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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mit dem Botanischen Garten verwurzelt
Zwischenüberschrift:
Franz Hawighorst sorgt seit der Eröffnung 1984 für das Gedeihen von 8000 Pflanzen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Franz Hawighorst ist mit dem Botanischen Garten fest verwurzelt. Der 57-jährige Gärtnermeister in Diensten der Universität Osnabrück hat dort jeden Baum, jeden Strauch wachsen sehen. Seit der Eröffnung der Grünen Oase am Westerberg im Jahr 1984 sorgt er für ihr Gedeihen.

Den einen Morgen sagt er: " Ich bin dann in China." Am nächsten Tag geht′s in die Alpen. Aber die Vielfalt seiner Arbeit machen nicht nur die unterschiedlichen Lebensräume aus, anhand derer die Pflanzen im Botanischen Garten sich sortieren.

Franz Hawighorst holt tief Luft und erzählt dann liebevoll von den Jahreszeiten, die seine Arbeit prägen. Von der täglichen Witterung. Von den Ansprüchen, die jede einzelne Pflanze an ihre Umgebung stellt. " Wir geben jeder Pflanze das Potenzial, dass sie sich gut entwickeln kann", sagt er beim Gespräch auf einer weißen Bank am Heilpflanzengarten.

Bei allen witterungsbedingten Gegebenheiten richtet sich die Arbeit aber auch nach aktuellen Anlässen. Wie dem 30. Geburtstag des Botanischen Gartens, den Hawighorst in den vergangenen Wochen mit vorbereitet hat: Dort, wo Gäste hinkommen, soll es eben gut aussehen. " Wo keiner langmuss, gibt es auch mal Schmuddelecken, um die kümmern wir uns dann danach", gesteht der 57-Jährige und schmunzelt still.

Warum er Gärtner geworden ist? " Ich wollte etwas gestalten und sehen, wie es wächst und sich entwickelt", sagt der Wallenhorster. An der Arbeit im Botanischen Garten findet er spannend, wie viel Lebensraum auf wenig Platz möglich ist.

Gelernt hat er seinen Job auf Gut Honeburg in der Stadtgärtnerei, später war er in Münster an der Meisterschule und dann einige Jahre an der damaligen Fachhochschule Osnabrück im Lehr- und Versuchsbetrieb tätig. In dieser Zeit las er, dass für den Botanischen Garten Mitarbeiter gesucht werden. " Der Wechsel lag ja dann nicht fern", sagt Hawighorst. Da der Botanische Garten eine Einrichtung der Universität Osnabrück ist, wird auch hier viel geforscht.

Seine Lieblingspflanzen? " Epiphyten. Das sind Aufsitzerpflanzen." Orchideen, Bromelien und weitere Gewächse, die auf anderen Pflanzen leben. Im Regenwaldhaus gibt es einige davon und urig aussehende Bäume. So schlängelt sich ein Balsabaum auf der einen Seite bis knapp unter das Dach des 20 Meter hohen Glashauses. Ganze Generationen haben im Kunstunterricht an der Schule aus dem extrem leichten Holz Schiffe geschnitzt.

Vor 15 Jahren wurde der Balsabaum am Westerberg gepflanzt. " Inzwischen müssen wir ihn jährlich stutzen", sagt Hawighorst über das schnell wachsende Gehölz. Das Gegenstück dazu steht nur wenige Meter entfernt und gedeiht wesentlich langsamer: ein Pockholz-Baum, wissenschaftlich Guaiacum officinale: " Daraus wurden früher Kegelkugeln gemacht, heute ist er streng geschützt."

Weiter geht′s durch die Botanik, die sich immer wieder verändert und auch deshalb ihre Faszination für Franz Hawighorst behalten hat. " Natürlich gibt′s auch mal Tage, da passiert nicht so viel", meint der Gärtnermeister, der auch nach Feierabend noch nicht genug von seiner Arbeit hat. Aber sein Grün zu Hause ist ein Nutzgarten, wo er Kartoffeln und andere Gemüse anbaut.

Gerade zu Beginn seiner Arbeit für die Uni habe er sich ähnliche Einrichtungen angesehen: " Ich wollte ein Gespür dafür entwickeln, was ein Botanischer Garten ist", erinnert er sich. Aus dem gleichen Grund sei er bei einer Exkursion in Costa Rica dabei gewesen, kurz bevor das Regenwaldhaus gebaut wurde. Für Besucher geöffnet wurde es 1998.

Wird er auch seine verbleibende Berufszeit im Botanischen Garten verbringen? " Sieht ganz so aus", sagt der Gärtnermeister und verschwindet freundlich winkend hinter einem Gewächshaus.
Bildtext:
Wasser marsch im Regenwaldhaus: Franz Hawighorst beregnet eine Xanthosoma, die ursprünglich aus dem tropischen Amerika und der Karibik stammt. Der 57-Jährige ist mehr als sein halbes Leben lang Gärtner im Botanischen Garten der Universität Osnabrück.
Nur ein paar Schritte bis in die Pyrenäen: Franz Hawighorst durchquert bei seiner Arbeit täglich Lebensräume aller Kontinente.
Fotos:
Jörn Martens

Besucherfest am Sonntag

Die Universität Osnabrück feiert an diesem Sonntag ein besonderes Jubiläum: Vor 30 Jahren wurde der Botanische Garten auf dem Westerberg angesiedelt. Mit seinen zwei ehemaligen Steinbrüchen und mehr als 8000 Pflanzenarten aus aller Welt zählt er zu den beliebtesten grünen Oasen der Hasestadt. Zum Geburtstag gibt es ab 11 Uhr ein buntes Fest mit Führungen, Kinderprogramm, einem Pflanzenbasar und einer Ausstellung über die Forschungsaktivitäten des Fachbereichs Biologie/ Chemie sowie viel Musik. Eintritt frei.

Unter den gut 90 Botanischen Gärten Deutschlands ist der Osnabrücker übrigens der jüngste. Die Existenz verdankt er dem Ökologen Helmuth Lieth, von 1977 bis 1992 Professor an der Universität, der zu Beginn der 1980er-Jahre einen Plan entwarf, den er selbst als " Idee eines Träumers" bezeichnete: ein Garten für die Wissenschaft und zugleich als Erholungsraum für die Bürger vom Westerberg bis zum Rubbenbruchsee. Ein Teil seines Traums ist Wirklichkeit geworden. Allein 2013 kamen 65 000 Besucher.

" Das zentrale Anliegen ist es, die pflanzliche Artenvielfalt unserer Erde, ihre Biodiversität, zu erforschen, zu erhalten und der Bevölkerung zu vermitteln", sagt die heutige Direktorin Sabine Zachgo. Dafür stehen Pflanzensammlungen, Versuchsflächen sowie eine Bibliothek zur Verfügung. Die acht Hektar große Gartenlandschaft wurde nach geografischen und thematischen Schwerpunkten gestaltet, unter anderem Nordamerika und Asien, Schwäbische Alb und Mittelmeerraum. In die Steinbruchkante ist das Amazonas-Regenwaldhaus integriert. Es zeigt auf 600 Quadratmetern und einer Höhe von 21 Metern über 800 tropische Pflanzen aus Zentral- und Südamerika. Die Exkursionen am Jubiläumstag führen auch in den naturnahen zweiten Steinbruch, der 2011 mittels eines Tunnels an den Garten angeschlossen wurde.
Autor:
Marie-Luise Braun


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