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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Rat diskutiert über Ampeln mit Countdown
 
Fußgängerampeln mit Countdown bald auch in Osnabrück?
Zwischenüberschrift:
CDU plädiert für Feldversuch
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Bekommt Osnabrück bald Fußgängerampeln mit Countdown-Funktion? Wenn es nach dem CDU-Ratsherrn Christoph Bertels geht, ja. Der Kommunalpolitiker hat im Rat der Stadt eine Diskussion angestoßen mit der Absicht, in der Hasestadt mit " fußgängerfreundlichen Signalanlagen" zu experimentieren. Solche Ampeln gibt es bereits in Hamburg und Bochum, in Amerika und Dänemark sind sie seit langem Bestandteil der Kreuzungen. An den Signalanlagen lässt sich bei einer Rotphase ablesen, wie viele Sekunden es dauert, bis die Ampel wieder auf Grün springt. Bertels sieht darin eine Möglichkeit, die Sicherheit für die Fußgänger im Straßenverkehr zu erhöhen. Besonders ältere und gehbehinderte Menschen seien oft unsicher, wann sie die Straße gefahrlos überqueren könnten.

Osnabrück. Drei, zwei, eins grün! Fußgängerampeln mit Restzeitanzeige oder blinkenden Lichtern können nach ersten Tests in deutschen Großstädten die Sicherheit im Straßenverkehr verbessern. Gut möglich, dass es solche oder ähnliche Signalanlagen versuchsweise demnächst auch in Osnabrück gibt.
Wie lange dauert es noch, bis das Ampelmännchen wieder geht statt steht? Und wie viel Zeit bleibt dann zum Überqueren? Für Christoph Bertels (46) sind es Fragen wie diese, die sich Fußgänger unablässig stellen, wenn sie in der Innenstadt an eine stark befahrene Kreuzung kommen. Nicht nur er als leidenschaftlicher Spaziergänger wüsste gern sekundengenau, wann die Straßenseite gefahrlos gewechselt werden kann. Besonders bei älteren und gehbehinderten Menschen hat der CDU-Ratsherr eine " große Unsicherheit" vor Ampeln ausgemacht.
Unnötig, findet der Kommunalpolitiker. Denn die heutige Verkehrstechnik bietet intelligente Lösungen an: Fußgängerampeln, die rückwärts zählen zum Beispiel, welche mit zusätzlichen Gelbphasen oder auch mit blinkenden Lichtern. Große deutsche Städte hätten in Feldversuchen bereits gute Erfahrungen damit gemacht, sagt Bertels. Und in Amerika und Dänemark seien Ampeln mit Countdown gang und gäbe. Im Rat hat er deshalb eine Diskussion angestoßen mit der Absicht, auch in Osnabrück mit " fußgängerfreundlichen Signalanlagen" zu experimentieren. " Fußgänger sind die schwächsten Verkehrsteilnehmer. Wir wollen, dass sie sich auf der Straße sicherer und wohler fühlen", so der CDU-Mann.
Welche Art von Ampel dafür am besten geeignet ist, hat die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) untersucht. In einer 2012 veröffentlichten Studie kam sie zu dem Schluss, dass grundsätzlich an der Rot-Grün-Systematik festgehalten werden sollte – " wegen ihrer Eindeutigkeit und Akzeptanz". Allerdings sollten die Grünzeiten insgesamt verlängert werden, da mehr als 70 Prozent der Fußgänger langsamer gingen als in den geltenden Richtlinien zur Programmierung von Ampelschaltungen angenommen. Folge: Sie stehen mitten auf der Straße, wenn die Ampel wieder auf Rot springt. Ein Phänomen übrigens, dem man im GMHütter Stadtteil Kloster Oesede seit einem Jahr mit einem Infrarotsender begegnet: So erkennt die 2013 erneuerte Ampel am Markt automatisch, ob gerade eine Gruppe die Straße überquert zum Beispiel Schulkinder –, und verlängert in diesem Fall automatisch die Grünzeit.
