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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Mehr Flüchtlinge, mehr Hilfe
 
Willkommen: Sie sind in Sicherheit
Zwischenüberschrift:
Weitere Landesaufnahmestelle in Osnabrück eröffnet – Wieder Proteste in Dresden
 
Erste Flüchtlinge in Osnabrück begrüßt
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück/ Dresden. Angesichts von neuen " Pegida"- Demonstrationen hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) einen " Aufstand der Anständigen" gegen die Anti-Islam-Bewegung gefordert. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) eröffnete unterdessen in Osnabrück eine neue Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge.
Nach einer Prognose des Bundesamtes für Migration wird die Zahl der Asylbewerber in Deutschland 2015 weiter steigen. " Wir rechnen mit 200 000 Erstanträgen und 30 000 Folgeanträgen", sagte Präsident Manfred Schmidt. Die Behörde erwartet aber, dass die Aufnahme reibungsloser verläuft. Denn es seien bundesweit zwölf neue Erstaufnahmeeinrichtungen in Planung. Außerdem sollen sich mehr Mitarbeiter um die Asylanträge kümmern.
Die Osnabrücker Aufnahmestelle ist nach Bramsche, Braunschweig und Friedland bereits die vierte in Niedersachsen. Pistorius begrüßte dort gemeinsam mit dem Osnabrücker Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) 158 Flüchtlinge, die aus Bramsche überstellt wurden. Aufgrund gestiegener Flüchtlingszahlen sind alle drei bisherigen Aufnahmestellen in Niedersachsen überfüllt. In Osnabrück werden nun in den kommenden Wochen 600 zusätzliche Plätze für Flüchtlinge bereitgestellt. Die Eröffnung der Einrichtung entlaste vor allem die Kommunen, weil sich die derzeit kurzen Vorlaufzeiten zur Aufnahme neuer Flüchtlinge mittelfristig verlängerten, sagte Pistorius. Sein Dank galt auch den Bürgern Osnabrücks, die sich den Flüchtlingen gegenüber verständnisvoll gezeigt hätten. Ein solches Verhalten wünsche er sich auch für die Bewohner " einer ostdeutschen Landeshauptstadt", sagte Pistorius in Anspielung auf die " Pegida"- Demos.
Zwei Tage vor Heiligabend machte die Bewegung " Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" am Montagabend in Dresden erneut gegen eine vermeintliche " Überfremdung" Deutschlands mobil. Die Veranstalter luden zu einem " gemeinsamen Weihnachtsliedersingen" vor der Semperoper ein. Zugleich gab es in Dresden sowie mehreren anderen Städten aber auch Gegenaktionen.
Altkanzler Schröder verlangte bereits zum zweiten Mal einen " Aufstand der Anständigen". Mit diesen Worten hatte der damalige Kanzler im Jahr 2000 nach einem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge zum Protest gegen rechts aufgerufen. " In Berlin haben damals 200 000 Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus protestiert, und selbstverständlich sind Bundespräsident und Bundeskanzler vornewegmarschiert. So eine öffentliche Reaktion brau-
chen wir auch jetzt", sagte Schröde r. S eiten 2 und 15

Flüchtlinge im Blick: Hintergründe und Berichte auf noz.de/ fluechtlinge
Bildtext:
Angekommen: Selim und Süreya Yusuf (sechs Monate), Özcan (3) und Enes (6). Kurden aus der Türkei, beziehen ihre Zimmer in der neuen Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge. In Dresden und anderswo kam es derweil zu " Pegida" - Kundgebungen und Gegendemonstrationen.
Fotos:
Gert Westdörp, dpa

Kommentar
Stoppt den Spuk

Welch wohltuender Gegensatz: Während in Dresden erneut Rechtspopulisten mit Tausenden von Politikverdrossenen im Gefolge gegen eine angebliche Islamisierung des Landes auf die Straßen gingen, hat Osnabrück ein Signal der Hilfsbereitschaft, Offenheit und Toleranz gesetzt. Binnen Wochen ist es hier gelungen, eine dringend benötigte weitere Landesaufnahmestelle für Flüchtlinge einzurichten. Nennenswerte Proteste dagegen gab es nicht, dafür breite Unterstützung und viele Spenden. Solche Solidarität mit Menschen in Not wünschte man sich auch andernorts.

Bei aller Freude über diesen Erfolg darf freilich nicht vergessen werden, dass weitere große Herausforderungen zu meistern sind. Denn die Zahl der Flüchtlinge wird soweit absehbar spürbar steigen. Und es ist zu erwarten, dass vielen Menschen die Rückkehr in ihre von Kämpfen, Kriegen und Krisen erschütterten Heimatländer auf lange Zeit oder gar für immer versperrt sein wird. Die Aufnahme der Hilfesuchenden zu verbessern ist deshalb nur ein erster Schritt, dem weitere folgen müssen: etwa bei der Integration in die Gesellschaft und in den Arbeitsmarkt.

Zugleich sind alle gesellschaftlich relevanten Kräfte aufgerufen, sich gegen einen drohenden Rechtsruck zu wehren. Denn die Hintermänner der Pegida-Märsche sind brandgefährliche Volksverführer, die Deutschland zu einem anderen, intoleranten Land machen wollen. Dieser Spuk muss endlich gestoppt werden.

