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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bei Regen bekommen Fußgänger schneller Grün
Zwischenüberschrift:
Der Dresdner Mobilitätsexperte Martin Randelhoff sprach auf Einladung der FDP über Verkehrssysteme der Zukunft
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Eine Smartphone-App lässt den Bus eine Extra-Schleife drehen, um den Fahrgast vor der Tür abzusetzen. Intelligente Ampeln sorgen dafür, dass Fußgänger bei Regen kürzere Wartezeiten bekommen. Mit solchen Beispielen unterstrich Martin Randelhoff im Rathaus, wie IT-Unterstützung den Stadtverkehr flexibler macht. Auf Einladung der FDP-Stadtratsfraktion war der Mobilitätsexperte aus Dresden nach Osnabrück gekommen. Und überraschte seine Zuhörer mit der Aussage, dass smarte Technik allein nicht die Lösung sei.
" Ein Riesenproblem in Osnabrück ist ja immer noch die Ampelschaltung", meinte FDP-Fraktionschef Thomas Thiele in seiner Einleitung, um dem durch seinen Mobilitäts-Blog bekannt gewordenen Referenten eine Vorlage zu geben. Randelhoff, der eine Verkehrspolitik ohne Lagerdenken und ideologische Scheuklappen propagiert, stellte eine Reihe innovativer Ansätze vor, warnte aber vor Technikgläubigkeit. Denn Technik stoße immer irgendwann an Grenzen.
Der menschliche Faktor
Viele Planer versuchten das Verkehrsnetz wie ein Wassernetz zu organisieren, doch das funktioniere nicht: " Wasser ändert seine Meinung nicht" im Gegensatz zum Menschen. Aus diesem Grund sei auch die grüne Welle längst überholt. Heute würden " chaotische Systeme" favorisiert, ohne zentrale Steuerung, mit einem gewissen Grad an Autonomie für die einzelne Ampel. " Man muss ganzheitlich denken", erklärte Randelhoff, der menschliche Faktor dürfe nicht unterschätzt werden.
Der 25-jährige Dresdner, der Unternehmen und Kommunen berät, wandte sich gegen ein starres Festhalten an überkommenen Glaubenssätzen. Viele Einzelhändler setzten lieber auf Parkplätze direkt vor der Ladentür. Dabei beschere ihnen ein fußgängerfreundliches Umfeld deutlich höhere Umsätze. Parkplatzsuche sei überhaupt ein Musterbeispiel für Ineffizienz, schon wegen der überflüssigen Fahrten. Statt " Parkraum umsonst" anzubieten, empfehle es sich, marktgerechte Preise dafür zu verlangen.
Randelhoff ist sicher, dass es bald selbstfahrende Autos geben wird und dass sehr kleine Fahrzeuge wie der Kabinenroller auf den Markt kommen werden. Gleichwohl sieht er den Autoverkehr auf dem Rückzug. Die globale Entwicklung werde diesen Trend beschleunigen. Weltweit wollten immer mehr Menschen mobil sein, weltweit steige die Nachfrage nach Energie. Der Umstand, dass Deutschland beim Rohöl zu 98 Prozent von Importen abhängig sei, mache das Verkehrssystem störanfällig. Ziel müsse es sein, Systeme aufzubauen, die auch funktionierten, wenn " Sodom und Gomorrha" herrsche.
" Füße sind das Rückgrat"
" Nicht der Autoverkehr ist das Rückgrat, unsere beiden Füße sind das Rückgrat", führte Randelhoff aus. Der Fuß- und Radverkehr werde zunehmen, auch das Pedelec, " mit dem man locker 20 Kilometer fahren kann, ohne verschwitzt anzukommen". Und auch der öffentliche Verkehr werde mehr Gewicht bekommen. Intelligenten Systemen gehöre die Zukunft, in Skandinavien gebe es dafür gute Beispiele. Etwa der Kleinbus, der per Smartphone angefordert werden kann. Auf Wunsch weicht er sogar von seiner Linie ab und sammelt Fahrgäste aus der Nähe ein. Das kostet extra, lohnt sich aber bei steigender Anzahl.
Randelhoff wurde bei seinem Vortrag gefragt, was er denn von der ÖPNV-Flatrate halte, einer Nahverkehrsabgabe, wie sie in Osnabrück zurzeit diskutiert wird. " Theoretisch funktioniert das", meinte der Mobilitätsprofi, es gebe jedoch einige Tücken, die an der Nachhaltigkeit dieses Modells zweifeln ließen. Oft werde der Vorab-Investitionsbedarf unterschätzt, und dann fehlten die Kapazitäten. Sinnvoller sei es, die Nutzer, Arbeitgeber und Einzelhändler einzubeziehen. In Wien werde zum Beispiel seit Jahren die " Dienstgeber-Abgabe" für den Nahverkehr berechnet. Das laufe gut, und niemand rege sich darüber auf.
Bildtext:
Auf Einladung der FDP sprach der Mobilitätsexperte Martin Randelhoff im Rathaus.
Foto:
Lindemann
Autor:
rll


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