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1.
Erscheinungsdatum:
29.03.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Ein Abschied, der ein Glücksfall wurde
Zwischenüberschrift:
Im März 2009: Die letzten britischen Soldaten verlassen die Stadt Osnabrück
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Am
Freitag
machte
Colonel
Mark
Cuthbert-
Brown
noch
einen
Abschiedsbesuch
beim
Oberbürgermeister
Pistorius,
am
darauf
folgenden
31.
März
2009
verließ
auch
der
letzte
britische
Kommandeur
die
Stadt
Osnabrück.
Einmal
war
Osnabrück
mit
14
000
Soldaten
und
Familienangehörigen
die
größte
britische
Garnison
außerhalb
des
Mutterlandes
gewesen.
Jetzt
standen
fünf
Kasernen
mit
160
Hektar
plötzlich
leer.
So
endete
vor
fünf
Jahren
ein
Kapitel
der
Stadtgeschichte,
und
es
öffnete
sich
eine
neue
Perspektive
künftiger
Stadtentwicklung.
Seit
am
frühen
Morgen
des
4.
April
1945
englische
und
kanadische
Soldaten
von
Westen
her
nach
Osnabrück
einrückten
und
die
Stadt
vom
Nationalsozialismus
befreiten,
hatte
es
hier
fast
auf
den
Tag
genau
über
64
Jahre
eine
britische
Garnison
gegeben:
Britische
Soldaten
im
Kampfanzug
beim
Joggen
oder
in
Ausgehuniform
auf
der
Straße,
ihre
Familien
beim
Einkaufen,
röhrende
Panzer,
schwere
Lastwagen
und
Autos
mit
Rechtssteuerung
und
merkwürdigen
Nummernschildern
gehörten
zum
Stadtbild.
Einmal
im
Jahr
gab
es
eine
große
Militärparade,
ab
und
an
kam
auch
ein
Mitglied
der
königlichen
Familie
bei
seinem
Leibregiment
zu
Besuch.
Ansonsten
blieben
die
Kasernen
für
den
durchschnittlichen
Osnabrücker
allerdings
ein
unbekanntes
Land.
Wenn
nicht
die
wiederkehrenden
Klagen
über
Kneipenschlägereien
und
den
Panzerlärm
in
Wohngebieten
gewesen
wären.
Und
wenn
nicht
nach
dem
Fall
der
Mauer
1989
immer
mal
wieder
die
Frage
aufgetaucht
wäre,
ob
die
Stationierungsstreitkräfte
eines
Tages
wieder
abgezogen
würden.
Im
Grunde
war
es
dann
schon
keine
Überraschung,
als
der
Oberbürgermeister
Hans-
Jürgen
Fip
beim
Handgiftentag
am
2.
Januar
2006
öffentlich
machte,
dass
die
britische
Garnison
in
Osnabrück
geschlossen
werde:
"
Wir
müssen
damit
rechnen,
dass
bis
spätestens
2015
die
Briten
ihren
Standort
ganz
aufgeben."
In
den
nächsten
Wochen
und
Monaten
wurde
zwar
noch
über
den
Zeitplan
und
den
Umfang
des
Truppenabzugs
spekuliert,
auch
war
die
Frage
offen,
ob
denn
eher
Osnabrück
oder
doch
lieber
Münster
geschlossen
werden
sollte.
Aber
am
24.
Juli
2006
verkündete
Verteidigungsminister
Des
Browne
in
London
den
vollständigen
Abzug
der
britischen
Truppen
aus
der
Garnison
Osnabrück.
Alle
2450
britischen
Soldaten
und
die
200
Mitarbeiter
des
zivilen
Unterstützungsstabes
mit
ihren
Familien,
so
die
Botschaft,
würden
die
Stadt
verlassen.
Spätestens
2009,
so
war
damit
klar,
werde
der
Standort
Osnabrück
geschlossen.
"
Auf
die
Stadt
kommt
eine
schwere
Aufgabe
zu"
,
schrieb
anderntags
die
Neue
OZ:
"
Auf
einen
Schlag
werden
über
160
Hektar
Militärflächen
und
mehrere
Hundert
Wohnungen
frei.
Unklar
ist
die
Zukunft
der
530
Zivilbeschäftigten."
Im
Sommer
2008,
nur
zwei
Jahre
nach
Entscheidung
zum
Abzug,
kam
die
Militärmaschinerie
dann
wirklich
ins
Rollen.
