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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Offener Brief an die Kulturdezernentin
Zwischenüberschrift:
Künstler protestieren gegen geplante Schließung der Stadtgalerie – Neue Ausstellung eröffnet
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Am Freitagabend war die Stadtgalerie voll. Die neue Ausstellung mit Oliver Scharfbier startete. Doch am heutigen Montag überreichen Künstler Kulturdezernentin Rita Maria Rzyski einen offenen Brief. Der Inhalt: Protest gegen die geplante Schließung der Galerie.
" Als Künstlerinnen und Künstler aus Stadt und Landkreis Osnabrück fordern wir die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung auf, die Kürzungspläne zurückzunehmen", lautet die zentrale Forderung des Schreibens, das die Künstlerin und Kuratorin Elisabeth Lumme als Initiatorin des Protestes verfasst hat. Der Hintergrund: Im Kulturbudget sollen im Zuge von Einsparungen im Haushalt der Stadt jene 35 000 Euro gestrichen werden, die derzeit pro Jahr für die Stadtgalerie ausgegeben werden. " Wir wollen die Stadtgalerie nicht kampflos aufgeben", sagte Lumme auf Anfrage zu dem offenen Brief.
Das Anliegen findet in der regionalen Kulturszene breite Unterstützung. Hiltrud Schäfer, selbst Künstlerin und Vorsitzende des Freundeskreises der Kunsthalle Osnabrück e. V., appelliert dringend, den Etat für die Stadtgalerie zu erhalten. " Das ist ein Standbein der regionalen Künstlerförderung." Mit dem Prinzip von Kunsthallen-Leiterin Julia Draganovic, Kuratoren auf Zeit für die Stadtgalerie zu benennen, habe der Ort wieder eine Perspektive entwickelt; gerade die Reihe " Artist in Residence" habe sehr gut funktioniert. " So könnte die Stadtgalerie wieder zum Kommunikationspunkt für Künstler werden", sagte sie. Das sieht auch Elisabeth Lumme so. Das Engagement der Bartniks habe gezeigt, wie Projektarbeit in der Galerie gelingen könne .
Zufrieden äußern sich die Kuratoren Manila und Jakob Bartnik. " Nach einem Jahr als Kuratoren haben wir festgestellt, dass es sich lohnt, sich über neue künstlerische Konzepte Gedanken zu machen", sagt Manila Bartnik. Und natürlich ist es unerlässlich, regionale Künstler zu fördern. Von einer Schließung der Stadtgalerie wäre das Paar nicht betroffen: Ende des Jahres endet der Kuratoren-Vertrag.
Das sehen auch manche Künstler so, bei denen die Stadtgalerie nicht auf einhelligen Beifall stößt. " Als Ort der Künstlerförderung funktioniert die Galerie nur bedingt", sagt Elisabeth Lumme. Künstlerin Eva Preckwinkel, kürzlich noch als Artist in Residence vor Ort, findet: " In der Galerie hat die Kunst keine Schnitte mehr." Viele der Besucher hätten sich nicht für die in einen Seitenraum abgedrängte künstlerische Arbeit interessiert.
Zumindest am Freitagabend war das anders. Da wurde die Ausstellung mit Arbeiten von Oliver Scharfbier eröffnet. Currypulver mit Eitempera, Waldmeisterwodka, Honigsenf, Ramazotti, Cappuccino, Rote-Beete-Saft: Der Künstler benutzt Lebensmittel. Daher hatte Oliver Scharfbier seiner Ausstellung auch den Titel " EatDrinkPaint" gegeben. Eine Woche lang verwertete der gebürtige Hamburger im Stadtgalerie-Café die dort anfallenden Reste. Jetzt werden die Resultate ausgestellt. " Ich habe in einer Stress-Atmosphäre gearbeitet, denn der Raum war offen, jeder Besucher konnte hereinkommen und mir über die Schulter schauen", erklärt Scharfbier. Die maximale Verwertung von Resten, die im Café anfallen, hatte sich der Künstler zum Ziel gesetzt. So entstanden Werke des gesteuerten Zufalls. Er benutzte Farben, die aus Getränken, Pasten und Pülverchen bestehen. Neben den Studien im hinteren Raum, bei denen er seine Technik ausprobierte, befinden sich die Werke im Hauptraum.

Bildergalerie
auf www.noz.de
Bildtext:
Kunst aus lauter Resten: Oliver Schafbier zeigt in der Stadtgalerie seine von Ort gefertigten Werke.
Foto:
Swaantje Hehmann

Kommentar
Mut zum Schnitt

Die Kontroverse um die drohende Schließung der Stadtgalerie folgt bekannten Mustern. Erst der Kürzungsvorschlag, dann die Künstlerproteste, schließlich offener Brief, Gesprächsrunden und so weiter. Welcher Schritt führt aus dieser Spirale? Sicher die Entscheidung, zwischen Budget und Ort zu unterscheiden. Brauchen Künstler weiter die Stadtgalerie? Zweifel sind angebracht. Osnabrücks Kunstszene liebt diesen Ort eigentlich nicht. Kunst im Café: Das klingt ohnehin nach Kulturpolitik von gestern. Für die Künstlerförderung in Osnabrück ist das Budget wichtiger als der Ort. Deshalb sollte die Debatte nicht eingefahrenen Erregungsmustern folgen, sondern dazu führen, das Budget dadurch zu erhalten, dass die Konzepte erneuert werden. Warum sollte Künstlerförderung nur in der Stadtgalerie stattfinden können? Die Macher sollten auf die Suche gehen nach alternativen Orten und neuen Modellen. Das würde übrigens auch die Kunstszene aus mancher Routine reißen.
Autor:
Stefan Lüddemann, Ralf Döring, Tom Bullmann


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