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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Für das Klima ist es fünf Sekunden vor zwölf"
 
Energiesparen: "Schalt mal ab!"
 
Aktion "Hauswende" gestartet
 
Umdenken nach der Katastrophe
Zwischenüberschrift:
Interview mit der Trägerin des Deutschen Umweltpreises Ursula Sladek
 
28 Jahre nach Tschernobyl: Ursula Sladek änderte ihre Lebenseinstellung nach dem Reaktorunglück
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Ursula Sladek ist im Oktober mit dem Deutschen Umweltpreis der DBU ausgezeichnet worden. Sie hat aus einer Bürgerinitiative in Schönau im Schwarzwald die Elektrizitätswerke Schönau gegründet. Im Interview spricht sie über die Energiewende und die Zukunftspläne ihres Elektrizitätswerks.
Was war der Auslöser dafür, ein bürgergeleitetes Elektrizitätswerk zu gründen?
Der Reaktorunfall von Tschernobyl war der Auslöser. In Schönau fand sich eine Bürgerinitiative, die einen schnellen Atomausstieg erreichen wollte. Klimaveränderungen waren damals in der Öffentlichkeit noch kein Thema. Den Beginn machten Energiesparprojekte, da die Energieverschwendung eines der Hauptprobleme darstellte und auch heute noch immer darstellt. Nach der Gründung einer Firma haben wir erneuerbare Energieanlagen errichtet. Dabei hat uns der Energieversorger vor Ort große Steine in den Weg gelegt. Anschließend haben wir uns um die Stromkonzession in Schönau beworben. Heute betreiben wir nicht nur das gesamte Schönauer Netz, sondern sind an weiteren Energieversorgungsunternehmen beteiligt. Wir haben 150 000 Stromkunden überall in Deutschland. Außerdem beteiligen sich viele Bürger. Zum Beispiel hat unsere Bürgerenergiegenossenschaft heute 3500 Mitglieder.
In welcher Weise wurden Sie damals durch den örtlichen Stromanbieter eingeschränkt?
Aktivitäten von uns wurden behindert, teurer gemacht und in ein schlechtes Licht gerückt. Wenn der Netzbetreiber damals gewusst hätte, wie erfolgreich wir werden, hätte er wahrscheinlich lieber mit uns zusammengearbeitet. Dazu möchte ich zwei Beispiele bringen. Der Anbieter verweigerte die Mithilfe an einem Projekt zum Ausfindigmachen von " Energiefressern", indem er keine alten Stromzwischenzähler zur Verfügung stellte. Und bezeichnete die Bürgerinitiative sogar als geschäftsschädigend. Heute würde das kein Stromversorger mehr sagen. Zweitens verlangte der Stromversorger, dass wir teure, aber unnötige Außenzähler an von uns betriebenen Blockheizkraftwerken anbringen, was die Wirtschaftlichkeit erheblich verschlechterte.