Im
Abstand
von
nur
wenigen
Monaten
wurde
in
Osnabrück
eine
Kaserne
nach
der
anderen
vollständig
geräumt
und
an
die
Bundesanstalt
für
Immobilienaufgaben
(Bima)
zurückgegeben.
Den
Anfang
machte
am
25.
September
2008
die
Kaserne
an
der
Landwehrstraße:
Der
Garnisonskommandeur
Colonel
Mark
Cuthbert-
Brown
und
zwei
seiner
Offiziere
übergaben
die
Schlüssel,
es
wurden
Zählerstände
abgelesen
und
Übergabeprotokolle
erstellt
–
das
war
es
dann
schon,
sehr
unspektakulär
und
ganz
ohne
militärisches
Zeremoniell.
370
410
Quadratmeter
Grund
und
Boden
mit
immerhin
89
Gebäuden
darauf
wechselten
damit
aus
der
britischen
Verwaltung
und
dem
NATO-
Truppenstatut
in
die
alleinige
Zuständigkeit
der
Bundesrepublik
Deutschland.
Das
letzte
Kapitel
dieser
Episode
wurde
am
26.
März
2009
in
der
Imphal-
Kaserne
am
Limberg
geschrieben.
Wenige
Minuten
nach
15
Uhr,
in
strömendem
Regen,
holten
damals
zwei
Unteroffiziere
vor
der
Wache
am
Kasernentor
zum
letzten
Mal
die
Flagge
ein.
Ein
Stabstrompeter
in
scharlachroter
Uniform
blies
das
Signal
zum
letzten
Zapfenstreich,
bevor
Garnisonskommandeur
Mark
Cuthbert-
Brown
den
Befehl
zum
Ausmarsch
gab.
Ganze
zehn
Soldaten
folgten
ihm
noch
bei
seinem
Vorbeimarsch
vor
Generalmajor
Mungo
Melvin
und
Oberbürgermeister
Boris
Pistorius.
An
die
150
Schaulustige,
meist
Veteranen
und
frühere
Zivilangestellte,
hatten
sich
eingefunden;
und
ob
das
grauenhafte
Wetter
nun
"
typisch
britisch"
oder
"
typisch
osnabrückisch"
sei,
darüber
gingen
die
Meinungen
stark
auseinander.
Wehmut
lag
ohnehin
über
der
Szene.
Generalmajor
Mungo
Melvin
sprach
jedenfalls
von
einem
"
traurigen
Tag,
weil
ein
Stück
deutsch-
britischer
Geschichte
zu
Ende
geht"
,
als
er
einen
symbolischen
Schlüssel
an
den
neuen
Hausherrn
Karl
Rolfes
für
die
Bima
übergab.
Aber
es
sei
auch
ein
Grund
zur
Freude,
dass
die
"
wunderschöne
Stadt
Osnabrück"
für
die
Truppe
ein
Stück
Heimat
in
Deutschland
und
Europa
gewesen
sei,
betonte
der
General.
Und
auch
Oberbürgermeister
Boris
Pistorius
blickte
zurück
auf
64
Jahre
der
Anwesenheit
britischer
Soldaten
in
der
Garnison
Osnabrück:
"
Sie
kamen
als
Befreier
und
Besatzer,
sie
gehen
als
Freunde"
,
so
unterstrich
das
Stadtoberhaupt
die
gewandelte
Rolle
der
Soldaten
in
dieser
Epoche.
Wer
fünf
Jahre
später
durch
die
Winkelhausen-
Kaserne
am
Hafen,
den
Wissenschaftspark
in
der
früheren
Scharnhorstkaserne
oder
auch
die
weitläufigen
Anlagen
am
Limberg
wandert,
der
staunt
darüber,
wie
schnell
sich
die
Szenerie
gewandelt
hat.
Die
befürchteten
Leerstände,
Vandalismus,
Brachland?
Nichts
davon
ist
eingetreten:
Die
britischen
Wohnquartiere
waren
überraschend
schnell
wieder
bezogen,
ganz
überwiegend
durch
junge
Familien.
Weshalb
auch
die
Bevölkerungszahl
der
Stadt
Osnabrück
zwischen
2009
und
2012
einen
jährlichen
Zuwanderungsgewinn
von
1300
bis
2000
Personen
verzeichnete.
