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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Im Stil der Neorenaissance
Zwischenüberschrift:
Die Hebammenlehranstalt am Gertrudenberg
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. So schön und so herrschaftlich das kann doch nur ein Schloss sein! Diesen Eindruck haben viele, die zum ersten Mal auf die Hebammenlehranstalt am Gertrudenberg aufmerksam werden. Sogar Remarque hat der ehemaligen Geburtsklinik ein Denkmal gesetzt. Dabei wäre das Baudenkmal im Stil der Neorenaissance in den 90er-Jahren beinahe abgerissen worden.
Als Provinzial-Hebammenlehranstalt ging das markante Gebäude vor 110 Jahren in Betrieb. Für 50 werdende Mütter und 16 Patientinnen mit " Frauenleiden" standen Betten zur Verfügung. Wer zwischen 1904 und 1925 in Osnabrück geboren wurde, tat seine ersten Atemzüge mit großer Wahrscheinlichkeit in diesen Mauern. Doch dann verlagerte sich das Geschehen an die Caprivistraße. In der neuen Entbindungsanstalt (heute Sitz des Konservatoriums) spielte die Ausbildung der Hebammen nur noch eine untergeordnete Rolle.
Ins nicht mehr benötigte Renaissanceschlösschen an der Knollstraße zog 1926 die Verwaltung des Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerks (später kabelmetal, heute KME) und blieb, bis in den 80er-Jahren ein neues Bürogebäude komfortablere Arbeitsbedingungen bot. Die Hebammenlehranstalt, deren Bausubstanz zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im allerbesten Zustand war, stand eine Weile leer.
1989 sickerte durch, dass KME auf einen Abbruch drängte. Dafür hätte zunächst der Denkmalschutz aufgehoben werden müssen. " Wirtschaftliche Unzumutbarkeit" führte die Geschäftsleitung an, auf dem Areal sollte ein Parkplatz entstehen. Dem Abbruchantrag folgte ein langer Rechtsstreit, Gutachten und Gegengutachten beschäftigten die Juristen. 1999 bestätigte das Verwaltungsgericht den Denkmalschutz und untersagte den Abriss.
Der Kupferbetrieb entschied sich schließlich, die vom Zahn der Zeit angenagte Hebammenlehranstalt zu restaurieren und selbst zu nutzen. In den alten Mauern entstand ein Ausstellungs- und Schulungszentrum. Den westlichen Gebäudeflügel bezog die BKK firmus. So blieb Osnabrück ein wertvolles Baudenkmal erhalten, das für viele Menschen mit persönlichen Erinnerungen verknüpft ist.
Der Schriftsteller Erich Maria Remarque hat die Hebammenlehranstalt unsterblich gemacht. In seinem 1956 erschienenen Roman " Der schwarze Obelisk" beschreibt er, wie er eines Nachts mit einer Flasche Wein an der Knollstraße sitzt: " Ich trinke und sehe gegenüber, links von mir, die Kreis-Hebammenlehranstalt, in der noch ein paar Fenster hell sind und in der Mütter gebären, und es fällt mir erst jetzt auf, dass sie so nahe bei der Irrenanstalt liegt dabei kenne ich sie und sollte sie auch kennen, denn ich bin in ihr geboren worden."
So ganz stimmt das nicht. Remarque kam am 22. Juni 1898 auf die Welt. Die Hebammenlehranstalt, die wir heute kennen, stand da noch nicht, wohl aber ein Vorgängerbau, von dem heute wenig bekannt ist.
Bildtext:
Nur knapp dem Abriss entronnen: die ehemalige Hebammenlehranstalt am Gertrudenberg.
Fotos:
Michael Gründel
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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