Welche erneuerbaren Energien produzieren Sie?
Wir fördern gasbetriebene Blockheizkraftwerke, die sehr effizient sind und wenige Emissionen verursachen. Da die Energiewende nicht von heute auf morgen zu schafften ist, brauchen wir solche " Partner" der erneuerbaren Energien für den Umstieg. Außerdem haben wir in Solarenergie investiert und planen Windkraftwerke. Unsere bundesweiten Stromkunden werden mit Wasserkraft aus überwiegend neuen Anlagen versorgt. Wichtig ist uns dabei, dass unsere Partner nicht mit Kohle- und Atomindustrie verflochten sind.
Was ist dezentrale Energieversorgung?
Erneuerbare Energien sind dezentral. Das bedeutet, sie fallen über die Fläche verteilt an. Das bringt viele Vorteile: Je dezentraler die Stromerzeugung ist, desto kürzer ist der Weg bis zum Verbraucher. Daraus folgen weniger Überlandleitungen. Es entstehen durch dezentrale Energieversorgung lokale Geldkreisläufe. Das Geld kommt zum Beispiel der Kommune in Form von Gewerbesteuer oder den Landwirten in Form von Pacht zugute. Für unglaublich wichtig erachte ich es, dass Bürger sich für ihre Daseinsvorsorge engagieren.
Wie können Bürger im Alltag aktiv werden?
Da gibt es viele Möglichkeiten. Das Einfachste ist der Bezug von Ökostrom. Es besteht die Möglichkeit, sich finanziell an erneuerbaren Energien zu beteiligen, wie zum Beispiel an einer Fotovoltaikanlage oder einem Windkraftwerk. Darüber hinaus kann der Bürger Einfluss auf Lokalpolitiker nehmen. So kann das Errichten von Kraftwerken für erneuerbare Energien oder das Einführen eines Solarkatasters verlangt werden. Auf der anderen Seite können Bürger auf die Bundespolitik Einfluss nehmen, indem sie sich mit den aktuellen Regierungsplänen auseinandersetzen und Änderungsschreiben einreichen. Zudem können Bürger an Demonstrationen teilnehmen.
Welche Ziele verfolgt das Elektrizitätswerk Schönau in der Zukunft?
Wir wollen einen Beitrag zum Atomausstieg und der zügigen Energiewende leisten. Dabei wollen wir vor allem Bürger motivieren, Initiativen zu gründen und tätig zu werden. Die Energiewende bringt nur Vorteile, jede nicht erzeugte Kilowattstunde Atomstrom erzeugt auch keinen Atommüll. Wir wollen schnell handeln, denn es ist fünf Sekunden vor zwölf, nicht fünf Minuten vor zwölf (sagen Wissenschaftler).
Wie sehen Sie die Zukunft der Energieversorgung?
Erneuerbare Energien sind unendlich, während fossile Energien endlich sind. Daher ist damit zu rechnen, dass fossile Energien teurer werden. Die letzten Jahre zeigen, dass erneuerbare Energien immer günstiger werden. Mittelfristig erreichen sie eine Preisstabilität. Aber es muss noch viel getan werden, und das kostet auch Geld, zum Beispiel die Entwicklung von effektiven Stromspeichern. Der Ausbau von Stromnetzen wird ebenfalls teuer werden. An dieser Stelle haben die Stromversorger in den letzten Jahren nicht genügend investiert.
Was bedeutet der Deutsche Umweltpreis für Sie?
Über den Preis haben wir uns sehr gefreut. Es ist eine sehr hohe Anerkennung. Wir nehmen das als Ansporn, mit gleicher Kraft weiterzumachen, und möchten den Preis auch als Anstoß für die Politik sehen, die Energiewende konsequenter durchzusetzen.
Sogar Barack Obama hat sie eingeladen. Was war das für ein Gefühl?
Wir haben ja viele Preise bekommen, unter anderem den Goldman Environmental Prize im Rahmen dieser Preisverleihung wurden die Preisträger aus den verschiedenen Kontinenten in das Oval Office zu Präsident Obama eingeladen. Das war natürlich schon ein großartiges Erlebnis, und ich habe mich über die Gelegenheit gefreut, dem Präsidenten unsere " 100 good reasons against nuclear energy" zu überreichen. Natürlich sind wir ein bisschen stolz auf die Preise, die man uns verliehen hat. Stolz sind wir aber auch und noch mehr auf unsere Kunden, die echte Mitstreiter für die Energiewende sind.
Zweifeln Sie an der Effizienz der Politik und bevorzugen eine größere Aktivität der Bürger?
Es kann nicht ohne die Politik gehen, aber die Bürger haben eine ganz wichtige Rolle. Die Politiker täten gut daran, die Bürger in die Energiewende mit einzubeziehen, weil die Bürger den Großteil der erneuerbaren Energien finanziert haben und das auch in Zukunft werden, wenn man sie lässt.
Bildtext:
Die Bürger übernehmen eine wichtige Rolle bei der Finanzierung der Energiewende sagt Ursula Sladek.
Foto:
dpa

Osnabrück. Viele Osnabrücker Grund- und Förderschulen nehmen an dem Energiesparprojekt " Schalt mal ab!" teil. Das Pädagogische Prämienmodell basiert auf einem Fragebogen. Werden viele Energiesparaktivitäten auf dem Bogen vermerkt, erhält die Schule Punkte. Bei Erreichen der halben Punktzahl bekommt die Schule eine Prämie von 750 Euro. Wird die Gesamtpunktzahl erreicht, verdoppelt sich die Prämie. Das Geld steht den Schulen zur freien Verfügung.
Wie in Privathaushalten reichen an Schulen bereits kleine Energiesparmaßnahmen, um den Stromverbrauch spürbar zu senken. Zum Beispiel können Lichtschalter markiert werden, die bevorzugt benutzt werden sollen, um nicht unnötige Beleuchtung anzuschalten. Das Projekt berücksichtigt allerdings nicht nur die reine Energieeinsparung, sondern auch die pädagogische Arbeit. Punkte sammeln können Schulen zum Beispiel durch die Einführung einer Energie AG oder durch Benennen von Energiemanagern in jeder Klasse.
Das Pädagogische Prämienmodell wird von der Stadt und dem Verein für Ökologie und Umweltbildung in Osnabrück getragen. Es wurde bereits erfolgreich an Schulen in Oldenburg und Regensburg eingeführt. In Osnabrück beteiligen sich bis auf zwei Ausnahmen alle Grund- und Förderschulen.
Weitere Informationen unter www.umweltbildung.uni-osnabrueck.de/ Energieberatung/ PPMInfo

