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1.
Erscheinungsdatum:
07.01.2015
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Fischreklame vor dem Hohen Dom
Zwischenüberschrift:
1933 trug die Osnabrücker Bistumskathedrale noch Barockhauben
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Leichter
Schneefall
hatte
die
Straßen
und
Dächer
Osnabrücks
bedeckt,
als
der
Georgsmarienhütter
Lehrer
und
Hobbyfotograf
Hans
Hasekamp
vor
82
Jahren
auf
den
Auslöser
drückte
und
den
Dom
St.
Peter
in
Winterstimmung
einfing.
Unter
den
Linden
am
Rande
des
Domhofs
hat
sich
ein
Tannenwald
ausgebreitet:
Weihnachtsbäume
warten
auf
Käufer.
Links
parkt
ein
Fahrzeug
mit
großflächiger
Werbung,
die
den
Verzehr
von
Seefischen
ankurbeln
soll.
Vielleicht
ist
es
noch
vom
letzten
Wochenmarkt
stehengeblieben.
"
Brate,
backe,
dämpfe,
koche
einmal
Fisch
in
jeder
Woche"
,
empfiehlt
die
Aufschrift
auf
dem
Anhänger,
und
wirbt:
"
Jeder
Mittwoch
ist
Fischtag."
Hintergrund
des
reichsweiten
Fisch-
Marketings
war,
eine
preiswerte
autarke
Eiweißversorgung
der
Bevölkerung
sicherzustellen,
aber
auch
die
eigene
Fischfangflotte
zu
unterstützen.
Die
war
nämlich
nach
dem
Ersten
Weltkrieg
schnell
wieder
zu
alter
Größe
angewachsen,
während
sich
die
Versorgungslage
im
Bereich
anderer
Lebensmittel
verbessert
hatte
und
insbesondere
die
Fleischpreise
gesunken
waren.
Sogenannte
"
Reichsfischwerbewochen"
sollten
helfen,
den
effizienter
gewordenen
Trawlern
die
Fangmengen
abzunehmen.
Für
Hans
Hasekamp
ist
die
Fischwerbung
aber
sicherlich
nur
ein
Beifang
gewesen.
Hauptmotiv
waren
für
ihn
die
angestrahlten
Westtürme
des
Hohen
Doms,
der
dicke
und
der
schlanke.
Die
in
der
Baugeschichte
recht
selten
so
krasse
Ungleichheit
der
Türme
–
der
südliche
ist
doppelt
so
breit
und
doppelt
so
tief
wie
der
nördliche
–
wird
von
den
Osnabrückern
meist
als
gegeben
hingenommen
und
nicht
weiter
hinterfragt,
löst
bei
Besuchern
aber
immer
wieder
Erstaunen
aus.
Die
Ungleichheit
besteht
seit
1543.
Damals
wurde
der
südliche
der
romanischen
Zwillingstürme
abgerissen
und
durch
einen
in
der
Grundfläche
viermal
so
großen
im
spätgotischen
Baustil
ersetzt.
Das
massivere
Bauwerk
war
erforderlich
geworden,
um
Gewicht
und
Schwingungen
eines
neuen,
größeren
Glockengeläuts
aufnehmen
zu
können.
So
erklärt
es
jedenfalls
der
eine
oder
andere
Stadtführer.
Der
Direktor
des
Diözesanmuseums,
Hermann
Queckenstedt,
hält
die
Faktenlage
dazu
jedoch
nicht
für
gesichert.
Er
wagt
eine
andere
Hypothese:
Die
Katharinenkirche
hatte
soeben
mit
ihrem
102
Meter
hohen
Turm
die
"
Lufthoheit"
über
die
Stadt
errungen.
Nachdem
der
Dom
die
Türme
von
St.
Katharinen
und
St.
Marien
an
Höhe
nicht
übertreffen
konnte,
sollte
er
als
Mutterkirche
des
Bistums
wenigstens
an
Masse
die
Nase
vorn
haben.
