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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Der Galgen durfte nicht fehlen
Zwischenüberschrift:
Buch mit norddeutschen Stadtansichten 1450 bis 1850 erschienen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Immerhin hat Osnabrück eine Seite mehr zugestanden bekommen als Oldenburg. Das fiel Oberbürgermeister Wolfgang Griesert bei der ersten Durchsicht des Buches " Historische Stadtansichten aus Niedersachsen und Bremen 1450–1850" sofort auf. Herausgeber Klaus Niehr und Mitautor Thomas Vogtherr sind Professoren an der Universität Osnabrück. Sie waren ins Rathaus gekommen, um dem OB ein frisches Andruckexemplar zu überreichen. Der ließ sich ausführlich über das Buchprojekt informieren und wünschte ihm eine weite Verbreitung.
" Das ist wahrlich ein epochales Werk", befand der frühere Baudezernent und studierte Architekt, " so einen Reiseführer in die Vergangenheit unserer norddeutschen Städte haben wir uns schon lange gewünscht."
Mit dem " Reiseführer" ist das allerdings so eine Sache, denn in die Gesäßtasche wie ein kleiner Polyglott oder Marco Polo passt das zwei Kilo schwere und 364 Seiten starke Werk im Großformat nun gerade nicht. " Ich meine das mit dem Reiseführer durchaus ernst, denn die alten Ansichten und Grundrisse verraten uns ganz viel da rüber, warum die heutige Stadt so geworden ist, wie sie ist", sagte Griesert. Und: " Wer den Grundriss einer Stadt versteht, der versteht die Stadt." Um die Benutzerfreundlichkeit im Hinblick etwa auf Städtereisen zu unterstützen, denken Herausgeber und Verlag über eine Digitalversion nach.
Das Werk gliedert sich in einen Essay- und einen Katalogteil. In sieben Essays betrachten Niehr, Vogtherr und fünf weitere Autoren aus Hochschulen und Staatsarchiven die frühneuzeitliche Stadt durch unterschiedliche Brillen: Der Historiker kommt ebenso wie der Kunsthistoriker zu Wort, die Archivarin wie der Kartograf oder der Geobotaniker. Was uns alte Ansichten und Grundrisse über Festung und Entfestung, über Wirtschaft, Alltagsleben und Kultur erzählen können, wird kenntnisreich dargestellt. Der Katalogteil enthält in alphabetischer Reihung 235 Stadtpor träts, von A wie Alfeld bis Z wie Zeven, die aus zahlreichen Archiven, Bibliotheken und Museen zusammengetragen wurden. Osnabrück ist mit vier Stichen vertreten, die Klaus Niehr unter historischen und künstlerischen Gesichtspunkten interpretiert.
Was hat es mit den zeitlichen Grenzpunkten 1450 und 1850 auf sich? " Um 1450 tauchen erstmals wiedererkennbare Gesamtansichten von Städten auf, meist als Hintergrund zu Bibeldarstellungen", erläuterte Niehr. 1850 sei als Endpunkt gewählt worden, weil danach der Eisenbahnbau eingesetzt und die Städte umgekrempelt habe. Und es begann der Siegeszug der Fotografie mit einer unübersehbaren Vielzahl von Stadtabbildungen unter ganz anderem ästhetischen Anspruch. " Das Fass wollten wir nicht auch noch aufmachen", so Niehr.
Der Oberbürgermeister fand den Rahmen auch sehr passend: " Da liegen wir mit unserem Westfälischen Frieden doch genau in der Mitte." Niehr hob hervor, dass die alten Stiche sehr viel mehr da rüber aussagen, was dem Auftraggeber wichtig war, als ein einfach nur dokumentierendes Foto es könnte: " Gerne wird vor den Stadtmauern der Galgenberg dargestellt, auch wenn er topografisch da nicht genau hingehört. Man wollte demonstrieren, dass man die eigene Gerichtsbarkeit besaß."
Thomas Vogtherr ist nicht nur Autor, sondern auch so eine Art Geburtshelfer der Ausgabe. Denn die unter seinem Vorsitz tagende Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen hat es in die Reihe ihrer Veröffentlichungen übernommen und die Finanzierungswege aus Forschungsmitteln des Landes wie auch der privaten Moderhack-Stiftung geebnet. Da alle Autoren zudem ohne Honorar arbeiteten, kam der ungewöhnlich günstige Preis von 29, 90 Euro zustande.
Der Standardkommentar unter allen Buchbesprechungen im Spätherbst "… sollte unter keinem Weihnachtsbaum fehlen" ist daher in diesem Fall besonders angebracht. Zu einem für jedermann erschwinglichen Preis zeigt dieser Band das Werden der norddeutschen Stadt im Detail, macht Alltags- und Kulturgeschichte visuell erfahrbar.
Klaus Niehr (Hrsg.): " Historische Stadtansichten aus Niedersachsen und Bremen 1450–1859. Wallstein-Verlag Göttingen, 368 Seiten, 29, 90 Euro.
Bildtext:
Beim alten Stadtmodell im Rathaus blätterten Prof. Dr. Thomas Vogtherr (links) und Herausgeber Prof. Dr. Klaus Niehr im druckfrischen Band " Historische Stadtansichten aus Niedersachsen und Bremen 1450–1850".
Foto:
Michael Gründel
Autor:
Joachim Dierks


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