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1.
Erscheinungsdatum:
17.03.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
250 Rettungskräfte sahen dem Tod ins Auge
Große Zweifel an der Sicherheit von Gefahrgut-Transporten
Zwischenüberschrift:
Zehn Jahre nach der Zugentgleisung und Beinahe-Explosion in Schinkel
Pro-Bahn-Mitglied hält Katastrophe auf Schienen jederzeit für möglich
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
So
viel
Glück
hatte
Osnabrück
noch
nie:
Am
17.
März
2004
brannte
in
Schinkel
ein
mit
Propen
gefüllter
Bahn-
Waggon.
Wäre
das
austretende
Gas
explodiert,
hätte
im
Umkreis
von
einem
halben
Kilometer
wohl
niemand
überlebt.
Zehn
Jahre
danach
haben
wir
mit
dem
damaligen
Feuerwehr-
Einsatzleiter
Klaus
Fiening
über
die
Beinahe-
Katastrophe
gesprochen.
Klaus
Fiening
ist
nicht
als
großer
Schweiger
bekannt,
aber
heute
redet
der
Sachgebietsleiter
der
Osnabrücker
Feuerwehr
wirklich
ohne
Unterlass.
"
Sie
merken
ja,
wie
aufgewühlt
ich
bin.
Der
Einsatz
ist
bei
allen,
die
damals
dabei
waren,
noch
total
präsent."
Gemeint
ist
der
Einsatz
am
17.
März
2004.
Um
23.33
Uhr
rückte
die
Osnabrücker
Feuerwehr
zu
einem
Brand
in
Schinkel
aus.
Am
Bahnhofsteil
"
Klus"
,
etwa
auf
Höhe
des
heutigen
Rewe-
Marktes
an
der
Bohmter
Straße,
brannte
ein
Bahnwaggon
lichterloh.
"
Der
Himmel
über
Osnabrück
war
hell
erleuchtet"
,
sagt
Klaus
Fiening.
Bis
Hasbergen
war
die
knapp
80
Meter
hohe
Feuerwand
damals
zu
sehen.
Was
war
passiert?
Ein
aus
Richtung
Hamburg
kommender
Güterzug
hatte
wegen
defekter
Bremsen
ein
Stoppsignal
vor
der
Bremer
Brücke
überfahren.
Knapp
600
Meter
weiter
kamen
Weichen,
die
den
viel
zu
schnellen
Zug
entgleisen
ließen.
Der
erste
Waggon
schlug
leck,
Propen
strömte
aus
und
entzündete
sich
zu
einer
riesigen
Flammenwand.
"
Es
war
schwer,
den
Unfallort
zu
erkunden"
,
sagt
Klaus
Fiening.
Alle
Fahrdrähte
lagen
auf
den
Gleisen,
jedem
Helfer,
der
der
Unglücksstelle
zu
nahe
kam,
drohte
ein
tödlicher
Stromschlag.
Einsatzleiter
Fiening
ließ
alles
absperren
und
rief
Verstärkung
aus
der
ganzen
Region.
250
Rettungskräfte
waren
am
Ende
vor
Ort.
"
Das
war
ein
unglaubliches
Gequassel
im
Sprechfunk,
da
musste
man
erst
mal
den
Überblick
behalten"
,
sagt
Fiening.
Seine
wichtigste
Entscheidung
hatte
der
Einsatzleiter
da
schon
längst
getroffen:
kühlen,
kühlen,
kühlen
–
aber
nicht
löschen.
Um
eine
Explosion
zu
verhindern,
musste
der
Gas-
Tank
davor
bewahrt
werden
zu
überhitzen.
Gleichzeitig
sollte
das
bereits
ausgetretene
Propen
kontrolliert
abbrennen.
Andernfalls
hätte
sich
eine
Gaswolke
bilden
und
über
dem
nahe
gelegenen
Wohngebiet
explodieren
können.
Parallel
zu
den
Löscharbeiten
wurden
die
umliegenden
Häuser
evakuiert,
86
Menschen
verbrachten
die
Nacht
in
der
Gesamtschule
Schinkel.
Die
Lokführer
des
Zuges
hatten
sich
selbst
befreit
und
in
Sicherheit
gebracht.
Um
die
Katastrophe
zu
verhindern,
verbrauchten
die
Feuerwehrleute
in
der
Spitze
zwischen
7000
und
10
000
Liter
Wasser
–
pro
Minute.
Dazu
verteilten
sie
Unmengen
an
Löschschaum,
durch
den
aber
immer
wieder
Flammen
schossen.
Die
letzte,
knapp
25
Meter
hoch,
morgens
um
sechs
Uhr.
Dann
war
Ruhe.
Osnabrück
war
gerade
noch
einem
furchtbaren
Unglück
entkommen.
"
Wenn
so
ein
Kesselwagen
explodiert,
steht
im
Umkreis
von
500
Metern
kein
Haus
mehr.
Kein
Mensch
überlebt"
,
sagte
Feuerwehr-
Pressesprecher
Jan
Südmersen
damals.
