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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Am 4. August soll der Wall sein Gesicht verlieren und Rennbahn werden
Zwischenüberschrift:
Stoppt noch heute die Wallplanung
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Es geht um die Erhaltung eines kostbaren Stückes von Alt-Osnabrück - Betonband um die Innenstadt kann keine Stadtgeschichte ersetzen
Pläne des Ringausbaues auf den Teilstrecken Rehmstraße - Schnatgang und Martinistraße - Rolandstraße fordern die Kritik geradezu heraus

  Schon werden die Äxte geschliffen, die Osnabrück eine seiner   schönsten Anlagen nehmen sollen. In der Planung steht es fest   daß bereits Anfang August Teile des Heger-Tor-Walles und des   Schloßwalles grundlegend ihr Gesicht verändern werden. In   wohlformulierten Planerklärungen möchte man der Bürgerschaft   verständlich machen, daß es ein Vorteil sei, nun auch noch   weitere Reste der alten Wallanlagen zu zerstören, um sie durch   mehrspurige breite Betonbänder zu ersetzen. Man mutet den   Osnabrückern zu, beifällig aufzunehmen, was man andernorts   zweifellos als " einfach unmöglich" zu den Akten legen würde.   Und es gibt, das ist das Unverständlichste, einen Rat, der   freudig der Beerdigung eines weiteren Stückes von   Alt-Osnabrück zustimmt. Vielleicht ist dieser Rat der Ansicht   daß es kaum noch etwas ausmacht, wenn zu den planerischen   Fehlern der Osnabrücker Nachkriegszeit noch ein weiterer   hinzugefügt wird. Hat Osnabrück etwa den Ehrgeiz, weitum im   Land dafür ein Beispiel zu werden, wie man nicht planen soll?   Verkehrsplanung muß sein. Das haben wir immer wieder   nachdrücklich betont. Aber man darf den Überlegungen eines   Generalverkehrsplanes nicht die Bedeutung eines Testamentes   beimessen. Er soll allein Plan und Anregung sein. Die   Vorgänge, die sich jetzt zwischen dem Heger Tor und der   Rehmstraße auf dem sogenannten Ring vorbereiten, scheinen   beweisen zu sollen, daß man Kritiken an Osnabrücker   Verkehrsplanungen nicht fürchtet. Daher muß heute und in   Zukunft sehr offen gesprochen werden. Es geht uns um eine   Lösung dieses sehr strittigen Problems, die nicht vom Plan   allein, sondern auch von der nüchternen Vernunft gelenkt wird  
Als im Osnabrücker Tageblatt am vorvergangenen Freitag mit einer Planungsskizze die beschlossene Umgestaltung des Ringabschnittes Schnatgang - Rehmstraße erläutert wurde,   begann es bereits in der Bürgerschaft zu gären. Denn die   Auslöschung dieses mit hohem Baumbestand bewachsenen   Grünstreifens zwischen den beiden Fahrbahnen erschien den   Betrachtern des Planes wie ein schlechter und obendrein   verspäteter Aprilscherz. Selbst die noch so versöhnlich   gedachten Erklärungen wie die von einer neuzupflanzenden   Baumgeräuschkulisse auf den verbreitert vorgesehenen   Bürgersteigen führte nicht an der klaren Überlegung vorbei,   daß anscheinend alles nur darauf abzielte, aus dem Ring eine   Rennbahn für Personen-, Lastkraftwagen und Mopeds zu machen.   Die Empörung über dieses Vorhaben war echt und ist durchaus   verständlich. Sie wurde durch das inzwischen ebenfalls   veröffentlichte Vorhaben des weiteren Ringausbaues auf dem   Abschnitt Martinistraße bis Rolandstraße nicht abgeschwächt.   Sie steigerte sich.

Mit schönen Worten nicht getan

Das Osnabrücker Tageblatt stellte am 24. Juni die Gedanken der Stadt zu dieser Planung vor. Zwei Tage später, am 26. Juni, ließen wir eine erste Kritik an diesem Planungsvorhaben folgen! Wir werden auch weiterhin zu diesem sehr ernsten Problem Stellung nehmen. Denn der beschlossenen Verbreiterung des Grünstreifens vor der Regierung von bisher 7 auf 16 Meter und vor dem Mädchengymnasium auf sogar 22 (!) Meter steht doch im Ernst kein wahrhaft stichhaltiger Grund für die Umgestaltung gegenüber. Man spricht von einem geraden   Durchlauf der Straße für die späteren Obusse und von einem   verbreiterten Grünstreifen vor dem Mädchengymnasium. Der   22-Meter-Streifen soll den Unterricht lärmfreier gestalten!   (Unter Brüdern, sind eigentlich die Doppelfenster noch nicht   erfunden?) Obusse aber können nicht nur geradeaus fahren.   Verlegt man schöner Pläne wegen für riesige Summen wirklich   eine ganze Straße um ihre volle Breite? Opfert man für solch   eine rein theoretische Rechnung eine historische Grünanlage,   wie sie der Wall darstellt?

