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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Rat sagt Ja zu Hundewiesen in der Stadt
 
Freie Bahn für freie Hunde
Zwischenüberschrift:
Leinen los: Rat lässt zwei Wiesen umzäunen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Auf einer Lichtung im Natruper Holz und einer Wiese am Haster Weg werden in Kürze zwei umzäunte Flächen eingerichtet, auf denen Hundebesitzer ihre Tiere uneingeschränkt laufen lassen können. Das hat jetzt der Rat der Stadt Osnabrück beschlossen. Der frei von Fraktions- und Gruppenzwang getroffenen Entscheidung war unter Bürgern wie Politikern eine lange, teils hochemotionale Diskussion über das Für und Wider vorausgegangen. Vor allem Anlieger der Freilauffläche im Natruper Holz protestierten mit Blick auf steigende Lärm- und Verkehrsbelastung bis zuletzt gegen das Vorhaben. Die Schaffung von Auslaufflächen ist eine alte Forderung, die auch im Bürgerhaushalt Niederschlag gefunden hatte.

Osnabrück . So emotional das Thema bislang in der Bevölkerung diskutiert wurde, so zerrissen präsentierte sich jetzt auch der Rat bei der entscheidenden Frage: Hundewiesen ja oder nein? In einer teils bissig geführten Debatte am Dienstag ließen die Fraktionen am Ende ihre Mitglieder sogar ganz von der Leine.

Frei Schnauze stimmten sie über die beiden von der Verwaltung auserkorenen, ohne Rücksicht auf frei lebende Tiere nutzbaren Freilaufflächen in den Stadtteilen Widukindland/ Dodesheide (Haster Weg) und Eversburg (Natruper Holz) ab. Ergebnis: Die Tummelplätze für Vierbeiner samt Herrchen und Frauchen kommen. Die Kosten für die Umzäunung der beiden städtischen Grundstücke, derzeit in Teilen als Bolzplatz genutzt, tragen zwei Sponsoren. Die Osnabrücker Tiernahrungshändler Ani monda Petfood und Fressnapf XXL geben dafür jeweils 17 500 Euro.

Mit Bauchschmerzen

Besonders die Hundewiese auf der hektargroßen Waldlichtung hinter dem Klinikumbereitete den Kommunalpolitikern im Rat einige Bauchschmerzen. Mit 24: 17 Stimmen (bei drei Enthaltungen) setzten sich die Befürworter verhältnismäßig knapp durch. Deutlicher fiel dagegen das Votum über den ehemaligen VfL-Sportplatz am Haster Weg aus 29: 11 (bei vier Enthaltungen).

Auch im Vorfeld der Entscheidung war der Protest rund um das Natruper Holz am lautesten gewesen. Immer wieder seit Zuspitzung der Pläne im Herbst 2013 hatten Anlieger gegen Hunde-Freilaufflächen in dem Landschaftsschutzgebiet gewettert zuletzt Anfang April im Bürgerforum Eversburg/ Hafen. Sie befürchteten, das Gelände am Tannenhof werde Kindern und Jugendlichen weggenommen und verkomme zum Hundeklo. Anwohner der Fritz-Berend-Straße sorgten sich, dass Hundehalter über ihre Straße zur Lichtung fahren, ihnen die Parkplätze wegnehmen und außerdem Lärm verursachen werden sowohl mit ihren Autos als auch durch bellende Hunde. Sämtliche Beschwichtigungen der Stadtverwaltung vermochten die Nachbarn bis heute kaum zu beruhigen. Gleiches gilt offenbar für eine Reihe von Ratsmitgliedern aller Couleur, die derlei Argumente am Dienstag tapfer wiederholten.

5800 Vierbeiner

Und die Befürworter? Sie verwiesen angesichts einer Zahl von 5800 angemeldeten Hunden in Osnabrück auf die erhöhte Nachfrage gerade dort, wo im Umfeld durch andere Regelungen ein ganzjähriger Leinenzwang besteht. Andere sahen in den Freilaufflächen einen Beitrag zur artgerechten Haltung oder betonten die Bedeutung von Hunden für zwischenmenschliche Kontakte. Stellvertretend sei SPD-Ratsherr Paul Meimberg erwähnt, der seine Zustimmung zu den beiden umstrittenen Hundewiesen mit einer Mahnung verband: " Ich erwarte von den Hundebesitzern, dass sie auf den Freilaufflächen anwenden, was sie in der Hundeschule gelernt haben."

Besonders erfreut über den Ausgang der Abstimmung zeigten sich übrigens Ralf ter Veer (Piraten) und Wulf-Siegmar Mierke (UWG), die im Rat gemeinsam eine Gruppe bilden. Sie hatten den Stein vor knapp einem Jahr mit ihrem Antrag ins Rollen gebracht und sehen in dem jetzigen Beschluss ein überfälliges Entgegenkommen der Stadt. Ter Veer: " Osnabrück nimmt jährlich knapp 700 000 Euro durch Hundesteuer ein. Dafür darf man ja wohl einen Gegenwert verlangen!"
Bildtext:
Hier bin ich Hund, hier darf ich′s sein: Gundolf Meyer kann seinen Vierbeiner " Hunter" auf der Lichtung im Natruper Holz (Bild) künftig ohne Leine laufen lassen, ebenso auf einer Wiese am Haster Weg.
Foto:
Michael Gründel

Kommentar
Schluss mit dem Gebell

Der Rat hat sich die Entscheidung über Freilaufflächen für Hunde nicht leicht gemacht. Denn für viele Mitglieder war es keine Sachfrage, die unter " ferner liefen" rangierte. Die Kommunalpolitiker, ganz Mensch und Bürger, berührte das Thema persönlich ob Hundehalter, Hundefreunde oder sogar Hundehasser.

Entsprechend leidenschaftlich verlief die Debatte. Und entsprechend anzuerkennen ist ihr Ergebnis: Denn gerechter als bei einer Einzelabstimmung, frei von Fraktions- und Gruppenzwängen, konnte es am Dienstag nicht zugehen.

Das Votum zugunsten der beiden Hundewiesen, so knapp es auch ausgefallen sein mag, gilt es deshalb zu respektieren. Für mindestens zwei Jahre sollte nun auch Schluss sein mit öffentlichem Gebell. Dann nämlich will die Stadt prüfen, ob die Freilaufflächen wirklich so sehr gebraucht werden wie jetzt von vielen behauptet.
Autor:
Sebastian Stricker


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