User Online: 2 |
Timeout: 17:34Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
30.04.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Die weiße Blume der Barmherzigkeit
Zwischenüberschrift:
30. April 1911: Der Osnabrücker Blumentag löst eine Spendenflut aus
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
In
verschiedenen
Städten
des
Kaiserreichs
veranstalteten
karitative
Vereine
zwischen
1910
und
dem
Ausbruch
des
Ersten
Weltkriegs
sogenannte
Blumentage.
Eine
bestimmte
Blume,
meistens
die
Margerite,
wurde
zum
Leitmotiv
erwählt.
Umzüge
und
öffentliche
Lustbarkeiten
mobilisierten
wahre
Massen.
Denn
lange
bevor
es
Radio
und
Fernsehen
gab,
hatten
die
Menschen
kaum
Alternativen,
sich
unterhalten
zu
lassen.
Junge
Frauen
und
Mädchen
in
weißen
Kleidern
verkauften
natürliche
und
künstliche
Margeriten
und
Schmuckkarten
gegen
eine
Spende,
die
örtlichen
Fürsorgeeinrichtungen
zugutekam.
In
Osnabrück
war
die
offizielle
Blumentagskarte
von
keinem
Geringeren
als
Franz
Hecker
gestaltet
worden.
Die
Margerite
wurde
wohl
deshalb
gern
genommen,
weil
sie
als
"
weiße
Blume
der
Barmherzigkeit"
galt.
Die
Margeritentage
standen
unter
Schirmherrschaft
der
Kaiserin
Auguste
Viktoria
und
stellten
sich
meistens
in
den
Dienst
der
örtlichen
Kinderkrankenpflege.
In
Osnabrück
lag
die
Organisation
in
den
Händen
eines
"
Damenkomitees"
,
in
dem
Vertreterinnen
des
Kinderhospitalvereins,
der
Kleinkinderbewahranstalten,
der
Rothenfelder
Kinderheilanstalten
und
einiger
weiterer
Wohltätigkeitsvereine
wie
des
Vaterländischen
Frauenvereins,
des
Eisenbahner-
Frauenvereins
und
des
Israelitischen
Frauenvereins
mitwirkten.
Höhepunkte
waren
der
traditionelle
Kutschen-
Korso
und
–
das
war
man
den
heraufziehenden
modernen
Zeiten
schuldig
–
ein
Automobil-
Korso.
Die
Gefährte
waren
überreich
mit
Girlanden
und
Blüten
geschmückt.
Auf
ihrer
Route,
die
vorher
bekannt
gegeben
worden
war,
durchfuhren
sie
festlich
geschmückte
Straßen
in
fast
allen
Stadtteilen,
sodass
die
begleitenden
Blumenverkäuferinnen
ihre
Sammelbüchsen
sehr
vielen
verschiedenen
Menschen
unter
die
Nase
halten
konnten.
Die
hier
abgebildete
Aufnahme
zeigt
den
Kutschen-
Korso
vermutlich
an
der
Hasemauer.
Vorn
links
könnte
der
Vitihof
einmünden
und
der
Blick
über
die
Grünanlagen
zum
Kaiserwall
(heute
Hasetorwall)
in
Richtung
Natruper-
Tor-
Platz
(heute
Rißmüllerplatz)
gehen.
Letzte
Gewissheit
über
den
Aufnahmeort
können
wir
indes
leider
nicht
bieten.
Lokalhistoriker,
denen
wir
die
im
"
Osnabrücker
Tageblatt"
abgedruckte
Wegstrecke
zusammen
mit
dem
Foto
vorgelegt
haben,
wollten
ihre
Hand
nicht
dafür
ins
Feuer
legen.
Vielleicht
kann
uns
ein
privates
oder
öffentliches
Archiv
mit
einem
Vergleichsfoto
der
Hasemauer-
Fassaden
vor
der
Kriegszerstörung
weiterhelfen.
Osnabrücks
erster
und
–
so
weit
bekannt
–
einziger
Blumentag
begann
vor
103
Jahren
um
acht
Uhr
morgens
mit
einem
Choral-
Blasen
vom
Katharinenkirchturm.
Um
11.30
Uhr
setzte
sich
der
Automobil-
Korso
ab
Möserplatz
(vor
dem
Haarmannsbrunnen)
in
Marsch.
"
Besonders
schön
geschmückte
Wagen
wurden
von
den
Zuschauern
mit
lauter
Anerkennung
begrüßt"
,
schrieb
das
Tageblatt.