Die BASt empfiehlt, eine nahende Rotphase am besten durch Grünblinken anzuzeigen. Viele Fußgänger, vor allem " Senioren und mobilitätseingeschränkte Personen", würden dann mit der Querung lieber bis zur nächsten Grünphase warten. Grünes Blinklicht als Zeichen zum Räumen des Überwegs hat nach Ansicht der Verkehrswissenschaftler den weiteren Vorteil, dass es billig zu haben sei. " Die Einrichtung verursacht nur geringe Kosten", heißt es in der Studie. Nachteil: Gemäß Straßenverkehrsordnung dürfen Wechsellichtzeichen nicht blinken, auch nicht vor Farbwechsel. Folglich wären Sondergenehmigungen erforderlich. Generell ungeeignet sei eine Fußgänger-Gelbphase, wie es sie seit über 60 Jahren und bundesweit einmalig in Düsseldorf gebe. Sie sei teuer in der Einrichtung und bewirke keine Verbesserung im Verhalten. Fragen nach der Zweckmäßigkeit von Rotblinken und Restzeitanzeige ließ die BASt vorläufig unbeantwortet. Hier bestehe " weiterer Forschungsbedarf".
Inzwischen hat die Praxis mancherorts die Theorie in Teilen eingeholt. So existieren in Hamburg und Bochum bereits Ampeln, die für die Fußgänger die Sekunden herunterzählen, bis das Licht wieder auf Grün schaltet. Die Zahl der Personen, die bei Rot die Straße überquerten, habe dadurch deutlich abgenommen, heißt es hier wie dort. Berlin testet seit 2012 ausnahmsweise blinkende Ampeln sowie seit September 2013 zusätzlich solche mit eingebautem Zebrastreifen: Bei diesem Prototyp erlöschen fünf weiße Leuchtstreifen der Reihe nach und bedeuten den Fußgängern auf diese Weise, dass die Rot- oder Grünphase gleich endet. Im Herbst will die Hauptstadt Bilanz ziehen. Die bessere Alternative soll dann dauerhaft an Kreuzungen mit viel Fußgängerverkehr installiert werden.
Ob es für ein vergleichbares Ampel-Experiment in Osnabrück grünes Licht gibt, hängt jetzt zunächst von den Beratungen des Ausschusses für Stadtentwicklung ab. Der will sich in einer der nächsten Sitzungen dem Thema nähern.
Bildtexte:
Grün mit Ansage: In Hamburg (großes Bild) hat man mit Countdown-Ampeln für Fußgänger bereits gute Erfahrungen gemacht, ebenso in Bochum (kleines Bild oben). In Berlin wird mit einem Prototyp experimentiert, dessen weiße Leuchtbalken der Reihe nach erlöschen und so Passanten zum Räumen der Kreuzung auffordern (kleines Bild unten).
An der Martinistraße und anderswo in Osnabrück werden Fußgänger an roten Ampeln lediglich gebeten, sich zu gedulden. Wie lange, sagen ihnen die Anlagen leider nicht.
Beispiel Berlin: Bei diesem Prototyp erlöschen fünf weiße Leuchtstreifen der Reihe nach Zeit zum Räumen der Kreuzung!
Fotos:
dpa, Michael Gründel

Kommentar
Kein Ersatz für Disziplin

Die Sicherheit der schwächsten Verkehrsteilnehmer zu verbessern ist und bleibt nötig, auch wenn in Kürze der bislang verkehrsreichste Knotenpunkt der Stadt am Neumarkt verschwindet. Entlang des Walls und der großen Ein- und Ausfallstraßen gibt es genügend andere riskante Stellen für Fußgänger. Und deren Gefahrenpotenzial nimmt durch die Neumarkt-Sperrung und die verhinderte Westumgehung vermutlich eher zu als ab.

Dem mit technischen Neuerungen zu begegnen, bevor es zu folgenschweren Unfällen kommt, ist allemal einen Versuch wert.

Eins muss aber auch klar sein: Countdowns und Blinklichter sind kein Ersatz für Disziplin und Achtsamkeit. Wer als Fußgänger bei Rot über die Straße geht, setzt nicht nur sein eigenes Leben aufs Spiel sondern ruiniert im schlimmsten Fall auch das des Fahrers, auf dessen Motorhaube er landet.
Autor:
Sebastian Stricker
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