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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Inhalt:
Überschrift:
Löwenbabys sind jetzt erwachsen
 
Löwenbabys sind erwachsen geworden
Zwischenüberschrift:
Sechs Jahre nach dem großen Wurf im Osnabrücker Zoo
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Neun Löwenbabys in sechs Tagen: Die beiden Mehrlingsgeburten im Frühjahr 2008 machten auch bundesweit Schlagzeilen. Drei von ihnen überlebten die ersten Wochen nicht. Die anderen sechs sind jetzt erwachsen, drei davon noch im Osnabrücker Zoo.

Osnabrück. Neun Löwenbabys in sechs Tagen: Die beiden Mehrlingsgeburten im Frühjahr 2008 versetzten nicht nur den Zoo und die Stadt in hellen Aufruhr. Der große Wurf vom Schölerberg machte auch bundesweit Schlagzeilen. In Zeiten der Hysterie um den Berliner Eisbären Knut und seinen Artgenossen Flocke aus Nürnberg hatte plötzlich auch Osnabrück seine knuddelige Attraktion. Doch was ist aus den Samtpfoten von einst geworden?

Die Antwort lautet: ausgewachsene Raubkatzen sofern sie die ersten Tage und Wochen überlebt haben. Drei Tieren gelang das nicht. Zwei Löwenbabys starben schon nach ein paar Stunden, eins nach wenigen Monaten, als es bei einem Futterstreit der beiden Muttertiere Shaba und Nyota versehentlich von einer Pranke getroffen wurde. Den sechs übrigen Löwen geht es prächtig: Zwei Weibchen leben heute am Gardasee, eins an der Nordsee.

Die drei Kater indes, die damals in Osnabrück das Licht der Welt erblickten, haben ihr Gehege nie verlassen. " Für sie fand sich kein geeigneter Abnehmer", erklärt Zoodirektor Michael Böer. Der Grund: Pro Löwenrudel kann es nur ein tonangebendes Männchen geben, folglich sind freie Plätze in anderen Zoos rar.

Während die Brüder und Halbbrüder Kipangi, Amani und Mahiri also noch immer und wahrscheinlich auch auf ewig bei ihren Eltern hausen und damit eine der größten Löwengruppen in deutschen Zoos bilden, sind ihre Schwestern und Halbschwestern längst über alle Berge. Das heißt: Eigentlich hatten nur Kianga und Lubaja nennenswerte Gipfel zu queren, bevor sie 2009 jenseits der Alpen den Parco Natura Viva im italienischen Bussolengo erreichten gelegen auf halbem Weg zwischen Verona und Gardasee. Für Luna ging es zunächst durch die norddeutsche Tiefebene und schließlich hinauf in die Wingst. Auf dem 74 Meter hohen Geesthügel, gewissermaßen das Dach des Cuxlandes, erhielt die Löwin nicht nur ein neues Zuhause, sondern auch gleich einen neuen Namen: Kibibi, was nach Auskunft ihres Tierpflegers Michael Geier in einer afrikanischen Sprache so viel wie " kleine Lady" bedeutet.

In dem beschaulichen Kurort im Landkreis Cuxhaven traf Kibibi auf das junge Löwengeschwisterpaar Azana und Leo, das wenige Monate vorher aus Rostock gekommen war. " Leo ist der Herr im Haus und hat seine Damen immer gut unter Kontrolle", berichtet Geier. Kibibi gilt als verspielt, aber auch als besonders gefräßig. Jeden Abend schaue sie erwartungsfroh den Pflegern entgegen, die das Fleisch bringen. " Kibibi ist die hungrigste Löwin in der Wingst und dadurch auch nicht die schlankste." Aus anderen Gründen wird sie wohl niemals einen dicken Bauch bekommen: Laut Tierpfleger Geier ist bei den Löwen von der Waterkant " aus Platz- und Kostengründen leider kein Nachwuchs geplant".

