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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Leserbriefe
Zwischenüberschrift:
Entsetzt über fremdenfeindliche Kommentare
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Zum Artikel " Wie willkommen sind die Flüchtlinge?" (Ausgabe vom 28. November).

" 600 Asylbewerber werden erwartet, und schon kommt unter den 165 000 Einwohnern Osnabrücks Ablehnung auf. Mit der alten Parole, dass Fremdenfeindlichkeit in Deutschland sich wegen der Nazi-Schuld nicht zieme, kommen wir offensichtlich nicht mehr weit.

Wofür stehen diese 600 Menschen, die mit Sicherheit einen Weg hinter sich haben, den niemand selbst erfahren möchte, der aktuell in Social Networks protestiert? Flüchtlinge bringen nicht nur ihre Fremdheit und Bedürftigkeit mit, sondern zeugen vor allem davon, wie es aussieht in weiten Teilen der Welt. Es ist diese Realität, die viele nicht wahrhaben wollen. Und es doch müssen, weil das beschauliche Osnabrück nicht Regel, sondern Ausnahme ist in Deutschland und Europa, weil in anderen Städten unseres Landes längst viel mehr Menschen gestrandet sind aus all den armen, kriegszerrütteten und intoleranten Regionen als in Osnabrück, und weil sie durch ihr Hiersein tatsächlich unsere Gesellschaft beeinflussen.

Mit Ablehnung könnten wir den ' Heile-Welt-Zustand' in Osnabrück vielleicht noch eine Weile aufrechterhalten. Doch um welchen Preis für uns und die anderen? Denn dies wussten wir schon vor der Jahrtausendwende: dass wir Menschen im ' Westen' unseren Lebensstandard senken müssen, damit alle nachhaltig leben können; dass wir in der globalisierten Welt nur gemeinsam die immensen Probleme lösen können, mit denen wir konfrontiert werden zum Beispiel durch 600 Flüchtlinge.

Uns mit Antworten auf diese Fragen auseinanderzusetzen und sie auch zu verwirklichen das wäre eine würdige Adventszeit. Gelöst sein wird das Problem erst, wenn es Flüchtlingsströme und andere Symptome einer aus dem Gleichgewicht geratenen Menschheit nicht mehr gibt."

Kathrin Rick

Osnabrück

" Als ich am 27. November zum ersten Mal von den Plänen las, 600 Flüchtlinge im ehemaligen Bundeswehrkrankenhaus in Osnabrück aufzunehmen, dachte ich spontan, dass eine leer stehende Immobilie so sinnvoll genutzt wird und es anderer-seits für das gegenseitige Verständnis sicher nur von Vorteil ist, Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, relativ zentrale Wohnmöglichkeiten anzubieten. Einen Tag später las ich die fremdenfeindlichen Kommentare einiger Mitbürger und war entsetzt! Das bin ich noch immer!

Wie kann man so ablehnend gegenüber Menschen sein, die aus krisengeschüttelten Gebieten dieser Welt kommen, um hier Ruhe zu finden und sich einfach sicher zu fühlen? Wie arrogant zu glauben, dass all diese Frauen, Männer, Kinder ausschließlich gerne zu uns kommen! In den meisten Fällen haben sie gar keine andere Wahl, da ein Verbleib in ihrer Heimat den sicheren Tod bedeutet.

Und wie kommen Bürger dieser Stadt, in der es sich so gut leben lässt, auf die abstruse Idee, die Aufnahme von Flüchtlingen würde zugleich teure Gerichtsverhandlungen nach sich ziehen? Sind es nicht vielfach Deutsche, die vor Gericht stehen, weil sie sich in ihrer eigenen Stadt nicht benehmen können? Wer regt sich dann über verschwendete Steuergelder auf?

Dieter Graumann, der ehemalige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, fordert, dass , ein reiches Land wie Deutschland mehr Menschen aufnimmt′. In diesem Zusammenhang erwähnt er die deutsche Geschichte, , in der viele aus politischen Gründen flüchten mussten′.

Ich kann mich seiner Meinung nur anschließen und hoffe, dass es in unserer Friedensstadt mehr bejahende als ablehnende Stimmen gibt und die zu uns kommenden Menschen aufrichtig willkommen geheißen werden. Ansonsten leben wir hier nicht das, was mit dem Wort , Frieden′ allgemein verbunden wird."

Birgit Bernstorff

Osnabrück
Bildtext:
Vielerorts werden Notunterkünfte für die Flüchtlingsströme eingerichtet wie hier in einer Übungshalle der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg in Bruchsal.
Foto:
dpa
Autor:
Kathrin Rick, Birgit Bernstorff


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