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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wandel an der Lotter Straße
Zwischenüberschrift:
Das frühere Busdepot ist dem Quartier "Mittewest" gewichen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Hundert Jahre beherrschten die Garagen und Werkstätten der städtischen Verkehrsbetriebe große Flächen zwischen Lotter Straße und Ernst-Sievers-Straße. Keimzelle war das 1905 errichtete Straßenbahn-Depot im Eck Am Kirchenkamp/ Lotter Straße, das unser heutiges historisches Zeitreise-Foto abbildet. Mit dem Umzug des Busdepots an die Sandbachstraße im Jahr 2005 fiel der Startschuss für die Entwicklung des neuen Quartiers " Mittewest".

1906 setzte sich die erste Osnabrücker Straßenbahn ruckelnd in Bewegung. Mit Fahrzeugen, Fahrdraht und Gleisnetz war es nicht getan, man brauchte auch Hallen zum Abstellen und Reparieren. Stadtbaumeister Friedrich Lehmann persönlich entwarf das Dienstgebäude, links im Bild, und die große Wagenhalle mit der Uhr im Giebel. Die Werkstatthalle rechts daneben wurde 1926 ergänzt. Das Foto hat der große Osnabrücker Straßenbahn-Liebhaber und - Experte Alfred Spühr im September 1959 geschossen, als die letzten Tage der Straßenbahn bereits angebrochen waren.

Dennoch herrscht in dieser Szene auf dem Hof emsige Betriebsamkeit. Die Fahrzeuge stauen sich vor der Werkstatthalle mit den Gleisen 8 und 9. Darin wurden die routinemäßigen Wartungen und auch größere Reparaturen ausgeführt. Eine Lackiererei schloss sich an. Im kleinen Schuppen, erkenntlich am Schleppdach rechts neben der Wagenhalle mit den Gleisen 3 bis 7, war das Sandlager untergebracht. Sand brauchten die Bahnen zur Reibungserhöhung beim Bremsen besonders im Herbst, wenn nasses Laub die Gleise in Rutschbahnen verwandeln konnte. Am rechten Bildrand erkennt man das Pförtnerhäuschen, das später als Wartehalle diente und in dem noch wieder später nach Kennermeinung " die beste Bratwurst von Osnabrück" gebrutzelt wurde. Die Litfaßsäule in der Bildmitte macht Reklame unter anderem für Mercedes-Automobile und Eckstein-Zigaretten.

Nach dem Ende des Straßenbahn-Zeitalters 1960 nutzten die Stadtwerke das Areal als Busdepot, wobei sich der Schwerpunkt der Verkehrsabwicklung mit den moderneren Anlagen auf die Fläche zwischen Augustenburger und Ernst-Sievers-Straße verlagerte. An der Lotter Straße verblieb die Zentralwerkstatt. Und eine erneuerte Trafostation, die nicht nur das Obusnetz, sondern den gesamten Strombedarf des Westerbergs speiste.

Spätestens 1992 meldeten sich Stimmen aus Politik und Kaufmannschaft vernehmlich zu Wort, die auf eine Schließung des Busdepots drangen und in einem Atemzug auch gleich die Celluloid-Fabrik Hagedorn, seit 1885 an der Lotter Straße ansässig, ausgesiedelt sehen wollten. Beide Areale seinen ein " Störfaktor im Wohngebiet", das nach und nach an die Gewerbeflächen herangewachsen war.

Mathias Middelberg, damals Ortsverbandsvorsitzender der CDU Westerberg-Weststadt , sagte, die Fläche könne " viel sinnvoller für eine stadtnahe und umweltschonende Wohnbebauung nutzbar gemacht werden". Ins gleiche Horn stießen die Einzelhändler der Lotter Straße, die sich davon eine Aufwertung ihrer Standorte versprachen.

Abriss ab 2010

Es dauerte dann noch bis 2005, bis die Stadtwerke ihren Busbahnhof verlegten und die Planungen für den mittleren Westen der Stadt konkreter werden konnten. Im August 2010 begannen die Abbruchbagger, das gesamte 2, 5 Hektar große Stadtwerke-Gelände abzuräumen und einen Großteil der Hagedorn-Immobilie sowie die Shell-Tankstelle an der Lotter Straße gleich mit dazu. Die Ausschreibung für das " Filetstück" an der Lotter Straße gewann der Baukonzern Hochtief als Investor. Nach Plänen des Kopenhagener Architekten Carsten Lorenzen errichtete Hochtief ein viergeschossiges Büro- und Geschäftshaus im Straßeneck und dahinter sieben zum Teil verbundene Wohnbauten mit 110 Miet- und Eigentumswohnungen, dazu eine " Quartiergarage" mit 170 Stellplätzen. Das Geschäftshaus wurde vor einem Jahr von den Ankermietern Schindhelm Rechtsanwälte, Falk & Co Wirtschaftsprüfer und Gerland Hörgeräte bezogen. Es hat bereits den Spitznamen " Prada-Handtäschchen" verpasst bekommen, weil die raffinierte Klinkerfassade in Struktur und Farbe an die edlen Produkte des italienischen Modeherstellers Prada erinnert.
Bildtexte:
Das Straßenbahndepot stand von 1905 bis 2010 an der Lotter Straße.
Markanter Eckpfeiler des Neubau-Quartiers " Mittewest" ist das Bürohaus Lotter Straße 43. Rechts daneben und
farblich angepasst das neue Parkhaus mit 170 Einstellplätzen.
Fotos:
Alfred Spühr, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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