Anders in Italien: Der Parco Natura Viva würde sich mächtig freuen, seine deutschen Löwenweibchen endlich in anderen Umständen zu sehen. Dass es bislang nicht geklappt hat, liegt weniger an den beiden Weibchen aus dem Osnabrücker Wurf, Lubaja und Kianga, sondern in erster Linie am zeugungsschwachen Alphatier Bianco. " Er ist kein gutes Zuchttier", teilt Caterina Spiezio von der Zooabteilung für Forschung und Arterhaltung mit. Im vierköpfigen Rudel, zu dem auch die Löwin Safia gehört, spielen die Auswanderer vom Schölerberg insgesamt eine untergeordnete Rolle. Lubaja sei eher zurückhaltend, berichtet die Ärztin, Kianga dagegen neugierig. Das zeige sich im Spiel der Tiere, aber auch am Schaufenster, durch das Zoobesucher ins Gehege blicken können. Caterina Spiezio: " Kianga ist wesentlich interessierter an den Menschen."

König ohne Kronjuwelen

Und was gibt es von den drei erdverwachsenen Löwenkatern Kipangi, Amani und Mahiri zu erzählen? Zunächst etwas, bei dem menschliche Geschlechtsgenossen schmerzverzerrt das Gesicht verziehen, wenn sie nur daran denken: die vorsätzliche Entmannung. " Um sie im Rudel behalten zu können, mussten die männlichen Löwenbabys von damals kastriert werden", sagt Osnabrücks Zoodirektor Böer und schiebt beruhigend hinterher, dass es ihnen damit " sehr gut" gehe. Zu dem Eingriff, bei dem vor Erreichen der Geschlechtsreife der Hoden entfernt wird, habe es keine Alternative gegeben. Andernfalls hätten die jungen Kater heute friedlich und verspielt – " das typisch dominante Verhalten" entwickelt und ihrem Vater früher oder später den Thron streitig gemacht. Der 2001 im russischen Nowosibirsk geborene Nakuru ist der König der Löwen in Osnabrück auch wenn er nach dem siebenfachen Streich von 2008 inzwischen selbst ohne funktionstüchtige Kronjuwelen dasteht.

" Nakuru wurde sterilisiert, damit er keine weiteren Nachkommen zeugt", erklärt Böer. So will der Zoo möglichen Schwierigkeiten bei der Vermittlung neuer Löwenbabys vorbeugen. Immerhin sieht man Nakuru die Folgen seiner per Samenleiter-Durchtrennung erzwungenen Unfruchtbarkeit nicht an. Anders als seine kastrierten Söhne, die wegen ihres veränderten Hormonhaushalts nie eine Löwenmähne bekommen haben und keinen Sexualtrieb kennen, hat er die unverwechselbare Haarpracht behalten und kann sich laut Zoodirektor Böer nach wie vor hemmungslos seiner Lust hingeben. " Außerdem erfüllt Nakuru die im Sozialgefüge eines Löwenrudels wichtige Aufgabe des Revierinhabers, der die Gruppe zusammenhält."
Bildtexte:
Blieben übrig vom großen Wurf 2008: Mahiri, Amani und Kipangi (von links).
Damals tapsige Samtpfote, heute gefährliche Raubkatze: ein Löwenjunges aus dem " großen Wurf" von 2008
Löwin Kianga wurde am 19. April 2008 im Osnabrücker Zoo geboren und lebt seit 2009 im Parco Natura Viva, einem Tierpark im italienischen Bussolengo zwischen Verona und Gardasee.
Die eine zurückhaltend, die andere neugierig: Die Löwinnen Kianga (links) und Lubaja im Parco Natura Viva im italienischen Bussolengo (Provinz Verona).
Löwin Luna (links) heißt jetzt Kibibi und hat in der Wingst im Landkreis Cuxhaven ihren Platz neben Rudelführer Leo gefunden.
Von ihrem Hügel aus haben die Löwen im Osnabrücker Zoo einen guten Überblick.
Deutschlands größte Löwengruppe lebt im Zoo Osnabrück: (von links) Mahiri, Amani und Kipangi mit Rudelchef Nakuru und Weibchen Nyota (oben rechts) und dem anderen Muttertier Shaba.
Schläfrige Raubkatze: Bis zu 20 Stunden am Tag liegen Löwen auf der faulen Haut.
Verspielt: das Osnabrücker Löwenrudel beim Ballspiel im Winter 2010.
Knuddelige Attraktion: Im April 2008 wurden im Osnabrücker Zoo am Schölerberg binnen weniger Tage neun Löwenbabys geboren. Sechs überlebten, drei wurden an andere Zoos verschenkt.
Fotos:
Zoo Osnabrück, Jörn Martens, Parco Natura Viva, Zoo in der Wingst, Michael Gründel, Gert Westdörp, Archiv/ Jörn Martens
Autor:
Sebastian Stricker


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