Am
Westerberg
entsteht
ein
neuer
Hochschulcampus
mit
eindrucksvollen
Gebäuden,
für
die
das
Land
Niedersachsen
an
die
70
Millionen
Euro
investiert.
Gleich
nebenan
werden
die
ersten
Gebäude
im
neuen
Wissenschaftspark
bezogen.
Im
Hafen
wurde
das
Kaffee-
Partner-
Gebäude
zu
einem
architektonischen
Blickfang;
die
Polizei
ist
in
einen
Mannschaftsblock
eingezogen,
und
zwei
weitere
werden
für
das
Finanzamt
renoviert.
An
der
Landwehrstraße
in
Eversburg
regiert
derzeit
noch
der
Abrissbagger,
aber
die
Stadt
und
die
Stadtwerke-
Tochter
Esos
stehen
bereits
in
den
Startlöchern,
um
hier
ein
Wohngebiet
mit
600
Wohneinheiten
zu
erschließen.
Und
auch
am
Limberg
(wo
anfangs
alles
etwas
schwieriger
aussah:
sehr
große
Flächen
und
Altlasten-
Verdacht,
weit
ab
vom
Zentrum
gelegen,
schließlich
drohte
noch
ein
emissionsträchtiges
Industriegebiet)
haben
die
Stadtplaner
nun
ein
tragfähiges
Bebauungs-
und
Erschließungskonzept
für
ein
Nebeneinander
von
Gewerbenutzung
und
Sport-
und
Freizeiteinrichtungen
in
der
Schublade.
Nach
heutigem
Stand
hat
die
Stadt
Osnabrück
etwas
über
fünf
Millionen
Euro
in
die
Umwandlung
der
Kasernenflächen
investiert,
so
berichtet
Thomas
Rolf,
der
Leiter
der
Arbeitsgruppe
Konversion
bei
der
Stadt
Osnabrück.
Jeweils
dieselbe
Summe
legten
der
Bund
und
das
Land
Niedersachsen
als
Städtebau-
Fördermittel
dazu,
außerdem
bewilligte
die
Europäische
Union
über
zwei
Millionen
aus
einem
Förderprogramm
für
die
Regionalentwicklung.
Doch
angesichts
der
schnellen
Weichenstellungen
in
den
ersten
Jahren
sei
der
Konversionsprozess
auf
der
Kasernenfläche
heute
bereits
"
Alltagsgeschäft
der
Stadtplanung"
,
sagt
Rolf
in
der
Rückschau.
Mit
dem
Zuwachs
von
160
Hektar
Kasernenflächen
auf
dem
Stadtgebiet
habe
Osnabrück
eine
einmalige
historische
Chance
in
der
Nachkriegszeit
bekommen
und
sie
auch
genutzt,
sagt
Wolfgang
Griesert,
damals
Stadtbaurat
und
nunmehr
Oberbürgermeister:
"
Letztlich
war
der
Abzug
der
Briten
ein
Glücksfall
für
die
Stadt.
Während
andere
über
Schrumpfen
reden,
steigt
so
die
Attraktivität
dieses
Oberzentrums."
Was
paradox
klingt,
ist
aber
mittlerweile
Realität:
Die
Stadt
müsse
bei
manchen
Anfragen
von
Investoren
schon
auf
die
Bremse
treten.
"
Stadtnahe
Flächen
sind
eine
knappe
Ressource"
,
so
Griesert,
"
die
darf
man
nicht
vorschnell
vergeben."
Der
Autor
hat
ein
Buch
zum
Thema
veröffentlicht.
Stadt
Osnabrück
(Hrsg.)
: "
Jeder
zehnte
Osnabrücker
war
ein
Engländer.
Die
britische
Ära
und
der
Konversionsprozess"
.
Druckhaus
Meinders
&
Elstermann,
156
Seiten,
18,
90
Euro.
Bildtexte:
Zeiten
des
Übergangs:
In
der
Winkelhausenkaserne
am
Hafen
hat
die
Zukunft
bereits
begonnen.
Hinten
rechts
das
neue
Kaffee-
Partner-
Gebäude,
daneben
das
Polizeirevier.
Im
strömenden
Regen:
die
letzte
Fahnenzeremonie
am
26.
März
2009
am
Limberg.
Foto:
Jörn
Martens,
Gert
Westdörp
Autor:
Frank Henrichvark