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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Erinnerung an einen Verfolgten
 
Als KZ-Häftling in der Ostsee ertrunken
Zwischenüberschrift:
Tafel erinnert an SPD-Politiker Niedergesäß
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der SPD-Politiker Heinrich Niedergesäß wurde von den Nazis verfolgt und ins Konzentrationslager gesteckt. Mit anderen Gefangenen ertrank er 1945 in der Ostsee. An der Hase straße erinnert eine Messingtafel an den gedemütigten Osnabrücker.

Osnabrück. Für Katharina Karrasch war es eine Überraschung, als bei der Renovierung ihres Geschäftshauses an der Hasestraße 60 eine Gedenktafel zum Vorschein kam: Heinrich Niedergesäß, " getötet im Mai 1945 im Konzentrationslager". Der Name sagte ihr zunächst nichts. Heinrich Niedergesäß, Parteisekretär der SPD bis 1933, war ein Opfer der Nationalsozialisten. Die Hauseigentümerin hat die Messingtafel nun über der Tür zum Treppenhaus anbringen lassen.

Der Maschinensetzer Heinrich Niedergesäß war nach dem 1. Weltkrieg SPD-Vorsitzender in seiner Heimatstadt Norden und übernahm 1929 das Amt des Parteisekretärs in Osnabrück. Mit der Machtübernahme der Nazis wurde seine Partei aufgelöst, für den Gewerkschafter und Sozialdemokraten begann die Zeit politischer Verfolgung. 1937 wurde Heinrich Niedergesäß verhaftet und wegen " Hochverrats" zu anderthalb Jahren Zuchthaus Hameln verurteilt.

Mit seiner Haftentlassung verschärfte sich seine Leidensgeschichte noch. Die Nationalsozialisten verschleppten ihn ins Konzentrationslager Buchenwald. Zwei Wochen, bevor Hitler den 2. Weltkrieg begann, wurde der SPD-Mann aus Osnabrück aus den Klauen der SS entlassen und durfte nach Osnabrück zurückkehren allerdings nur vorübergehend.

Nach dem Stauffenberg-Attentat auf Hitler im Juli 1944 holten ihn die NS-Schergen erneut ab und steckten ihn ins Arbeitserziehungslager Ohrbeck. Zusammen mit Fritz Szalinski, Heinrich Gross und Wilhelm Mentrup, drei weiteren politisch Verfolgten aus Osnabrück, wurde er ins KZ Neuengamme deportiert.

Als in Osnabrück schon die Alliierten einmarschierten, wurde das Konzentrationslager aufgelöst, aber die Gefangenen blieben in Unfreiheit und waren weiterhin der Willkür des nationalsozialistischen Terrorapparats ausgesetzt. 7000 Häftlinge aus Neuengamme wurden in Hamburg auf den Frachter " MS Thielbek" getrieben. Der Parteisekretär aus Osnabrück war einer von ihnen. Am 3. Mai 1945, fünf Tage vor Kriegsende, kam es zur Tragödie: Jagdbomber der Royal Airforce versenkten das Gefangenenschiff, das in der Lübecker Bucht vor Anker lag. Zu den vielen Toten gehörte auch Heinrich Niedergesäß.

Ertrunken in der Ostsee weil ihn die Nazis als KZ-Insassen auf das Schiff verbannt hatten. Auch wenn der Wortlaut auf der Gedenktafel nicht ganz präzise ist, kommt er der Wahrheit sehr nah.

In Osnabrück mahnt seit einiger Zeit ein Stolperstein vor dem ehemaligen Gewerkschaftshaus am Kollegienwall 13/ 14 an das Schicksal des aufrechten Sozialdemokraten. Die aufpolierte Tafel am Friseurgeschäft in der Hasestraße 60 ruft in Erinnerung, dass Heinrich Niedergesäß von 1934 bis 1944 in dem Haus gemeldet war.

Bildtexte:
Von den Nazis verfolgt: Heinrich Niedergesäß.
Eine Messingtafel erinnert an den SPD-Politiker Heinrich Niedergesäß, der von 1934 bis 1944 im Haus Hasestraße 60 gewohnt hat.
Frisch renoviert: das Haus mit dem Friseurgeschäft an der Hasestraße 60. Die Gedenktafel befindet sich über dem Eingang rechts.
Fotos:
Gert Westdörp, Archiv
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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