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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bildungsstudie: Viele Jugendliche abgehängt
Zwischenüberschrift:
Jeder zehnte Gymnasiast scheitert – Forscher gegen Schließung von Förderschulen
Artikel:
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Originaltext:
Berlin. Der Trend zu einer besseren Bildung in Deutschland ist unverkennbar: Mehr Kleinkinder nehmen an frühkindlicher Bildung teil. Es gibt mehr Abiturienten und so viele Studienanfänger wie noch nie. Doch gleichzeitig werden viele Kinder und Jugendliche abgehängt.

Das geht aus dem neuen Nationalen Bildungsbericht von Bund und Ländern hervor. Gleichwohl ist Bildungserfolg weiterhin extrem abhängig von der sozialen Herkunft. Noch immer können 18 Prozent der 15-jährigen Schulabgänger nur auf Grundschulniveau rechnen.

Zugleich ist die Zahl von Jugendlichen, die ihre Ausbildung abbrechen oder wechseln, weiterhin hoch: 5, 9 Prozent eines Jahrgangs verlassen die Schule ohne Hauptschulabschluss. Jeder zehnte Schüler auf dem Gymnasium muss vor Erreichen des Abiturs die Schule verlassen. 28 Prozent der Bachelor-Studenten brechen ihr Studium vorzeitig ab. Erstmals nahmen 2013 mehr junge Menschen ein Studium als eine duale Berufsausbildung auf.

Von den 30- bis unter 35-jährigen Frauen und Männern in Deutschland haben laut Bericht 17 Prozent keinen Berufsabschluss. In der Altersgruppe der 60- bis unter 65-Jährigen sind dies elf Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen. Dagegen ist der Anteil der Menschen mit Hochschulreife bei den 30- bis unter 35-Jährigen mit 43 Prozent inzwischen rund doppelt so hoch wie bei den 60- bis unter 65-Jährigen (22 Prozent).

Handlungsbedarf sehen die Wissenschaftler bei der frühkindlichen Bildung. Im Zuge des Ausbaus der Kita-Plätze seien die Fragen der Qualität weitgehend offengeblieben. Bei Ganztagsschulen vermissen die Bildungsforscher vielfach Standards für ein klares pädagogisches Konzept.

" Der Bildungsbericht ist Ermutigung und Auftrag zugleich", sagten übereinstimmend Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) und die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Löhrmann erklärte, die soziale Ungleichheit im Bildungssystem bleibe eine " Achillesferse des deutschen Bildungssystems.

Der Bericht " Bildung in Deutschland" erscheint alle zwei Jahre. Schwerpunkt waren diesmal " Menschen mit Behinderung im Bildungssystem". Bei 493 000 Schülern wurde 2013 ein sonderpädagogischer Förderbedarf festgestellt. Das sind 6, 6 Prozent der Schülerschaft. Dabei verzeichnen die Forscher eine deutliche Verschiebung: Der Bedarf im Bereich " Lernen" ging um 24 Prozent zurück; demgegenüber verdoppelte sich der Bereich " Emotionale und soziale Entwicklung" sowie Sprache.

Die Forscher sprechen sich gegen eine Schließung von Förderschulen aus. Entscheidend für einen inklusiven Unterricht sei der individuelle Förderbedarf. Hier sei zu klären, für welche Schüler weiter eine sonderpädagogische Einrichtung nötig sei, sagte der Frankfurter Entwicklungspsychologe Marcus Hasselhorn. Bislang fehle ein Diagnoseverfahren nach klaren bundeseinheitlichen Kriterien. Bildungsministerin Wanka will die Forschung hierzu besonders fördern.

Kommentar
Hausaufgaben bald angehen

Der aktuelle Nationale Bildungsbericht bietet insgesamt zwar durchaus Anlass zur Zufriedenheit, nicht jedoch zum bequemen Zurücklehnen. Generell sehen die Wissenschaftler Deutschland erfreulicherweise auf dem richtigen Weg. So hat sich beispielsweise der Anteil derjenigen Kinder verringert, die in einer Risikolage aufwachsen.

Zugleich listen die Forscher auf, wo Staat und Schulen weiterhin ihre Hausaufgaben machen müssen. Eine Verbesserung der Qualität von Kitas und Ganztagsschulen zählt etwa dazu. Angesichts der demografischen Entwicklung sollten diese Herausforderungen ohne Verzögerung angegangen werden. Denn nur dann kann die Bundesrepublik im weltweiten Wettbewerb bestehen. Gute Bildung kostet, zahlt sich jedoch langfristig aus.

Ein besonderes Augenmerk verdienen nach wie vor die Abgehängten und Benachteiligten. So brauchen Schüler, denen Eltern kaum Unterstützung bieten können oder wollen, eine umfangreichere Förderung. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem viele Menschen mit türkischem Migrationshintergrund, wie die Statistiken zeigen.

Bemerkenswert ist, dass die Bildungsforscher die viel kritisierten Förder- und Sonderschulen offenbar nicht für so schlecht halten, wie sie häufig gemacht werden. Nach Ansicht dieser Experten ist jedenfalls das Verlangen nach einem völligen Verzicht übertrieben. Auf diese Warnung sollten die Politiker hören zum Wohle der betroffenen Kinder.
Autor:
dpa, KNA


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