Geld zum Fenster hinauswerfen

Wer die Hände im Sinne der uns vorliegenden Planung an den Wall legt, muß sich nicht wundern, wenn ihn niemand mehr ernst nimmt. Sind nicht Bürgersteige und eventuell auch Vorgärten am Wall breit genug, um auf deren Kosten die Fahrbahnen verbreitern zu können? Warum alles von Grund auf umkrempeln, und warum so tun, als könnten wir für eine fixe Idee viele hunderttausend Deutsche Mark förmlich zum Fenster des Rathauses hinauswerfen?
Im Falle der Veränderung an der Vitischanze stellte man die Bürgerschaft vor vollendete Tatsachen, Diesmal wollte man schlauer sein. Man offeriert der Bürgerschaft die neuen Planungen, um nach außen hin den irrigen Anschein zu erwecken, als könneüber die Sachlage noch diskutiert werden. Man machte jedoch den Fehler, gut eine Woche vor der Planvorstellung bereits die Ausschreibungen für diese Arbeiten zu veröffentlichen. Wie aber kann man eine Arbeit ausschreiben, wenn man noch nicht einmal genau weiß, wie dieser Auftrag endgültig aussehen wird? Ja, man war sogar noch schlauer. Man wählte sich für die Veröffentlichung der Neuplanung am Wall einen Termin, an dem schon ein großer Teil der Bürgerschaft mitten in den Ferienvorbereitungen steckte. Wer aber in die Ferien fahren will, entwickelt sicherlich keinen Ehrgeiz mehr darin, sich um kommunalpolitische Belange graue Haare wachsen zu lassen.

Warum überhaupt umgestalten?

Hätte die Stadt der Bürgerschaft erklärt, daß die beiden Fahrbahnen des Walles ein wenig verbreitert werden müßten, dafür hätte sicherlich jedermann Verständnis gezeigt. Ein Seitenblick auf die Bürgersteige würde dann deutlich gezeigt haben, wo man hier die Fahrbahnen verbreitern konnte. Es wird von der fehlenden Überholungsmöglichkeit von Lastkraftwagen auf dem Wall gesprochen. Denkt denn niemand daran, daß diese Möglichkeit gerade die Unfallkurve auf dem Wall sprunghaft ansteigen lassen wird? Die Frage darf nicht: " Wie überhole ich auf dem Ring die Lastkraftwagen?" heißen, sie muß vielmehr " Wie bekomme ich die Lastkraftwagen vom Ring weg?" lauten. Der wichtigste Punkt der Planung darf nicht der Ausbau einer Rennstrecke um den Stadtkern, er muß die Schaffung einer echten Umgehungsstraße außerhalb der Stadt sein.
Der Herzschlag Osnabrücks muß bei einer derart bedeutsamen Planung mitgehört werden. Gut oder bedauerlich, der Beschluß, einen Betonring um die Innenstadt zu legen, liegt seit Jahren vor. Aber zwingt uns sein Vorhandensein, man nennt diesen Beschluß oft genug einen Kardinalplanungsfehler, die noch vorhandenen Osnabrücker Wallanlagen sinnlos auszumerzen? Wenn man vor Jahren einen Fehler machte, muß man dann darum laufend neue Fehler machen? Sollen unsere Enkel einmal von uns sagen, daß wir allein des Planes willen planten und dadurch das alte Osnabrück sterben ließen?
Es ist noch vieles zu dieser Planung zu sagen. Und es wird noch viel gesagt werden. Wir wollen uns nicht sagen lassen, daß wir geschwiegen haben, als es noch Zeit war zu reden.

Mag es auch noch so undurchführbar erscheinen:
Stoppt die Planungsdurchführung! Macht den vorhandenen Umgestaltungsbeschluß des Walles durch eine vernünftigere Planung, die dem Wesen Osnabrücks entspricht, durch einen neuen Ratsbeschluß ungültig. Zeigt echten Osnabrücker Bürgersinn. Habt den Großmut, einen Fehler einzugestehen. Die vorliegende Planung nämlich wird Osnabrück weitum in Niedersachsen zum Beispiel dafür erheben, wie man seine Verkehrsprobleme nicht lösen soll.
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