Die
weiß-
gelbe
Margerite
in
allen
Größenordnungen
habe
natürlich
die
Hauptrolle
gespielt
und
sich
"
prächtig
vom
Grün
der
Guirlanden
aus
Epheu,
Wachholder,
Tannen
etc."
abgehoben,
die
die
Wagen
in
Baldachinen
überspannten
oder
die
Räder
durchflochten.
Besondere
Bewunderung
erregte
ein
aus
Margeriten
gestalteter
Schwan
auf
der
"
Maschine"
(Motorhaube)
eines
Automobils.
Leider
erlebte
dieser
Wagen
nicht
das
Ende
der
Rundfahrt,
weil
er
unterwegs
mit
einer
Panne
liegen
blieb.
Den
ganzen
Tag
über
spielten
neun
Kapellen
an
verschiedenen
Stellen
der
Innenstadt,
so
die
Regimentskapelle
auf
dem
Domhof,
die
Turnerfeuerwehrkapelle
auf
dem
Kanzlerwall,
die
Eisenbahn-
Hauptwerkstätten-
Kapelle
auf
dem
Arndtplatz
und
die
Kapelle
des
Ratsgymnasiums
am
Lyra-
Denkmal.
Auf
dem
Neumarkt
war
ein
Tanzzelt
aufgebaut.
Getreu
dem
alten
Motto
"
Rechtsherum
10
Pfennig,
linksherum
20
Pfennig,
Backe
an
Backe
30
Pfennig,
Damenwahl
50
Pfennig"
,
konnte
man
hier
für
den
guten
Zweck
das
Tanzbein
schwingen.
Karussells
und
Blumen-
Schießbuden
standen
am
Möserplatz
und
am
Rosenplatz,
"
Erfrischungsstellen"
mit
Kaffee
und
Kakao
an
verschiedenen
Orten
verteilt.
Nachmittags
um
3
Uhr
setzte
sich
der
Korso
mit
40
überreich
geschmückten
Kutschen
vom
Sammelpunkt
Schwarzer
Platz
aus
in
Bewegung,
alles
Ein-
und
Zweispänner,
nur
die
Offiziere
der
Artillerie
reisten
vierspännig.
Weitere
Wagen
transportierten
die
Karnevalsgesellschaft,
die
Bäckerinnung,
die
Kohlenhändler
und
Mitglieder
eines
Fußballklubs
in
ihren
"
Spielkostümen"
.
Junge
Damen
auf
den
Kutschen
trugen
ausladende
Hüte
mit
Margeritenzier,
die
Herren
hatten
wenigstens
ihre
Knopflöcher
mit
Blüten
ausstaffiert,
wenn
sie
nicht
sogar
die
Hosen
"
biesenartig
mit
Blütenketten
besetzt"
hatten.
Die
eingesetzten
mehr
als
1000
Blumenmädchen
sammelten
in
Osnabrück
an
die
50
000
Mark,
was
umgerechnet
etwa
250
000
Euro
entspräche.
Die
verteilten
Gelder
sicherten
für
einen
gewissen
Zeitraum
den
Fortbestand
der
begünstigten
Fürsorgeeinrichtungen.
Es
gab
aber
auch
Kritik,
sowohl
von
bürgerlicher
wie
von
Gewerkschaftsseite.
Die
einen
monierten,
dass
die
Sammlung
auf
den
Straßen
eine
sittliche
Gefährdung
der
zumeist
bürgerlichen
Mädchen
darstelle,
wenn
sie
"
ins
Volk
hinabstiegen"
und
auf
Männer
jeden
Standes
zugingen.
In
der
Arbeiterbewegung
wurde
kritisiert,
dass
Blumentage
lediglich
soziale
Anwandlungen
wohlhabender
Kreise
seien,
mit
denen
eklatante
Versäumnisse
der
Regierung
kaschiert
würden.
Bildtexte:
Der
Kutschenkorso
des
Osnabrücker
Blumentages
1911
bewegt
sich
die
Hasemauer
entlang
auf
das
Hasetor
zu.
Ganz
Osnabrück
war
auf
den
Beinen.
Vom
Aufgang
zur
Vitischanze
bietet
sich
heute
dieser
Blick
über
Hasemauer
und
Hasetorwall.
Franz
Hecker
gestaltete
die
offizielle
Schmuckkarte
für
den
Osnabrücker
Blumentag.
Ansichtskarte
aus
der
Sammlung
Helmut
Riecken
Foto:
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks