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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Karl der Große als Gewährsmann
Zwischenüberschrift:
Wie die Osnabrücker Welfen den großen Kaiser instrumentalisierten
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Urkundenfälscher in Osnabrück? Der Verdacht Fürstbischof Ernst Augusts II. (1716–1728) war ungeheuerlich. Und doch beauftragte er den Haushistoriker seines königlichen Bruders George I., Johann Georg Eckart, die Urkunde Karls des Großen vom 19. Dezember 804 gründlich zu untersuchen und damit zugleich die rechtmäßige Anwesenheit der Jesuiten in Osnabrück kritisch zu hinterfragen.
Das Ergebnis: Der Gelehrte erklärte die Urkunde für unecht, die Jesuiten verblieben jedoch bis zur Aufhebung ihres Ordens durch den Papst bis 1773 in Osnabrück.
Propagandistisch hatte schon Ernst Augusts gleichnamiger Vater auf Kaiser Karl zurückgegriffen, nachdem sich dessen Vorgänger Franz Wilhelm von Wartenberg nach 1650 im " Rittersaal" der Iburger Bischofsresidenz als Endpunkt einer Reihe von geistlich-adeligen Herren inszeniert hatte. Da rin schien für den jungen Welfenprinzen kaum Platz zu sein. Doch schon bald nach seinem Amtsantritt 1662 hatten er oder seine Berater einen genialen Einfall: Wenn er als erster ausdrücklich evangelischer Fürstbischof und Ehemann der englischen Thronerbin Sophie von der Pfalz schon aus der Reihe seiner zumindest dem Anspruch nach zölibatär lebenden Vorfahren tanzte, dann galt es, dieses auch propagandistisch in Szene zu setzen.
Hatte Wartenberg sein Handeln und seine Ansprüche letztendlich auf den Gründerbischof Wiho zurückgeführt, so stellte sich Ernst August nun in die Tradition Karls des Großen. So ließ er neben dem eigenen Doppelporträt mit seiner Gattin Sophie ein weiteres des großen Kaisers und einer namentlich nicht bezeichneten Ehefrau ergänzen.
Dank dieses geschickten Kunstgriffs schien die Geschichte des Hochstifts Osnabrück nun geradezu von Karl auf den nachgeborenen Sprössling der Calenberger Welfenlinie zuzulaufen. Und zudem galt Karl der Große im Mittalter und der frühen Neuzeit als der Rechtsgarant und die Machtquelle par excellence.
Diese Episoden liefern nur zwei Bezugspunkte der Osnabrücker Welfenbischöfe zum kaiserlichen Bistumsgründer. Schon Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel (1598–1623) beschäftigte sich mit der Zeit Karls, um daraus politischen Gewinn zu ziehen: und das nicht zuletzt vor dem Hintergrund der komplizierten Verhältnisse zwischen Katholiken und Protestanten in seinem kleinen geistlichen Territorium.
Den welfisch-fürstbischöflichen Schlusspunkt setzten schließlich der junge Fürstbischof Friedrich von York (1764–1802) und vor allem dessen Vater König Georg III. als Vormund des Knaben, die für den Oktober 1772 eine einwöchige 1000-Jahr-Feier der Christianisierung Osnabrücks erlaubten. Der Erfolg der damals vom katholischen Domkapitel angeregten Festwoche schlug sich in eindrucksvollen Gästezahlen nieder: Über 8000 Besucher strömten damals in die Stadt allerdings zumeist um sich vom ansonsten nie ins Land gereisten Weihbischof firmen zu lassen.
Bildtext:
Bild-Erfindung aus der Zeit des welfischen Bischofs Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel: Dessen Hofmaler Georg Berger inszenierte die Bistumsgründung durch Karl den Großen und Bischof Wiho in der Übergabe eines Dommodells ein Akt, der tatsächlich nie stattfand. 1772 zierte das Motiv noch einmal die Festschrift über die 1000-Jahr-Feier der Bistumsgründung.
Foto:
Diözesanmuseum Osnabrück

Morgen Vortrag im Forum am Dom

Über Versuche, den Kaiser zu vereinnahmen, referiert Dr. Hermann Quecken stedt, Direktor des Diözesanmuseums Osnabrück, am morgigen Mittwoch um 19 Uhr unter dem Titel " Karl der Große und ' Osnabrücker Welfen'" im Forum am Dom, Domhof 12.

Der Vortrag ist Programmpunkt der Veranstaltungsreihe " Süße Früchte schwarzer Tee", mit der der Landschaftsverband Osnabrücker Land derzeit an die Personalunion der englischen Könige und hannoverschen Herzöge erinnert.
Autor:
Hermann Queckenstedt


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