Im
Rückblick
wird
klar,
wie
viel
Glück
die
Einsatzkräfte
und
Anwohner
hatten.
Nur
einer
der
Waggons
brannte,
der
Unfallort
war
über
eine
Stichstraße
sehr
gut
zu
erreichen,
und
es
gab
ausreichend
Wasser.
Das
Wichtigste
aber:
Bis
die
Bahn
die
Strecke
sperrte,
kam
auf
der
viel
befahrenen
Nord-
Süd-
Route
kein
anderer
Zug
vorbei.
Der
wäre
mitten
in
das
Flammen-
Meer
hineingerauscht.
"
Daran
darf
man
gar
nicht
denken"
,
sagt
Klaus
Fiening,
als
er
jetzt,
zehn
Jahre
später,
wieder
an
der
Unglücksstelle
steht.
Fiening
ist
nicht
alleine
gekommen,
er
hat
ein
Großtanklöschfahrzeug
mitgebracht.
Das
hatte
die
Osnabrücker
Feuerwehr
nach
dem
Einsatz
vor
zehn
Jahren
gekauft,
weil
der
auf
dem
Fahrzeugdach
montierte
Schaum-
Wasser-
Werfer
einen
Brand
auch
aus
größerer
Distanz
bekämpfen
kann.
Beim
Einsatz
vor
zehn
Jahren
mussten
die
Feuerwehrleute
noch
unter
höchstem
Risiko
ganz
nah
an
den
brennenden
Kesselwagen
herangehen.
Um
für
Unglücke
dieser
Art
besser
gewappnet
zu
sein,
schaffte
die
Feuerwehr
noch
weitere
Geräte
an,
zum
Beispiel
Container
zum
Transport
von
Löschschaum.
Bleibt
die
Frage,
wie
man
als
Feuerwehrmann
so
ein
Erlebnis
wegsteckt.
"
Jetzt
macht
uns
das
noch
nicht
verrückt,
davon
lenken
einen
die
normalen
Einsätze
ab"
,
sagt
Klaus
Fiening.
"
Aber
vielleicht
fangen
wir
dann
ja
im
Alter
an
zu
spinnen."
Bildtexte:
Löschwasserversorgung
und
Erreichbarkeit
der
Unglücksstelle
waren
gut,
andernfalls
hätte
es
vor
10
Jahren
zu
einer
fürchterlichen
Katastrophe
kommen
können.
Immer
wieder
schlugen
meterhohe
Flammen
an
der
Unglücksstelle
in
den
Himmel.
Das
Wrack
des
Güterzuges
am
Tag
nach
dem
Unglück.
Deutlich
zu
erkennen
ist
die
Hitzeentwicklung
rings
um
den
havarierten
Waggon.
Hier
hatte
der
Unfall
im
wahrsten
Sinne
des
Wortes
verbrannte
Erde
hinterlassen.
Fotos:
Archiv/
Michael
Hehmann,
Feuerwehr
Osnabrück
Risiko-
Gas
Propen
Propen
oder
Propylen
ist
ein
farbloses
Gas
und
einer
der
wichtigsten
Grundstoffe
in
der
chemischen
Industrie.
In
Deutschland
gab
es
in
den
letzten
Jahren
immer
wieder
Bahn-
Unfälle
mit
dem
hochentzündlichen
Stoff,
wobei
zum
Glück
niemand
verletzt
wurde.
In
Spanien
platzte
1978
ein
mit
Propen
beladener
Tankwagen
auf
einem
Campingplatz.
Das
Feuer
tötete
216
Menschen.
Gibt
man
auf
der
Internet-
Plattform
YouTube
die
englische
Abkürzung
"
BLEVE"
ein
(das
steht
für
Gasexplosionen
mit
siedenden
und
sich
ausdehnenden
Flüssigkeiten)
,
findet
man
ein
erschreckendes
Video
aus
den
USA.
Es
zeigt,
wie
im
Jahr
1983
in
Illinois
ein
mit
Flüssiggas
gefüllter
Waggon
in
die
Luft
geht.
Laut
der
Osnabrücker
Feuerwehr
hätte
die
verhinderte
Explosion
im
Schinkel
ein
vergleichbares
Ausmaß
gehabt.
Osnabrück.
Wie
kam
es
zu
der
Beinahe-
Zugkata
strophe
in
Osnabrück?
Experten
zufolge
mischten
sich
menschliches
Versagen
und
ein
unglaublicher
Zufall.
Doch
die
Zugunfälle
der
letzten
Jahre
zeigen,
dass
sich
ein
Unglück
wie
2004
jederzeit
wiederholen
kann.
Der
entscheidende
Satz
steht
auf
Seite
36:
"
Eine
vereinfachte
Bremsprobe
mit
dem
Tfz
in
Maschen
kann
bei
geschlossenen
Luftabsperrhähnen
nicht
ordnungsgemäß
durchgeführt
worden
sein."
