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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Muslime beseitigen Böller-Reste
 
Nach der Knallerei: Muslime räumen auf
Zwischenüberschrift:
Mitglieder der Basharat-Moschee kehren seit 17 Jahren am Neujahrsmorgen die Altstadt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Wenn andere Osnabrücker noch ihren Silvesterkater auskurieren, greifen sie zum Besen: Mitglieder der Basharat-Moschee an der Atterstraße befreien schon seit 17 Jahren an jedem Neujahrsmorgen die Altstadt von den traurigen Überbleibseln der Silvesterknallerei. Dafür bekommen sie vom Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) Besen, Greifzangen und Mülltonnen. Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz wollen die jungen Muslime dem islamischen Grundsatz dienen, einen " Dienst an der Menschheit" zu leisten. Es sei Allahs Wille, dass ein guter Muslim anderen Menschen hilft unabhängig von deren Herkunft und Nation und sogar, wenn diese ihm feindlich gesinnt sind. Für die Muslime ist der Jahreswechsel kein Anlass zum Feiern, weil sich das islamische Leben am gregorianischen Kalender orientiert.

Osnabrück. Rund 60 junge Muslime sind am frühen Neujahrsmorgen mit Mülltonnen und Greifzangen durch die Osnabrücker Innenstadt gezogen, um die Überreste der Silvesternacht zu beseitigen. Sieben Tonnen randvoll mit leeren Sektflaschen, Holzstäben von Raketen und Böllerhülsen kamen bei der freiwilligen Putzaktion zusammen, mit der die Jugendorganisation Khuddam ul-Ahmadiyya der Basharat-Moschee an der Atterstraße den Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) unterstützt.
" Die Putzaktion am Neujahrsmorgen hat eine lange Tradition: In den ersten Jahren haben wir nur in der Atterstraße aufgeräumt, später haben wir uns dann in der Altstadt getroffen", erinnerte sich Umar Aziz, Vorstandsmitglied der Ahmadiyya-Muslim-Gemeinde Osnabrück und stellvertretender Leiter der Jugendorganisation der Basharat-Moschee. " Die offizielle Kooperation mit der Stadt gibt es jetzt seit siebzehn Jahren."
Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz dienen die jungen Muslime dem islamischen Grundsatz des " Khidmat-e-Khalq", was übersetzt " Dienst an der Menschheit" bedeutet. Demnach sei es Allahs Wille, dass ein guter Muslim anderen Menschen hilft unabhängig von deren Herkunft und Nation und sogar, wenn diese ihm feindlich gesinnt sind.
Von islamfeindlichen Tendenzen, wie sie derzeit in den Pegida-Protesten zum Ausdruck kommen, haben die Ahmadiyya-Muslim-Gemeindemitglieder in Osnabrück aber noch nichts zu spüren bekommen, sagte Aziz. " Sicherlich gab es im privaten Bereich schon mal den einen oder anderen Vorfall, aber wir als Gemeinde haben hier noch nie Probleme mit Anfeindungen gehabt."
Der OSB freute sich über die Unterstützung der Muslime am Neujahrsmorgen und stellte den ehrenamtlichen Helfern Handschuhe, Greifzangen und Mülltonnen zur Verfügung. " Unsere Kehrmaschinen sind sehr gründlich, aber die langen Holzstäbe von den Raketen und die großen Böller-Batterien bleiben stecken", erklärte Mitarbeiter Hartmut Schlüter. Hier sei Handarbeit unerlässlich.
Die Muslime selbst haben in der Silvesternacht nicht mitgefeiert, denn für sie hat der 31. Dezember gar keine Bedeutung. Der islamische Kalender richtet sich nämlich nicht nach dem gregorianischen Kalender, sondern nach dem Mond. Der Jahreswechsel der Muslime verschiebt sich demnach jedes Jahr um elf Tage. " Das ist bei uns aber auch kein großes Fest", so Aziz. Das Feuerwerk zu Silvester bezeichnete er als " Geldverschwendung", und das Feiern des Jahresabschlusses betrachtete er mit Unverständnis: " Schließlich verliert man doch ein Jahr. Das ist doch kein Grund zur Freude."
Die meisten Muslime hierzulande leben auch nach dem hier geltenden Kalender, jedoch wollen sie anders in das neue Jahr starten als ihre Mitbürger. " Wir haben uns heute Morgen um kurz nach sechs Uhr in der Moschee zum Gebet getroffen", berichtete Aziz. Nach dem gemeinsamen Putzeinsatz in der Altstadt gingen sie dorthin zurück, um zum Abschluss gemeinsam zu frühstücken.

Der Jahreswechsel in Osnabrück als Bildergalerie auf www.noz.de
Bildtext:
Sieben Mülltonnen füllten die Muslime bis zum Rand mit den Überbleibseln der Sylvesterböllerei.
Foto:
Jörg Martens

Kommentar
Zu Hause fühlen

Wenn andere noch mit schweren Gliedern in den Federn liegen, räumen sie die traurigen Überbleibsel der Silvesternacht beiseite: Die Mitglieder der Basharat-Moschee an der Atterstraße fegen an jedem Neujahrsmorgen die Altstadt obwohl der Jahreswechsel für Muslime gar kein Anlass zum Feiern ist. Sie machen unseren Silvester-Dreck weg, um ein Zeichen zu setzen, dass sie sich in Osnabrück zu Hause fühlen.

Dass sich die Muslime ausgerechnet den Kehricht einer feuchtfröhlichen Nacht vornehmen, mag, nun ja, eine moralisierende Note haben. Darüber kann ja mal nachdenken, wer seinen Müll in der Silvesternacht auf der Straße liegen lässt, als wäre es selbstverständlich. Alles andere als selbstverständlich ist der Neujahrsputz der Muslime. Nehmen wir ihre ausgestreckte Hand entgegen. Danke!
Autor:
Regine Bruns, Rainer Lahmann-Lammert


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