Osnabrück. " Oh, we are famous" (" Wir sind berühmt"), entfuhr es einem jungen Afghanen, als er am Natruper Holz aus dem Bus stieg. Ein Pulk von Journalisten begleitete die Ankunft der ersten 158 Flüchtlinge in der neuen Erstaufnahmeeinrichtung des Landes. Begrüßt wurden sie dort vom niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius, Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und Superintendent Friedemann Pannen.
Aus Syrien, Afghanistan und Pakistan kommen die meisten der ersten Gäste im ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus. Sie haben ihre ersten Tage in Deutschland in Bramsche verbracht und zogen nun zur Entlastung des dortigen Hauses nach Osnabrück um. Die für 500 Menschen konzipierte Einrichtung hat nach Aussagen des Leiters Conrad Bramm in der vergangenen Nacht 888 Menschen Herberge geboten.
Das Osnabrücker Haus dient der Entlastung der drei bisherigen Erstaufnahmeeinrichtungen. Es soll nach Angaben des Innenministers aber auch die Kommunen entlasten, weil sich die derzeitigen kurzen Vorlaufzeiten für die Aufnahme von Flüchtlingen verlängern würden.
" Wir alle wissen, dass schwere Zeiten hinter Ihnen liegen", begrüßte Pistorius die Flüchtlinge, " wir hoffen, dass gute Zeiten vor Ihnen liegen. Sie sind in Sicherheit." Pistorius, Griesert und Pannen setzten sich im Speisesaal an den Tisch einer syrischen Familie mit sieben Töchtern zwischen anderthalb und 16 Jahren.
Ehrenamtlicher Helfer
Das Lächeln der Kinder, die sich mit " danke schön" und " tschüss" verabschiedeten, machten ihm die letzten Tage des Jahres noch etwas reicher, meinte der Oberbürgermeister. " Diese Mädchen, die lernen und studieren wollen, bereichern unser Land", schloss Pannen an. Ihnen Schutz und Sicherheit zu bieten sei eine ureigenste Aufgabe der Kirche, unterstrich der Superintendent.
Sein Dank galt allen Mitarbeitern der Diakonie, die Überstunden machten und Urlaube verschoben hätten, um sich für das Flüchtlingshaus zu engagieren. 25 fest angestellte Kräfte wurden am Montag von 30 Ehrenamtlichen unterstützt, die die Neuankömmlinge auf ihre Zimmer brachten und das Haus vorstellten. 15 Freiwillige hatten am Wochen ende die Sachspenden sortiert und eine Kleiderkammer angelegt. Neue Kleiderspenden können erst im kommenden Jahr angenommen werden.
Die Diakonie freut sich über die große Hilfsbereitschaft: Pensionierte Ärzte wollen über die Feiertage die Sanitätsstation besetzen. Drei Studenten kamen am Montag spontan mit Süßigkeiten für die Kinder der Flüchtlinge.
Zu den neuen festen Kräften gehört Irina Immel, frühere Grundschullehrerin und Erzieherin in einer Landkreis-Kita, die selbst einen Migrationshintergrund hat. Sie habe sich sofort für den Kinderbereich beworben, sagte sie: " Das ist meine Stelle."
Auch bei der Begleitung auf die Zimmer konnte die Diakonie einige muttersprachliche Mitarbeiter aufbieten. So auch für die kurdische Familie Dogan. Vater Selim, Mutter Süreya und die Söhne Enes (6), Özcan (3) und Yusuf. Zur Übermittlung des Alters seines Jüngsten an die Journalisten nutzte Selim Dogan ein Übersetzungsprogramm des Handys, das " Halbjahr" anzeigte. Die Familie richtete sich in einem Zimmer mit vier Betten, einem Babybett und einem Badezimmer ein, das sie sich jetzt mit den Bewohnern des Nachbarzimmers teilen.
Die Diakonie hat inzwischen unter der 08 00/ 4 44 22 24 ein Bürgertelefon geschaltet, an dem es Informationen über das Flüchtlingshaus gibt. Dort werden wie am Bürgertelefon auch weiterhin gerne Sach- und Zeitspenden hilfsbereiter Bürger angenommen.
Mit den Anliegern des ehemaligen Bundeswehrkrankenhauses werde die Diakonie Anfang kommenden Jahres das Gespräch suchen, sagte Hinrich Haake. Der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Osnabrück hat zunächst die kommissarische Leitung des Hauses übernommen.

Flüchtlingshaus eröffnet: Weitere Informationen und eine Bildergalerie finden Sie auf www.noz.de/ fluechtlinge
Bildtexte:
Willkommenscafé im Speisesaal des neuen Flüchtlingshauses: Enes Dogan (6) mit seinem Kakao. Der kleine Kurde ist mit seinen Eltern und zwei kleineren Brüdern gekommen.
Mit all ihren Habseligkeiten sind die Flüchtlinge von Bramsche nach Osnabrück überstellt worden. Hier bleiben sie ein paar Wochen, ehe es innerhalb Niedersachsens weitergeht.
Innenminister Boris Pistorius (2. von rechts) begrüßte die ersten Ankömmlinge in Osnabrück per Handschlag. Vorne rechts Superintendent Friedemann Pannen.
Fotos:
Gert Westdörp
Autor:
S., dpa


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