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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Leserbrief
Zwischenüberschrift:
Natur gibt es schon lange nicht mehr
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Leserbrief von Tobias Demircioglu " Genügend freie Wohnungen und freie Häuser" (Ausgabe vom 5. Januar) mit Bezug auf den Artikel " Trendwende in Niedersachsen: Ausweisung von Bauland nimmt zu" (Ausgabe vom 27. Dezember).

" Herr Demircioglu möchte ' den Naturhaushalt' gegen Flächenversieglung durch Bauland schützen. Wir sollen in den Altbaubestand investieren. Der Appell macht durchaus Sinn. Was den kritischen Leser an solchen Appellen grundsätzlich irritiert, ist der unkritische und empathische Umgang mit dem Begriff ' Natur'.

Ein ' Naturhaushalt' ist in einer Landschaft das, was ohne Wirken des Menschen entstanden ist und abläuft. Das gibt es in Mitteleuropa schon lange nicht mehr. Wäre jemand zu Zeiten der Schlacht am Teutoburger Wald (9 n. Chr.) über Mitteleuropa mit einem Flugzeug geflogen, er hätte unter sich ein Meer von Wald gesehen. Wald von Horizont zu Horizont, nur gelegentlich unterbrochen von Sumpf und Moor, See und Fluss. [...] Aber ein genauer Blick hätte schon damals Rodungsinseln entdeckt, wie Mottenlöcher in einem Pelz von Wald. Dann, in den Zeiten zwischen dem 6. und 19. Jahrhundert, wurde durch riesige Rodungen aus dem Waldland Germanien ein Acker- und Weideland, nur unterbrochen durch gelegentliche Wüstungen. Aber es war nicht die ' Natur', die diesen Prozess vorantrieb, es war der Mensch.

[...] Wer heute durch mitteleuropäische Landschaften wandert oder sie überfliegt, bewegt sich durch Werke des Menschen und nicht der Natur. Wer Naturhaushalte schützen will, schützt heute vielfach nicht die Natur, sondern die Ergebnisse menschlicher Umgestaltung. [...] Und der Klimawandel, das weiß heute jeder, ist durch die Eingriffe des Menschen maßgeblich beeinflusst. [...]

Trotzdem können auch heutige Landschaften schön und naturnah erscheinen und romantisches Entzücken auslösen. Aber dem entzauberten Blick kann nicht verschlossen bleiben, dass hinter vielem die umgestaltende Hand des Menschen sich verbirgt für den Gläubigen durch Gott inspiriert.

Vor diesem Hintergrund erscheint der Prozess der Flächenversieglung durch Baulandausweisung nur als ein weiterer Schritt der Umgestaltung von Landschaft durch den Menschen. Wohl nicht aufzuhalten, wenn man die Jahrtausende zurückblickt, aber doch so zu gestalten, dass der Mensch nicht seine eigenen Lebensgrundlagen ruiniert."

Volker Theo Eggeling

Melle
Bildtext:
Heutige Landschaften könnten zwar naturnah erscheinen, meint unser Leser, trotzdem seien sie vom Menschen umgestaltet worden.
Foto:
dpa
Autor:
Volker Theo Eggeling


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