So
hört
es
sich
an,
wenn
das
Eisenbahnbundesamt
erklärt,
warum
ein
Zug
entgleist
ist.
Folgt
man
dem
Untersuchungsbericht
der
Behörde,
dann
hat
am
17.
März
2004
ein
Bahn-
Mitarbeiter
am
Rangierbahnhof
Maschen
nicht
wie
vorgeschrieben
geprüft,
ob
die
Bremsleitung
zwischen
einer
Lok
und
den
angehängten
Waggons
funktioniert.
Deshalb
rollte
einige
Stunden
später
ein
Zug
auf
abschüssiger
Strecke
praktisch
ungebremst
durch
den
Schinkel.
Aber
hätte
der
Lokführer
das
nicht
früher
merken
müssen?
"
Nein,
der
hatte
ja
von
Maschen
bis
Osnabrück
eine
grüne
Welle"
,
sagt
Dietmar
Koch,
ehemaliger
Bahnhofsleiter
in
Osnabrück.
"
Wenn
er
nur
einmal
hätte
bremsen
müssen,
dann
wäre
es
ihm
aufgefallen."
Dass
ein
Zug
auf
dieser
langen
Strecke
kein
einziges
Mal
seine
Fahrt
verlangsamen
muss,
kommt
laut
Koch
so
gut
wie
nie
vor.
Die
Güterverkehrssparte
der
Bahn
zog
aus
dem
Osnabrücker
Unfall
trotzdem
Konsequenzen:
Seit
April
2004
müssen
die
"
Bremsbeamten"
vor
der
sogenannten
vereinfachten
Bremsprobe
prüfen,
ob
die
Hauptluftleitung
einen
freien
Durchgang
hat.
Also:
ob
die
Druckluftbremse
funktioniert.
Außerdem
ist
der
Lokführer
nun
dabei,
wenn
die
Bremsanlage
getestet
wird.
Bis
zu
der
Zugentgleisung
in
Osnabrück
hatte
er
mit
dieser
Prüfung
nichts
zu
tun.
Wie
viel
sicherer
macht
das
den
Güterverkehr
mit
Risiko-
Stoffen?
"
Damit
ist
nur
eine
seltene
Fehlerquelle
ausgeschlossen"
,
sagt
Martin
Sturm
vom
Fahrgastverband
Pro
Bahn.
Sehr
viel
häufiger
würden
Züge
entgleisen,
weil
die
Achsen
heiß
gelaufen
seien.
Früher
hätten
entlang
der
Strecke
Mitarbeiter
gesessen,
die
unter
anderem
auf
die
sogenannten
Heißläufer
achten
sollten.
Diese
Angestellten
aber
hat
die
Bahn
zum
großen
Teil
wegrationalisiert.
Stattdessen
gibt
es
"
Heißläuferortungsanlagen"
–
auf
insgesamt
30
000
Streckenkilometern
aber
nur
500
Stück.
Und
als
das
Eisenbahnbundesamt
im
Jahr
2007
die
Anlagen
untersuchte,
haben
laut
einem
Bericht
56
nicht
funktioniert.
Was
meint
die
Bahn
dazu?
"
Die
Heißläuferortungsanlagen
arbeiten
absolut
zuverlässig"
,
sagt
der
hiesige
Bahn-
Bezirksleiter
Reinhard
Warhus.
"
Unsere
Anlagen
werden
alle
turnusgemäß
überwacht
und
inspiziert.
Wir
haben
hoch
zuverlässige
Zugsicherungssysteme"
,
meint
Bahn-
Pressesprecherin
Sabine
Brunkhorst.
Trotzdem
entgleiste
erst
im
vergangenen
Jahr
ein
Güterzug
in
Düsseldorf.
Dabei
kippte
ein
Kesselwagen
um.
Gefüllt
war
dieser,
wie
der
brennende
Waggon
in
Osnabrück,
mit
Propen.
Während
allerdings
der
Kessel
in
Osnabrück
durch
ein
Metallstück
aufgespießt
wurde
und
das
Propen
damit
entweichen
und
sich
entzünden
konnte,
blieb
der
Düsseldorfer
Waggon
unversehrt.
Dasselbe
gilt
für
den
Güterwaggon,
der
2009
in
Berlin
von
einem
Regionalexpress
gerammt
wurde.
Inhalt
des
Waggons:
ebenfalls
Propen.
"
Knapp
an
der
Katastrophe
vorbei"
,
titelte
damals
der
Berliner
Tagesspiegel.
Martin
Sturm
von
Pro
Bahn
sagt,
so
eine
Kata
strophe
könne
jederzeit
passieren.
"
Und
vorher
wird
die
Bahn
auch
nichts
ändern."
Bildtext:
Ein
ausgebrannter
Kesselwagen
und
geschmolzene
Schienen
zeugen
am
Tag
nach
der
Katastrophe
von
der
ungeheuren
Hitze,
die
am
Unfallort
herrschte.
Foto:
Michael
Hehmann
Autor:
Hendrik Steinkuhl