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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Die Kinder lernen schon etwas Deutsch
Zwischenüberschrift:
Flüchtlingshaus mit 260 Gästen belegt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. In 14 Tagen beginnt der Schulunterricht. Doch schon jetzt erweisen sich die Kinder im Flüchtlingshaus als außerordentlich wissbegierig. Bei Pädagogin Irina Immel lernen sie die ersten deutschen Wörter sprechen und schreiben.

Mit 100 neuen Gästen aus Friedland war die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in der vergangenen Woche voll ausgelastet, sagte Gerhard Töller vom Diakoniewerk in einem Gespräch mit unserer Redaktion. Am 22. Dezember waren die ersten 158 Flüchtlinge eingezogen. Jetzt müssen weitere Etagen des ehemaligen Bundeswehrkrankenhauses umgebaut werden, bis in einigen Monaten die Kapazität auf die angestrebten 600 Plätze erhöht ist.

Schon jetzt ist sichtbar, dass die Osnabrücker Einrichtung nur eine Durchgangsstation ist. Von hier aus werden die Bewohner wie in allen anderen niedersächsischen Erstaufnahmeeinrichtungen auf die Kommunen des Landes verteilt. Im Erdgeschoss neben dem Sanitätsraum hängen in einem Schaukasten die Namen der Bewohner, die in den kommenden Tagen weiterziehen. In Emden, Schüttorf, Vechta und Uslar sollen sie heimisch werden.

Ihre Herkunft aus Syrien, dem Irak und Afghanistan lässt die Gründe für die Flucht erahnen. " Manchen Menschen sieht man an, dass sie traumatische Erlebnisse hinter sich haben", erzählt Hinrich Haake, kommissarischer Leiter des Hauses. Andere erzählen von der Flucht, die sie in überfüllten Lkw und streckenweise zu Fuß nach Deutschland geführt hat.

Manche säßen still in ihren Zimmern, andere, meist die jungen Männer, tobten sich schon mal beim Fußballspielen vor dem Haus aus. Auch der Kicker und die Tischtennisplatte würden oft benutzt. Außerdem sollen auf dem Außengelände Basketballkörbe angebracht werden. Wegen des Wetters seien Betätigungen draußen leider wenig ansprechend, bedauert Haake.

Für die derzeit rund 30 Kinder gibt es Betreuungsangebote. Sieben Tage die Woche sind morgens die Kleinen dran, am Nachmittag die über Sechsjährigen, die ganz heiß darauf sind, Deutsch zu lernen. Khalid (17), Ayra (10), Matin (9), Krishna (10), Yacar (7) und Nisrin (6) könne alle ihr Alter schon auf Deutsch sagen. Kinderbetreuerin Irina Immel, die Lehrerin ist, trägt der Wissbegierde der jungen Gäste Rechnung, indem sie Sprach- und Schreibübungen macht.

Mit den Jungen hat sie schon zwei Regale für den Kinderbereich aufgebaut. Die bebilderte Anleitung ist auch ohne Sprachkenntnisse verständlich, die andere Kommunikation läuft mit Händen und Füßen erstaunlich flüssig.

Mit der Zahl der Gäste steigt auch die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter. 30 Vollzeitstellen plus Sicherheitsdienst sind es nach Töllers Auskunft im Moment. Im Februar solle auch das Team für die Sanitätsstation komplett sein. Bisher werde der Rund-um-die-Uhr-Dienst mit Unterstützung ehrenamtlicher Kräfte gewährleistet.

" Ich habe noch nie ein so großes Hilfsangebot erlebt", berichtet ein sichtlich gerührter Haake. Dazu zählt er die Mitarbeiter der Diakonie, für die es eine " Selbstverständlichkeit" sei, in ihrer Freizeit auf der Krankenstation des Flüchtlingshauses einen Dienst zu übernehmen. Ohnehin sei der schnelle Start der Einrichtung nur durch die Unterstützung der Diakonie-Mitarbeiter möglich geworden.

Überwältigend sei aber auch die Hilfsbereitschaft aus der gesamten Bevölkerung, die Sach-, Geld- und Zeitspenden aller Art biete. Die Diakonie als Träger des Hauses habe angesichts der Menge noch nicht alle Angebote durcharbeiten können. Haake bat alle, die auf eine Antwort warten, noch um etwas Geduld.

Angesichts der Lage in Ländern wie Syrien und dem Irak seien viele Osnabrücker hoch motiviert, etwas für die Menschen zu tun, die ihre Heimat verlassen haben, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten. Um ihnen das Einleben zu erleichtern, bieten Ehrenamtliche Deutschkurse für Erwachsene an.

Auch Bürgervereine hätten ihre Unterstützung angeboten. Ein ehemaliger VfL-Spieler wolle in Kürze mit den jungen Männern Fußball-Training organisieren. In Hannover und im ganzen Land Niedersachsen werde Osnabrück für die Aufnahme der Flüchtlinge Hochachtung gezollt, sagt Philipp Wedelich, Pressesprecher im Innenministerium. " Jetzt fragt keiner mehr, warum ich unbedingt weiter in Osnabrück wohnen bleibe", sagt er, der wie sein Dienstherr, Innenminister Boris Pistorius, seinen Wohnsitz in der Heimatstadt behält.

Die Flüchtlinge selbst erlebt Haake als " freundlich, diszipliniert und dankbar". Und sie sind ebenfalls hilfsbereit, wie Irina Immel erzählt. Auf der Zufahrt zum Haus hat sich der Boden etwas abgesenkt, und aus einer Pfütze ist bei den Regenfällen der vergangenen Tage ein kleiner See entstanden. Vor diesem Hindernis stand ein kleines Mädchen, als die Kinder und Jugendlichen mit ihren Betreuern einen Ausflug zum Rubbenbruchsee machen wollten. Der mit 17 Jahren älteste Junge Khalid fackelte nicht lange, nahm die Kleine auf den Arm und trug sie über die Riesenpfütze.

Das Flüchtlingshaus in Osnabrück ist seit Dezember geöffnet. Alles über die Geschichte der Einrichtung unter www.noz.de
Bildtexte:
Als außerordentlich wissbegierig bezeichnen die Mitarbeiter des Flüchtlingshauses ihre jüngsten Gäste. Im Kinderbereich können sie spielen, aber auch schon die ersten deutschen Wörter lernen.
Aus dem Bundeswehrkrankenhaus wurde eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Flüchtlinge. Sie soll in den kommenden Wochen auf 600 Plätze erweitert werden.
Junge Handwerker: Mit einigen Flüchtlingskindern baute Betreuerin Irina Immel zwei Regale für den Kinderbereich zusammen. Täglich werden dort die Kinder und Jugendlichen betreut, auch an den Wochenenden sind die Spielzimmer geöffnet.
Sprechstunden werden in der Heimatsprache der Gäste angekündigt. Ein weiterer Aushang informiert über die künftigen Wohnorte der Flüchtlinge.
Fotos:
Gert Westdörp
Autor:
Ulrike Schmidt


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