Osnabrück. Das Wort Energiewende ist sicherlich vielen ein Begriff, aber Hauswende? Was soll das bedeuten? Ganz einfach: Millionen Hausbesitzer sollen besser über die Vorteile einer Öko-Sanierung ihrer eigenen vier Wände informiert werden. Dazu wurde jetzt die bundesweite Aktion " Hauswende" gestartet. Fast zwei Drittel der 15 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser bräuchten neue Fassaden, Fenster oder Heizkessel. So könnten Eigentümer bis zu 80 Prozent Wärmeenergie sparen.
Viele Häuser wurden zu Zeiten billigen Öls bis in die 1970er-Jahre hinein gebaut, als es noch keine Vorgaben zum Wärmeschutz und - dämmung gab. Nach Angaben der Industrie sind allein rund 80 Prozent der 20 Millionen Heizungsanlagen veraltet. Die Politik versucht seit Langem, die Sanierungsrate bei Wohngebäuden zu steigern. Nur ein Prozent des Bestands wird jährlich saniert.
Wer über eine Sanierung seines Hauses nachdenkt, der kann sich einen Energiesparberater ins Haus holen. Er nimmt das ganze Heim unter die Lupe und gibt Tipps für eine mögliche Sanierung. Diese ist meistens zwar nicht ganz billig, kann sich aber auszahlen. Der Landkreis Osnabrück unterstützt mit seiner Klimainitiative " gut beraten sanieren!" die Sanierung von alten Häusern.

Osnabrück. Der Reaktorunfall 1986 in Tschernobyl veranlasste Ursula Sladek zum Umdenken. Die Katastrophe ist nun 28 Jahre her, aber was passierte eigentlich?
Das Atomkraftwerk liegt in der Ukraine. Am 25. April 1986 wurden in Block vier des Atomkraftwerks für einen Test die Sicherheitssysteme deaktiviert. Laut tagesschau.de stieg die Leistung des Reaktors in der Nacht abrupt an. Die Notabschaltung scheiterte und trug dazu bei, dass sich eine nukleare Kettenreaktion aufbaute. Das bedeutet, dass eine unkontrollierbar große Menge Energie frei wird. Diese kann unter anderem dazu führen, dass das Brennmaterial schmilzt.
Bei der Reaktion in Tschernobyl entstand Wasserstoff in dem Reaktor. Der Stoff explodierte und zerstörte den Reaktormantel. Der Grafitmantel der Brennelemente geriet in Brand, und es kam zum sogenannten Super-GAU. Aus Hubschraubern wurden Chemikalien, Lehm und Blei abgeworfen, um den Brand zu löschen.
Einen Tag später wurde die nahe gelegene Stadt Prypjat evakuiert. Bis zum 4. Mai folgten sämtliche Anwohner eines Umkreises von 30 Kilometern.
In den folgenden Tagen wurden in Finnland, Dänemark und Schweden erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen. Durch den Ostwind verbreiteten sich radioaktive Partikel über Europa .
Erst am 29. April sprach die UdSSR offiziell von einer Katastrophe. Innerhalb der nächsten Tage erreichten auch Deutschland, Österreich und die Schweiz erhöhte Radioaktivitätswerte. Die Strahlung in der Luft ging schnell zurück, während sie im Boden anstieg. Es waren vor allem die radioaktiven Stoffe Jod-131 und Cäsium-137. Letzteres hat eine Halbwertszeit von 30 Jahren, um seine Strahlung zu halbieren. Konkrete Auswirkungen spürten die Deutschen zum Beispiel im Bezug auf Lebensmittel. Bauern entsorgten ihr Gemüse, statt es zu verkaufen. Kühe blieben länger im Stall, weil sie kein frisches Gras fressen sollten. Regenschirme und Straßenschuhe blieben vor den Wohnungstüren, Pilzsammlern verging der Appetit, und in Sandkästen wurde bald der Boden ausgetauscht. Am
16. Mai gaben die Behörden Entwarnung für Lebensmittel wie Spinat, Salat und Milch. Einen Monat später wurde die Betriebsleitung des Kernkraftwerks entlassen. Schuld am Unglück sei Fahrlässigkeit des Personals.
Zum Schutz vor der Strahlung wurde eine Betonhülle um den Reaktor errichtet. Diese wurde am 15. November 1986 fertiggestellt. Im Dezember 2000 wurden die übrigen drei Blöcke des Kernkraftwerks abgeschaltet.
Der Unfall forderte rund 93 000 Tote. Viele Menschen leiden noch immer an den Spätfolgen. Heute findet sogar wieder Tourismus in Prypjat und am Reaktor Tschernobyl statt. Dieser Katastrophentourismus ist allerdings aufgrund möglicher gesundheitlicher Schäden umstritten.
Bildtext:
Der Reaktor von Tschernobyl wurde zum Schutz vor Strahlung mit Beton ummandelt.
Foto:
dpa
Autor:
Annalena Lange
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