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1.
Erscheinungsdatum:
30.06.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Salzmarkt: Hier trifft sich die Szene
Es gibt keine Pause von der Sucht
Zwischenüberschrift:
Ein Ex-Drogenabhängiger über Methadon und die Szene am Salzmarkt
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Ein
Ex-
Drogenabhängiger
berichtet
über
sein
Leben
mit
Heroin
und
der
Ersatzdroge
Methadon.
Seit
er
substituiert
wird,
meidet
er
die
Drogenszene
am
Salzmarkt.
Nach
seinen
Erfahrungen
stehlen
viele
Abhängige
für
ihre
Sucht
in
der
Johannisstraße.
Osnabrück.
Es
hört
sich
an
wie
die
klassische
Drogenkarriere:
Mit
16
die
falschen
Freunde
kennengelernt,
erster
Kontakt
mit
Heroin,
Jobverlust,
Entzug,
Rückfall,
Beschaffungskriminalität,
Knast,
wieder
Entzug
und
noch
ein
Rückfall
–
so
oder
so
ähnlich
verlaufen
viele
Schicksale
Drogenabhängiger.
Sucht
ist
eine
Krankheit,
die
keine
Pause
kennt.
Andreas
(Name
der
Redaktion
bekannt)
kennt
dieses
Auf
und
Ab,
das
letztendlich
doch
nur
immer
weiter
nach
unten
führt.
"
Ich
bin
auch
mit
den
falschen
Leuten
in
Kontakt
gekommen.
Habe
angefangen,
Heroin
zu
nehmen."
Bäcker
hat
er
gelernt,
hat
gearbeitet
–
auch
noch
als
Süchtiger
–
und
dann
doch
irgendwann
den
Job
verloren.
"
Es
kommt
der
Zeitpunkt,
wo
man
die
Sucht
nicht
mehr
verheimlichen
kann"
,
erzählt
er
uns.
Es
gab
Schwierigkeiten
auf
der
Arbeit,
wenn
ihn
mal
wieder
der
Entzug
packte,
er
Stoff
brauchte
und
deswegen
nicht
pünktlich
zum
Job
erschien.
Diebstähle
ersetzen
den
Arbeitslohn.
Irgendwo
muss
das
Geld
für
die
Droge
ja
herkommen.
Andreas
hat
nicht
gespritzt
("
Zu
gefährlich
wegen
Infektionen
und
so."
),
er
rauchte
und
sniefte
das
Teufelszeug.
Die
Familie
kommt
mit
seiner
Sucht
nicht
klar.
"
Meine
Eltern
haben
das
nicht
verstanden.
‚
Hör
doch
einfach
auf′,
hat
meine
Mutter
gesagt."
Als
wenn
das
so
einfach
wäre.
Erst
geraume
Zeit
später,
nachdem
sie
sich
über
die
Sucht
informiert
haben,
verstehen
die
Eltern,
was
in
ihrem
Sohn
vor
sich
geht.
Dem
ist
das
aber
mittlerweile
egal.
"
Wenn
man
drauf
ist,
interessiert
einen
niemand
anders
mehr."
Wer
einmal
den
Kick
der
Droge
gespürt
hat,
will
ihn
immer
wieder
spüren.
Und
der
Entzug
ist
ein
Höllenritt.
"
Nach
vier
Tagen
wird
es
besser"
,
sagt
Andreas,
der
die
Nummer
schon
mehrfach
durchhat.
Das
"
Kopfkino"
aber
bleibe.
Kopfkino?
"
Sobald
man
mal
einen
Hitzeschauer
hat
oder
Ähnliches,
denkt
man
wieder
an
die
Droge."
So
entstehe
ein
unheimlich
hoher
Suchtdruck.
Andreas
hat
einige
Male
entzogen.
Es
habe
dann
auch
immer
mal
wieder
Phasen
ohne
Drogen
gegeben,
die
er
Pausen
von
der
Sucht
nennt.
Aber
der
nächste
Rückfall
kam
so
sicher
wie
der
tägliche
Sonnenuntergang.