Der
neue,
dicke
Turm
erhielt
zunächst
eine
gotische
Spitzhaube.
Sie
wurde
1772
zur
1000-
Jahr-
Feier
des
Bistums
gegen
eine
aufwendige
Barockhaube
ausgetauscht,
die
dem
neuen
Kunstgeschmack
entsprach.
Der
schlanke
Nordwestturm
war
schon
im
Jahrhundert
zuvor
barockisiert
worden.
Damit
hatte
die
Kathedralkirche
das
Aussehen
erhalten,
das
auf
dem
historischen
Foto
von
1933
wiedergegeben
ist
–
und
das
nur
noch
bis
zum
Bombenangriff
vom
13.
September
1944
Bestand
haben
sollte.
Einerseits
war
es
die
Knappheit
an
Geld,
Zeit
und
Baumaterial,
die
den
Westtürmen
des
Doms
1946/
47
nach
den
Kriegszerstörungen
einfache
Pyramidenhauben
bescherte.
Andererseits
gab
es
die
Strömung
in
der
Denkmalpflege,
bei
der
Rekonstruktion
historischer
Bauwerke
auf
den
Ursprungsstil
zurückzugehen
und
modische
Veränderungen
zwischenzeitlicher
Baustile
zu
ignorieren.
Das
fanden
gerade
die
älteren
Osnabrücker,
die
"
ihren"
Dom
noch
aus
der
Vorkriegszeit
mit
barocken
Turmhelmen
kannten,
nicht
gut
und
wandten
sich
gegen
die
"
Notmützen"
.
Unter
Federführung
des
Heimatbundes
Osnabrücker
Land
(HBOL)
setzten
sie
sich
in
den
1980er-
Jahren
für
eine
Neugestaltung
der
Turmhelme
nach
dem
Stand
von
1772
ein.
Der
HBOL-
Vorsitzende
hatte
wohl
auch
das
Beispiel
der
Mariengemeinde
vor
Augen,
die
zwar
elf
Jahre
länger
als
die
Domgemeinde
auf
ihren
Turmhelm
warten
musste,
es
in
einem
Kraftakt
der
Bürgerbeteiligung
–
mit
Ausgabe
von
Spenden-
"
Bausteinen"
–
aber
dann
1958
geschafft
hatte,
dem
St.-
Marien-
Turm
seine
Barockgestalt
wiederzugeben.
Die
HBOL-
Aktion
war
von
keinem
vergleichbaren
Erfolg
gekrönt,
wie
man
heute
sieht.
Es
kam
bei
Weitem
nicht
genug
Geld
zusammen
und,
was
vielleicht
noch
wichtiger
war:
Der
Bischöfliche
Stuhl
stand
der
Initiative
von
Anfang
an
skeptisch
gegenüber.
Längst
haben
sich
die
Gemüter
beruhigt
und
die
Augen
an
die
"
Notmützen"
gewöhnt.
Die
neue
Silhouette
ist
in
stilisierter
Form
zum
Logo
des
Bistums
geworden,
als
wäre
das
schon
immer
so
gewesen.
Bildtexte:
Der
Dom
im
Winter
1933,
elf
Jahre
vor
der
Zerstörung
seiner
barocken
Turmhauben.
Der
Blick
geht
aus
der
Lortzingstraße
über
den
Domhof.
Links
ist
die
Ecke
des
Hauses
Schöningh
zu
sehen,
das
1975
in
einem
umstrittenen
Handstreich
abgerissen
wurde.
Heute
tragen
die
Osnabrücker
Domtürme
vereinfachte
Pyramidenkappen.
Rechts
daneben
das
"
Forum
am
Dom"
in
einem
schlichten
Putzbau
anstelle
des
neuromanischen
Vorgängerbaus.
Foto:
Hans
Hasekamp,
aus:
Wido
Spratte,
Bild-
Archiv
Alt-
Osnabrück,
Band
3,
Verlag
H.
Th.
Wenner
Osnabrück,
1996
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks