
vor,
schneidet
sie
in
kleine
Teile
und
schiebt
sie
so
lange
hin
und
her,
bis
die
Vorlage
perfekt
passt.
Zum
Handwerkszeug
eines
Kalligrafen
gehört
ein
ganzes
Sortiment
von
Bandzugfedern.
Fotos:
Gert
Westdörp
Autor:
Katrin Jäger