Die
Sucht
kennt
eben
doch
keine
Pause,
sie
ist
immer
präsent.
Der
Drogensog
zieht
die
Abhängigen
immer
tiefer
ins
Elend.
Eine
Zwischenstation
auf
dem
Weg
nach
unten
ist
der
Knast.
Mehrere
Jahre,
davon
über
drei
am
Stück,
hat
Andreas
auf
Staatskosten
gewohnt.
"
Im
Knast
gibt
es
alle
Drogen,
die
man
braucht."
Aber
es
gibt
auch
ein
Problem:
Der
Stoff
hinter
den
dicken
Mauern
bundesdeutscher
Gefängnisse
ist
teurer
als
draußen.
"
Das
konnte
ich
mir
nicht
leisten.
Also
bin
ich
wieder
in
einen
Entzug
gegangen."
Zurück
in
der
vermeintlichen
Freiheit,
geht
das
Gerenne
von
vorne
los:
Klauen,
Diebesgut
verkaufen,
Stoff
kaufen.
Der
Kreislauf
funktioniert
gut.
Andreas
weiß,
dass
das,
was
zum
Beispiel
in
der
Johannisstraße
geklaut
wird,
an
Ort
und
Stelle
auch
wieder
verkauft
wird.
"
Auch
in
den
Geschäften"
,
sagt
er.
Man
kennt
sich,
weiß,
wer
wann,
wo
welches
Diebesgut
kauft.
Auf
der
Johannisstraße
bekommt
der
Drogensüchtige
dann
seinen
Stoff,
oder
er
geht
zu
seinem
Dealer
und
kauft
dort.
Das
Geschäft
habe
sich
im
Laufe
der
Jahre
geändert.
Zu
seiner
Anfangszeit
habe
man
den
Dealer
angerufen,
seine
Bestellung
aufgegeben,
und
der
Händler
habe
die
Ware
dann
gebracht.
Damals
sei
die
Qualität
auch
noch
besser
gewesen.
Andreas
weiß
zu
berichten,
dass
zum
Beispiel
das
Heroin,
aber
auch
das
Kokain
auf
verschiedenen
lokalen
Märkten
in
jeweiligen
Qualitäten
angeboten
wird.
So
sei
das
Heroin
in
Münster
und
Hannover
wesentlich
mehr
verschnitten
als
in
Osnabrück.
Stoff,
der
auf
der
Straße
verkauft
werde,
sei
zumeist
von
geringerer
Qualität.
"
Wenn
ein
Dealer
polizeibekannt
ist,
sucht
er
sich
einen
Junkie,
der
für
ihn
das
Zeug
verkauft.
Der
verschneidet
es
dann
vielleicht
noch
mal.
Da
wollen
alle
dran
verdienen."
Je
schlechter
das
Heroin
ist,
in
umso
kürzeren
Abständen
sind
die
nächsten
Gaben
fällig.
Der
Süchtige
muss
also
noch
schneller
rennen
in
seinem
Hamsterrad
aus
Sucht
und
Beschaffung.
50
Euro
täglich
sind
da
schnell
in
Drogen
investiert.
Andreas
ist
jetzt
36
Jahre
alt
und
blickt
zurück
auf
ein
Leben,
das
alles
andere
als
schön
war.
Er
ist
Vater,
seine
Kinder
aber
sieht
er
selten.
"
Die
sollen
mit
dem
ganzen
Mist
nicht
in
Berührung
kommen.
Sie
wissen
auch
nichts
von
der
Sucht."
Den
Weg
raus
aus
dem
Drogenelend
versucht
Andreas
seit
zweieinhalb
Jahren
mit
dem
Methadonprogramm.
Substituiert
wird
er
in
einer
Praxis
an
der
Bischofsstraße.
"
Mit
dem
Methadon
geht
es
mir
gut"
,
sagt
er.
Er
mache
einen
großen
Bogen
um
die
Szene
am
Salzmarkt.
"
Aber
ich
weiß,
dass
da
nur
die
wenigsten
aus
der
Praxis
Meyer
kommen."
Der
Treff
sei
bekannt
und
werde
auch
von
Leuten
angesteuert,
die
zum
Beispiel
im
Ameos-
Klinikum
substituiert
werden.
"
Die
Stadt
ist
eben
der
Mittelpunkt"
,
sagt
Andreas
und
meint
damit
wohl
auch
die
gute
Infrastruktur,
die
an
der
Johannisstraße
mit
ihren
Rückzugsmöglichkeiten
zum
Salzmarkt
und
einem
nahe
gelegenen
Discounter
optimale
Verweilqualitäten
bietet.
In
jeder
größeren
Stadt
gebe
es
Plätze
für
die
Drogenabhängigen,
nur
in
Osnabrück
fehle
eine
solche
Einrichtung.
Die
Praxis
Meyer
würde
regelmäßig
kontrollieren,
dass
ihre
Patienten
da
"
nicht
rumhängen"
.
Andreas
schätzt,
dass
höchstens
zehn
Prozent
der
Substituierten
von
der
Bischofsstraße
kommen.
Kein
Respekt
Kein
Verständnis
hat
Andreas
für
Pöbeleien,
aggressives
Schnorren
und
Bettelei.
"
Aber"
,
so
sagt
er,
"
diese
Menschen
sind
am
unteren
Ende
der
Gesellschaft,
die
kann
man
doch
nicht
noch
tiefer
stoßen."
Er
weiß
aus
eigener
Erfahrung,
dass
Respekt
im
Umgang
mit
Drogenabhängigen
ein
Fremdwort
ist.
Andreas
nimmt
regelmäßig
sein
Methadon,
eigentlich
auch
ein
Rauschgift,
aber
es
nimmt
den
Druck,
die
Sucht
nach
dem
Kick.
So
bleiben
Zeit
und
Geld
für
ein
anderes
Leben,
das
aber
trotz
und
alledem
ein
Leben
mit
der
Sucht
bleibt,
die
eben
keine
Pause
kennt.
Bildtext:
Ob
geraucht,
gespritzt
oder
geschnupft
–
Heroin
hat
ein
hohes
Suchtpotenzial.
Foto:
dpa
Kommentar
Eine
miese
Krankheit
Die
Sucht
nach
Drogen
ist
ein
Problem,
dass
schwer
bis
gar
nicht
in
den
Griff
zu
bekommen
ist
–
nicht
für
den
Süchtigen
und
auch
nicht
für
die
Gesellschaft.
Vor
dieser
Tatsache
die
Augen
zu
verschließen
hieße,
sich
selbst
etwas
vorzumachen.
Wer
die
Probleme
nur
auf
die
Süchtigen
abwälzt,
der
geht
indes
genauso
fehl
wie
derjenige,
der
alle
Schuld
bei
der
Gesellschaft
sieht.
Ein
Dilemma
also?
Weil
der
Hebel
fehlt,
zum
Beispiel
die
Situation
rund
um
die
Johannisstraße
und
den
Salzmarkt
zu
lösen?
Es
hat
den
Anschein.
Also
ab
in
die
Vogel-
Strauß-
Haltung
und
den
Kopf
munter
in
den
Sand
gesteckt?
Oder
besser
alle
klugen
Köpfe
zusammenstecken
und
nach
einer
Lösung
suchen?
Wohl
eher.
Helfen
kann
dabei
der
Blick
über
den
Tellerrand.
Wie
kommen
zum
Beispiel
andere
Städte
mit
diesen
Problemen
klar?
In
Osnabrück
wurde
und
wird
die
Drogenszene
schon
seit
Jahren
durch
das
Stadtgebiet
getrieben.
Zu
schlimmsten
Zeiten
mit
dem
Erfolg
,
dass
sich
die
Junkies
in
der
Gartlage
das
Wasser
für
ihre
Spritzen
aus
Pfützen
zogen.
So
weit
darf
es
nicht
wieder
kommen.
Autor:
Dietmar Kröger